Es begann mit einem Gespräch beim Einkaufen. Ordensschwestern der syro-malankarischen Gemeinschaft „Assisi Sisters“, die im Pfarrhaus von St. Heinrich in Dortmund-Höchsten leben und im Altenheim in Berghofen Dienst tun, hörten junge Frauen in ihrer Muttersprache Malayalam sprechen. Was als zufällige Begegnung begann, entwickelte sich zu einer außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte, die am Sonntag in der Kirche St. Heinrich auch Weihbischof Matthias König erlebte: Die Qurbana, die Eucharistiefeier im syro-malabarischen Ritus, zog fast 80 Gläubige an. Weihbischof Matthias König zeigte sich bewegt von der Innigkeit der Mitfeiernden, darunter viele junge Menschen und Familien. „Es ist beeindruckend, wie aus kleinen Anfängen eine lebendige Gemeinschaft wachsen konnte“, sagte er.
Syro-malabarische Gemeinde wächst in Dortmund
Ein Wohnzimmer als Gründungsort der Glaubensgemeinschaft
Der Ursprung der syro-malabarischen Feier in Dortmund reicht gerade einmal zwei Jahre zurück. Damals trafen die Schwestern beim Einkaufen auf junge Frauen aus Kerala, die für eine Pflegeausbildung nach Deutschland gekommen waren. Lange schon hätten sie keine Kirche besucht, erzählten sie. Sie fühlten sich in den hiesigen Gemeinden fremd und sehnten sich nach der Liturgie ihrer Heimat.
Die Schwestern organisierten eine erste Liturgie – im Wohnzimmer ihres Pfarrhauses. Zehn Menschen feierten damals mit. Doch die Nachricht verbreitete sich schnell. Immer mehr Gläubige, sogenannte Thomaschristen, kamen hinzu. Heute zählt die Gemeinde rund 270 Mitglieder, zum Weihnachtsgottesdienst versammelten sich sogar 230 Gläubige. Diese Thomaschristen berufen sich auf die Mission des Apostels Thomas in den Jahren 50 bis 60 n.Chr.
Glaubensvielfalt als Reichtum
Einmal im Monat feiern die Thomaschristen ihre Liturgie in der Kirche St. Heinrich. Diese Einladung ist für viele Gläubige ein entscheidender Halt. Neben jungen Menschen in der Pflegeausbildung gehören inzwischen auch Fachkräfte aus der IT-Branche und der Pharmaindustrie zur Gemeinde. Das Beispiel der syro-malabarischen Gemeinde zeigt, wie wichtig Menschen mit Migrationshintergrund für das Gemeindeleben im Erzbistum Paderborn sind. Laut Statistik haben 19 Prozent der Katholiken im Erzbistum eine Zuwanderungsgeschichte. „Ohne sie wäre unsere Kirche ärmer“, betont Weihbischof König.
Die Qurbana in St. Heinrich erinnert daran, dass Kirche lebendig bleibt, wenn sie Räume schafft, in denen sich Menschen zu Hause fühlen können – auch über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg. Was aus kleinen Anfängen werden kann, ist in Dortmund-Höchsten zu erleben.