Verantwortung vor der Geschichte des Vereins
Deshalb habe er schon einmal versucht, seinen Posten an ein anderes Mitglied zu übergeben. 2016 war das, da war er schon acht Jahre Oberst – davor neun Jahre Hauptmann und davor wiederum drei Jahre Leutnant. Doch nachdem der Vorstand nach einem Jahr keinen Nachfolger gefunden hatte, machte er weiter. Sein Grund: „Wenn keiner Verantwortung übernimmt, dann geht so etwas zu Ende. Und das wäre schade.“
Mit dem leisen Stolz der Ostwestfalen erzählt er von der langen Tradition des Vereins. 1736 gegründet – da war Paderborn noch Fürstbistum und wurde vom prunkliebenden Wittelsbacher Clemens August regiert. „Wir sprechen hier von 285 Jahren. Da waren sicherlich ganz harte Jahre dabei. Und jetzt, wo es uns seit 70 Jahren gut geht, haben wir auf einmal Probleme, unseren Verein aufrechtzuerhalten?“ Die Mitgliederzahlen seien nicht das Problem, die blieben konstant. Aber „die Leute sind einfach nicht mehr bereit, Verantwortung zu übernehmen. Sie lassen sich zwar gerne bei der Hand nehmen und tun, um was man sie bittet.“ Die wenigsten ergreifen jedoch selbst Initiative. Den Schützenvereinen der Umgebung gehe es ganz ähnlich.
Der Nörder Verein als Beispiel für einen bundesweiten Trend
Damit steht Nörde exemplarisch für eine Entwicklung im Schützenwesen und im Ehrenamt allgemein: Der Freiwilligensurvey misst seit 1999 steigende Zahlen, was die Engagierten angeht. Doch die Zahl derer, die viel Zeit in die Sache investieren und Leitungsfunktionen übernehmen, geht zurück. Udo Wiegard hat eine klare Meinung dazu: „Ich kann nicht darauf warten, dass mir einer sagt: ‚Kehr, wir machen das jetzt mal!‘ Da muss man sich schon zusammentun und Dinge organisieren.“