Erst Advent, dann Weihnachten, das ist klar. Doch wann die Kirche Weihnachten feiert, das ist lange alles andere als klar gewesen. Bevor sich unser heutiges Datum für die Geburt Jesu durchsetzt, gilt die damals am 6. Januar begangene Taufe Jesu als Hochfest. Aus naheliegenden Gründen ist dieser Tag auch ein wichtiger Tauftermin. Und genau wie bei der Taufe in der Osternacht, bereiten sich werdende Christinnen und Christen mit einer vierzigtägigen Fastenzeit auf diesen Termin vor.
Da man damals weder am Samstag noch am Sonntag fastet, erstreckt sich die Fastenzeit über acht Wochen, beginnend mit dem Fest des heiligen Martin, dem 11. November. Auf diesen Tag fällt auch das Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres: Der Zehnt, die Abgabe an Kirchen und Klöster, wird fällig. Es müssen aber auch alle Nahrungsmittel, die sich nicht über den langen Winter halten, aufgegessen werden – vielerorts Anlass für ein Festessen vor einer Phase der Enthaltsamkeit.
Verzicht und Vorfreude
Ab dem vierten Jahrhundert setzt sich der 25. Dezember als Datum für den Weihnachtstag durch. Damit verändert sich auch der Fastenbrauch. Die ersten Spuren einer vorweihnachtlichen Vorbereitungszeit finden sich im spätantiken Spanien und Frankreich. In seiner Fastenordnung schreibt Bischof Gregor von Tours (gest. 490) drei Fastentage pro Woche zwischen Sankt Martin und Weihnachten vor. Beeinflusst durch irische Missionare steht hier die endzeitliche Erwartung im Vordergrund. Mit Weihnachten verbinden sich also Hoffnungen auf eine baldige Wiederkehr des Gottessohnes. Was den Advent zu einer Zeit der Umkehr und Buße macht. Deshalb tragen die Geistlichen in dieser Zeit violette Messgewänder und in der Liturgie fallen Gloria, Halleluja und Te Deum weg.