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Erzbistum Paderborn
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Von Burgkapellen und Sandsteinengeln

Holger Kempkens leitet das Erzbischöfliche Diözesanmuseum und die Domschatzkammer Paderborn

Holger Kempkens und die Kunst der Kirche

Innerhalb unserer Reihe „Auf eine Kaffeelänge mit …“ treffen wir uns wöchentlich mit einer Person aus dem Erzbistum Paderborn. Einzige Bedingung der Zusammenkunft: Das Meeting endet, sobald der Kaffeebecher geleert ist. Diesmal haben wir uns mit Dr. Holger Kempkens getroffen, der seit Oktober 2020 das Paderborner Diözesanmuseum leitet.

Der kleine Sandsteinengel in der Vitrine des Diözesanmuseums geht leicht in die Knie, so als sei er gerade erst gelandet und müsse noch den Schwung des Fluges abfedern. Auf den ersten Blick scheint das eine geeignete Metapher zu sein für einen neuen Museumsdirektor, der aus Bamberg an die Pader kommt, nur um hier vom Pandemie-Winter 2020 ausgebremst zu werden. Statt echten Besuchern vor realen Kunstwerken musste er sein Museum ins Digitale verlagern. Ist Holger Kempkens also – wie man in seiner neuen Heimat sagen würde – noch „am Landen dranne“?

Wo Domschatzkammern locken

Weit gefehlt! Kempkens‘ Wechsel nach Paderborn ist viel weniger eine Ankunft als eine Art Rückkehr. Schon mit seiner Doktorarbeit zur Kirche der ehemaligen Zisterzienserabtei Marienfeld und der Burgkapelle von Schloss Rheda, in der auch der Paderborner Dom Thema war, hat sich der gebürtige Kölner forschend in der Region bewegt. Doch die Verbindung reicht weiter zurück.

Großmutter und Großtante des jungen Kempkens wohnten in Bielefeld. Mit ihnen unternahm er Kirchenentdeckungstouren. „Ich bin schon immer gerne in Kirchen gegangen, habe mir die Kunstwerke dort angeguckt, aber auch die Atmosphäre dieser Räume wahrgenommen.“ Kinder hätten ein besonderes Gespür dafür, dass Sakralräume „etwas außerhalb dieser Welt stehen“. Besonders interessant für ihn: Münster, Paderborn und Minden. Denn: „So eine Bischofskirche mit Domschatz lockt natürlich sehr“, sagt Kempkens lachend. Das Interesse aus Kindertagen habe seinen Lebensweg bestimmt, immer wieder habe er sich im Bereich der sakralen Kunst bewegt. Etwa als Kurator für Ausstellungen im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in Dalheim oder beim Bistum Münster.

Von der Bandbreite an Kirchenbau und Kirchenkunst im Erzbistum Paderborn ist Kempkens auch heute noch begeistert. „Die Jesuitenkirche in Büren finde ich ganz großartig, die kann mit jeder süddeutschen Rokokokirche mithalten.“ Dazu kämen spätromanische, aber auch neugotische Gotteshäuser – und natürlich das Weltkulturerbe Westwerk Kloster Corvey. In Bamberg, wo er die letzten acht Jahre wirkte, steht zwar gleich die ganze Altstadt unter UNESCO-Schutz, doch „man braucht sich in Ostwestfalen wirklich nicht zu verstecken“, sagt Kempkens. Auch das Paderborner Diözesanmuseum beherberge große Kunst, „mit der Imadmadonna und dem Tragaltar des Rogerus von Helmarshausen haben wir hier Spitzenwerke von europäischem Rang“. Die Frage nach einem Lieblingsstück könne er da nur mit einer langen Liste beantworten.

Die Handschrift des Meisters

Mit einem Werk der Sammlung hat sich der neue Direktor in letzter Zeit allerdings etwas intensiver auseinandergesetzt, und zwar mit dem kleinen Sandsteinengel. Ein Verkündigungsengel, sagt Kempkens. Doch wirklich mitteilsam war die Figur bislang nicht. Weder wusste man, in welcher Kirche sie mal stand, noch welcher Künstler sie einst geschaffen hatte. Auf dem Schildchen vor der Vitrine steht nur „Westfalen, um 1450. Baumberger Sandstein“. „Das wird noch neu gedruckt“, sagt Kempkens. Denn er weiß jetzt mehr.

Als er vor einigen Monaten mit seinen Mitarbeiterinnen die neue Dauerausstellung plante, stießen sie im Depot auf den Engel. Kempkens kontaktierte seinen langjährigen Freund Reinhard Karrenbrock, einen ausgewiesenen Kenner mittelalterlicher Sandsteinplastik. Karrenbrock hatte früher schon an der Figur die Handschrift eines Künstlers erkannt, der bisher nur unter dem Notnamen „Meister des Krapendorfer Altares“ bekannt war. Doch in der Zwischenzeit war es ihm gelungen, dessen richtigen Namen zu lüften: Heinrich Blanckebiel (gest. 1487/88), ein Bildhauer aus Münster, der schließlich an den Niederhein nach Wesel umgezogen ist. Das sei das Spannende an seiner Arbeit, sagt Kempkens, „wenn man einem Objekt wie diesem wieder ein kleines bisschen seiner Geschichte zurückgeben kann.“

 

Zur Person

Holger Kempkens wurde 1971 in Köln geboren. Er studierte Kunstgeschichte, Historische Geographie und Denkmalpflege/Bauforschung in Bonn und Bamberg. In Bonn wurde er mit einer Arbeit über die Zisterzienserklosterkirche Marienfeld und die Burgkapelle von Schloss Rheda promoviert. Er organisierte die Ausstellung „Macht des Wortes. Benediktinisches Mönchtum im Spiegel Europas“, ein Kooperationsprojekt des Benediktinerstifts St. Paul/Kärnten und des Westfälischen Landesmuseums für Klosterkultur in Dalheim. Im Anschluss konzipierte er Teile der Sonderausstellung „Goldene Pracht. Mittelalterliche Schatzkunst in Westfalen“ für das Bistum Münster. Von August 2012 bis Herbst 2020 leitete er das Diözesanmuseum Bamberg. Am 15. Oktober 2020 folgte er auf Christoph Stiegemann als Direktor des Erzbischöflichen Diözesanmuseums und der Domschatzkammer Paderborn.

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