Erzbischof Hans-Josef Becker (links) begrüßte im Katholischen Centrum in Dortmund zahlreiche Ehrenamtliche aus der Flüchtlingshilfe im Erzbistum Paderborn.pdpUnter dem Motto „Aktiv für Flüchtlinge“ trafen sich am Samstag mehr als 140 Ehrenamtliche aus der Flüchtlingshilfe im Erzbistum Paderborn im Katholischen Centrum in Dortmund. Zum zweiten Mal seit 2016 hatte Erzbischof Hans-Josef Becker zum Ehrenamtstag nach Dortmund eingeladen.
„Nach wie vor gibt es viele Menschen, die sich in der Flüchtlingsarbeit mit hoher Motivation und hohem Einsatz engagieren“, stellte Erzbischof Becker bei der Begrüßung der zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer fest. Leider werde in der Öffentlichkeit heute zu selten deutlich, „dass durchaus nicht unser ganzes Land gegen Menschen steht, die bei uns Zuflucht suchen“. Der Erzbischof bezeichnete es als ein „großartiges Zeugnis für die christliche Nächstenliebe“, wenn Menschen Flüchtlingen beim Erlernen der Sprache, beim Verstehen von Formularen, bei Behördengängen oder bei der Vorbereitung der Anhörung im Asylverfahren helfen. Ausdrücklich dankte er den Helferinnen und Helfern für ihr Engagement. „Es ist unsere Aufgabe, immer wieder das menschliche Antlitz der geflüchteten Menschen sichtbar zu machen“, betonte Erzbischof Hans-Josef Becker.
Talkrunde zur Flüchtlingshilfe (v.l.): Erzbischof Hans-Josef Becker, Hasan, Flüchtling aus Syrien, Jesuitenpater Christian Herwartz SJ, Regierungspräsident Hans-Josef Vogel (Arnsberg), Domkapitular Dr. Thomas Witt, Sonderbeauftragter des Erzbistums Paderborn für Flüchtlingsfragen, Anne Bartholome (CKD), Dechant Klaus Fussy (Bielefeld) und die Moderatorin Jutta Loke.pdp
Jesuitenpater Christian Herwartz SJ (Berlin) .pdp Darum ging es auch dem Referenten Pater Christian Herwatz SJ aus Berlin in seinem Impulsvortrag mit dem Titel „Die Entdeckung des Anderen – Flüchtlingsarbeit im Spannungsfeld zwischen Nächstenliebe, Respekt und Staatsräson“. Er rief dazu auf, den Anderen nicht nach seiner Herkunft zu fragen, sondern in ihm den Menschen zu sehen. Mit Bezug auf den Emmaus-Text des Evangeliums sagte er: „Seht den Auferstandenen unter euch!“
Pater Herwartz nahm auch am anschließenden Podiumsgespräch teil, ebenso wie Regierungspräsident Hans-Josef Vogel aus Arnsberg, Dechant Klaus Fussy (Bielefeld) für die Gemeinschaft S. Egidio, Anne Bartholome von den Caritas-Konferenzen Deutschlands (CKD), der Sonderbeauftragte des Erzbistums Paderborn für Flüchtlingsfragen, Domkapitular Dr. Thomas Witt und Hasan, der aus Syrien geflüchtet ist uns sich in Dortmund bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert.
Ein besonderes Thema des Gespräches war der Wandel in Politik und Öffentlichkeit von einer Willkommenskultur zur Abschottungspolitik. Diese Stimmung belaste auch die Ehrenamtlichen, die sich vermehrt für ihr Engagement rechtfertigen müssten, erklärte Anne Bartholome. Regierungspräsident Hans-Josef Vogel rief dazu auf, sich als engagierte Bürger mit einer anderen Meinung in der Öffentlichkeit häufiger zu Wort zu melden, um den Rechtspopulisten nicht das Feld zu überlassen. Domkapitular Dr. Thomas Witt meinte, es sei schwierig, aber notwendig, in der öffentlichen Debatte Räume für Differenzierungen zu schaffen. „Wo man sich auf die Begegnung mit Flüchtlingen einlässt, verändert sich der Blickwinkel“, erklärte er.
Elisabeth Völse (CKD) leiteteden Workshop mit Best-Practice-Beispielen ehrenamtlicher Flüchtlingsarbeit.pdp In mehreren Workshops ging es am Nachmittag unter anderem um die „Integration Geflüchteter in Arbeit und Ausbildung“, eine „Traumasensible Haltung in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe“, um Fragen des Asylrechts sowie um besonders positive Beispiele ehrenamtlicher Flüchtlingsarbeit. Dazu stellten Brigitte und Alfons Goris das ökumenische Café International in Kreuztal vor. Zweimal im Monat treffen sich dort überwiegend Flüchtlingsfamilien zum Austausch untereinander sowie mit den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.
Zum Abschluss des Ehrenamtstages feierte Erzbischof Hans-Josef Becker mit den Teilnehmern und weiteren Besuchern einen Gottesdienst in der Propsteikirche. „Wir beten auch für eine gerechtere Ordnung dieser Welt, die wir nur erreichen werden, wenn wir lernen umzukehren, zu teilen und von unserem Wohlstand abzugeben“, sagte er in seiner Predigt.