Dompropst Monsignore Joachim Göbel und Archäologe Dr. Bastian Asmus mit der „nur“ 43 Kilogramm schweren Glocke im Hasenkamp des Paderborner Domes, wo sie nun bis August dieses Jahres zu sehen ist.pdp/Lena Reiher Paderborn, 11. Februar 2019. Ihren Weg aus der Glockenwerkstatt im Breisgau hat sie angeschnallt auf der Rückbank des PKWs von Archäologe Dr. Bastian Asmus verbracht – die „nur“ etwa 43 Kilogramm schwere Bienenkorbglocke für die Bartholomäuskapelle. Nachdem im Sommer vergangenen Jahres zahlreiche Besucher ihren Weg vom Lehmklumpen bis zur Glocke in der lebendigen Dombauhütte im Garten des Abdinghofklosters mitverfolgen konnten, hat sie nun ihren Weg zurück nach Paderborn gefunden. Bis zum 24. August wird die sogenannte Theophilusglocke im Hasenkamp des Domes für alle Interessierte zu sehen sein, denn für diesen Tag ist ihre Weihe geplant, dem Patronatstag des heiligen Bartholomäus.
Die sogenannte Theophilusglocke wurde in einem mittelalterlichen Gussverfahren für die Bartholomäuskapelle gegossen.pdp/Lena ReiherSeit mindestens 100 Jahren, so die Schätzung des Glockensachverständigen Dechant Dr. Gerhard Best, ist der Dachreiter der Paderborner Bartholomäuskapelle leer. Dies belegen alte Fotoaufnahmen. Das sollte sich daher aus Anlass des 1.000-jährigen Jubiläums der ältesten Hallenkirche Deutschlands in 2017 ändern. Die kühne Idee dabei war, eine Glocke gießen zu lassen, „die im Original in der Bartholomäuskapelle hätte hängen können.“ Also eine romanische Glocke, die mit der Gusstechnik des 11. oder 12. Jahrhunderts n. Chr. gefertigt wird. An dieser Stelle kam Theophilus Presbyter ins Spiel, der im 12. Jahrhundert gelebt, und das damalige Gussverfahren ausführlich geschildert hat. Dr. Bastian Asmus, Archäologe, Spezialist für Archaeometallurgie und Kunstgießer hat sich daraufhin im Sommer dieser Herausforderung angenommen.
„Doch trotz der ausführlichen Beschreibung gab es immer wieder Lücken im Verfahren, die ich nur durch schlichtes Ausprobieren und meine bisherigen beruflichen Erfahrungen füllen konnte“, berichtet Dr. Asmus. „Daher gehörte auch eine gehörige Portion Mut des Metropolitankapitels dazu mir den Auftrag zu geben, da Niemand sicher gehen konnte, dass das Verfahren gelingt.“ Doch mit der Entscheidung Dr. Asmus den Auftrag zu geben lag das Metropolitankapitel genau richtig, denn der Guss hat reibungslos geklappt und ist einwandfrei gelungen: „Die Herstellung einer echten, und für den Gebrauch bestimmten Glocke macht mich sehr glücklich, da hier der Schritt von der wissenschaftlichen Arbeit zum lebendigen Handwerk geglückt ist.“
Vor Ort wurde direkt die erste Klangprobe von den Glockensachverständigen durchgeführt.pdp/Lena ReiherAuch die erste Klangprobe wurde bereits von den Glockensachverständigen Dechant Dr. Gerhard Best und Theo Halekotte abgenommen. „Sie klingt sehr schön“, war der einhellige erste Kommentar der Experten. „Als Anschlagton haben wir ein d‘‘‘ festgestellt, als tiefster Ton klingt ein a‘ am kräftigsten nach.“
Die Theophilusglocke ist dabei eine echte Paderborner Teamleistung. Der Bienenwachs für den Guss stammt von Bürgermeister Michael Dreier und der Friedrich-von-Spee Gesamtschule, die Kohle haben Paderborner Köhler zur Verfügung gestellt und Schützen der Maspern-Kompanie haben die Feuerwache gehalten. „Besonders dankbar sind wir auch dem Paderborner Stifter, der die Kosten des Gusses vollständig übernommen hat, aber unbekannt bleiben möchte“, erläutert Dompropst Monsignore Joachim Göbel.
Zu bewundern ist die Theophilusglocke nun bis zu ihrer Weihe am 24. August im Hasenkamp des Domes. Am Patronatstag des heiligen Apostels Bartholomäus wird dann Weihbischof Hubert Berenbrinker die Weihe der Glocke vornehmen. Nur Theophilusglocke wird sie dann aller Vorrausicht nach nicht mehr heißen, sondern den Patron ihres Bestimmungsortes übernehmen und zur Bartholomäus-Glocke werden.