Auf Regen folgt Sonnenschein. Also sprechen wir über positive Erlebnisse, was Klaus Krüger Hochzeiten und Taufen erwähnen lässt. Die feierlichen Events führen Einsatzkräfte und deren Familien in einem von Krüger abgehaltenen Gottesdienstes zusammen. Die bei diesen Veranstaltungen herrschende gute Laune springt beim Erzählen auf Klaus Krüger über. Dann leuchten seine Augen, sein Mund umspielt ein Lächeln und seine Duktus verfällt ins Berlinerische. „Ich“ wird zu „ick“, „was“ zu „wat“. Unverkennbar: Der 63-Jährige ist ein Kind der Hauptstadt, aufgewachsen im Westteil der seinerzeit geteilten Millionenmetropole.
Für das Theologiestudium hat er die Spree gegen die Pader eingetauscht. Hier ist Krüger heimisch geworden und schwingt sich in der knapp bemessenen Freizeit aufs Motorrad. Kutte an, Helm auf und ab geht die Fahrt ins Blaue. Apropos Blau: Als Mitglied im Polizei-Motorradclub „Blue Knights“ (Blaue Ritter) braust Krüger regelmäßig durch die Republik. Nebenbei tun er und seine Gefährten Gutes: Geld für Bedürftige sammeln. Geben ist seliger denn Nehmen.
„Wir haben ein begleitetes Leben“
Das entspricht Krügers christlichem Ethos. Entsprechend kennt der Diakon nur „einen einzigen und wahren Chef: Gott“. Die Beziehung zu ihm sei „nicht begreifbar“, sei vielmehr „ein Geheimnis des Glaubens“. Begreifbar sei ohnehin kaum etwas, bis auf dies: „Wir haben ein begleitetes Leben.“ Das klingt nach einem versöhnlichen Ausklang des Gesprächs, das sich seinem Ende entgegen neigt, denn die Kaffeetasse ist fast leer. Doch Krüger schlägt mit der folgenden Bemerkung einen Haken: „Unser Gott ist im Gegensatz zu seiner Kirche sehr flexibel“. Auch in seinem folgenden Statement ist er deutlich: „Wo Gott die Evolution von Welt und Mensch begleitet, fehlt der Kirche Mut zur Innovation. Statt zu agieren, reagiert sie nur und versucht aufzuhalten, was uns Klerikern Macht und Kontrolle nimmt.“
Auf die Frage, wie man dem entgegen wirken könne, meint Klaus Krüger: „Locker bleiben und nicht ‚das Gesetz‘ über den Menschen stellen“. Dass Kirche ihr Verständnis vom Willen Gottes durchsetzt und seine Ehre schützt, habe Gott „nicht nötig“. Obendrein sei es unmöglich, Gott zu beleidigen. Ganz einfach, weil er „souverän über uns steht, uns liebt und mit uns ist“.