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Erzbistum Paderborn
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Verdammt viel Gutes und dennoch unattraktiv?

Wie attraktiv ist die katholische Kirche für die Gesellschaft noch? Blickt man auf die vielen negativen Schlagzeilen, muss die Antwort wohl lauten: im Gesamteindruck eher nicht so attraktiv. Aber warum eigentlich? Die Kirche tut immerhin viel Gutes. Oder nicht? Wir haben nachgefragt bei Dirk Wummel, Leiter des Bereichs Finanzen im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn.

Redaktion

Hand aufs Herz: Warum wird die Kirche von vielen als unattraktiv empfunden?

Dirk Wummel

Die Frage, die Sie mir stellen, hat mir meine Frau vor Kurzem so ähnlich gestellt: “Nenn mir mal drei gute Gründe, die dir spontan einfallen, warum es sich lohnt, in der Kirche zu bleiben.

Redaktion

Und was haben Sie geantwortet?

Dirk Wummel

Kirche ist ein Ort gelebter Spiritualität, sie engagiert sich in unterschiedlichsten sozialen Kontexten und hat eine globale Perspektive. Dies sind für mich drei gute Gründe, um die Kirche nicht nur zu unterstützen, sondern sie mitzugestalten. Allerdings gelingt es momentan nicht, den Kern der frohen Botschaft, auf den sich Kirche gründet und den sie in den oben genannten Aspekten entfaltet, zu den Menschen zu bringen. Im Gegenteil: Kirche wird in der Wahrnehmung der Menschen mit anderen Themen assoziiert, die sie wenig attraktiv erscheinen lassen.

Redaktion

Dabei tut die Kirche doch viel Gutes, oder etwa nicht?

Dirk Wummel

Definitiv. Ich denke beispielhaft an die Caritas, an den Bereich Bildung wie Schulen oder Kitas, die Eheberatung, Telefonseelsorge, territoriale Seelsorge, den Erhalt von Kulturgütern wie den Kirchen. Wir machen irrsinnig viel Gutes, auch das Engagement in der Dritten Welt gehört dazu.

Redaktion

Dennoch haben viele Leute, wie Sie schon sagten, ein eher negatives Bild von der Kirche.

Dirk Wummel

Die meisten Menschen bekommen das alles oft nicht mit. Sie wissen nicht, was Kirche an Gutem für die Gesellschaft leistet. Das Kirchenbild wird derzeit mehr durch die mediale Diskussion über Moral- und Machtfragen geprägt. Das überlagert das Gute einfach.

“Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Wir sollten stolz auf unseren Glauben sein und erzählen, was wir Gutes tun. Und wenn Gegenwind und kritische Stimmen kommen, wie bei dem Engagement in der Seenotrettung, dann sollten wir mit breiter Brust dafür einstehen.”

Dirk Wummel, Leiter des Bereichs Finanzen im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn

Redaktion

„Gutes tun“, meinen Sie das auch finanziell im Umgang mit den Einnahmen, zum Beispiel durch die Kirchensteuer?

Dirk Wummel

Ja, denn wir investieren die Kirchensteuer in vielen Bereichen unserer Gesellschaft. Und wir tun dies nachhaltig, generationenübergreifend und für alle Menschen in dieser Gesellschaft. Wir tun das alles nicht, um Profit zu machen, sondern versuchen, unseren christlichen Glauben mit Hilfe des Geldes in die Tat umzusetzen. Und wenn wir unsere Rücklagen am Kapitalmarkt anlegen, dann tun wir dies nach ethisch nachhaltigen Kriterien.

Redaktion

Warum wird dies von der Gesellschaft nicht honoriert?

Dirk Wummel

Von vielen Menschen erhalten wir durchaus Anerkennung für unser soziales Engagement. Was uns noch nicht gut gelingt, ist die Begeisterung, die viele gläubige Menschen haben, in die Gesellschaft hinein zu tragen, um noch mehr Neugierde zu wecken für das, was der Glaube und die Kirche für jeden Einzelnen positiv bewirken kann.

Wir haben eine starke Botschaft, aber man glaubt uns unsere Message einfach nicht mehr. Wann haben Sie im letzten Jahr in den überregionalen Medien einmal etwas Gutes über die Kirche gehört? Da fällt einem nicht viel ein.

Redaktion

Geht Ihnen das in Ihrem privaten Umfeld auch so?

Dirk Wummel

Zuerst werde ich mit den bekannten Themen konfrontiert: Zölibat, Rolle der Frau, Missbrauch und so weiter. Diese Themen haben alle ihre Berechtigung und sollten nicht verschwiegen werden. Ich versuche aber auch zu erzählen, was Kirche so alles Gutes macht. Dann kommt ganz oft die Antwort: „Das wusste ich ja gar nicht! Warum erzählt ihr das nicht der breiten Öffentlichkeit?“

Ein weiteres Beispiel für unsere sinnvolle Arbeit: Alle unsere Krankenhäuser und Altenheime kümmern sich um viele tausend Menschen. Und wichtig: Sie sind gemeinnützig. Das Geld bleibt im „Unternehmen“, geht nicht an Aktionäre oder private Eigentümer, die damit Profit machen wollen. Das ist bei uns im gesamten caritativen Bereich so. Auch deshalb bin ich felsenfest davon überzeugt, dass unsere Arbeit Sinn macht, denn wir arbeiten zum Wohl der Menschen.

Redaktion

Müssen wir Gläubigen also mehr Begeisterung nach außen tragen?

Dirk Wummel

Stellen Sie sich vor, Sie sind Fußballfan. Dann schwärmen Sie doch von Ihrer Mannschaft und Ihrem Verein. Hören Sie Katholikinnen und Katholiken mit so einer Begeisterung über ihren Glauben oder über ihre Erfahrungen mit Kirche im Alltag reden? Eher seltener. Da müssen wir uns alle selbstkritisch hinterfragen. Wenn wir die Leute nicht überzeugen können, wer soll es sonst tun? Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Wir sollten stolz auf unseren Glauben sein und erzählen, was wir Gutes tun. Und wenn Gegenwind und kritische Stimmen kommen, wie bei dem Engagement in der Seenotrettung, dann sollten wir mit breiter Brust dafür einstehen.

Redaktion

Wie wird sich die Kirche in Zukunft verändern?

Dirk Wummel

Die Kirche der Zukunft wird kleiner sein, an Gläubigen, Haupt- und Ehrenamtlichen, an Angeboten und Gebäuden. Bei der Kirchensteuer müssen wir mit massiven Einbrüchen rechnen und deshalb auch bei finanziellen Investitionen Prioritäten setzen. Aber wird die Kirche dadurch schlechter? Nein, warum? Um die Kirche im Allgemeinen mache ich mir keine Sorgen, aber die Art und Weise, in der wir unseren Glauben leben und verkündigen, da stehen wir am Anfang von sehr großen Veränderungen.

Redaktion

Worauf wird es dabei ankommen?

Dirk Wummel

Alles, was wir als Kirche tun, muss sich an der Frage messen lassen, ob es den Menschen dient. Wir haben nicht nur eine Verantwortung für unsere Mitglieder hier im Erzbistum Paderborn, sondern auch gesamtkirchlich und gesellschaftspolitisch. Immer wieder neu aus der Perspektive „der Menschen“ zu denken und diesem Denken vor unserem Tun höchste Priorität einzuräumen, darauf kommt es an. Schließlich haben wir den Anspruch, als Personen und als Kirche die Welt ein Stück besser zu machen.

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