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Erzbistum Paderborn
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© Kurt Reuber / amras_wi / Wikimedia Commons

Im Buch des Propheten Jesaja lese ich

Geistliches Wort von Abt Aloysius Althaus OSB zum 2. Advent

Im Buch des Propheten Jesaja lese ich:

Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht, über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.
( Jes 9, 1 )

Auch zur Zeit des Propheten Jesaja war die Welt dunkel, die Sorgen waren groß. Mitten in die Dunkelheit verkündete er das Licht, das große Licht, das andere Licht.

Auch wir kennen im eigenen Leben Finsternis, Angst, innere Not, Krankheit und Leid, Einsamkeit, fehlende Anerkennung, Streit, Trennung, Überforderung und Ausgebranntsein.

Und ein Blick in die aktuelle Weltsituation zeigt immer neue Formen von Gewalt, Terror, Krieg und Flüchtlingsproblematik.

Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht.

Und in der Liturgie der Heiligen Nacht hören wir:

„Ich verkünde euch eine große Freude.“

Diese Worte sind zu uns gesprochen, egal, ob wir jetzt Grund zur Freude haben oder ob Tränen unsere Augen füllen.

© NARANAT STUDIO / Shutterstock.com
© NARANAT STUDIO / Shutterstock.com

Sehr geehrte Leserin,
sehr geehrter Leser,

als mich die Anfrage erreichte, zum Zweiten Advent einen Text zu veröffentlichen, befand ich mich gerade im Jahresurlaub in Bad Wörishofen. Genau an diesem Nachmittag habe ich die Gedenkkapelle der Opfer der beiden Weltkriege in Schöneschach aufgesucht.

Dort befindet sich eine Kopie des „Stalingrader Weihnachtsbildes“.

1942 ist in Stalingrad ein Weihnachtsbild entstanden, das für mich zu den ergreifendsten, erschütterndsten und zugleich hoffnungsvollsten gehört. Soldaten schwankend zwischen Verzweiflung und Hoffnung; Soldaten in Kälte, Hunger und Angst und wehmütigen Erinnerungen.

Ein Hoffnungsbild

Das mit Kohle gezeichnete Bild zeigt eine Mutter mit ihrem Kind: Maria mit Jesus. Zwei hilflose Gestalten, wehrlos und arm. Sie schmiegen sich aneinander.

Und dennoch: Mutter und Kind sind nicht verloren. Wie die Mutter ihr Kind umhüllt, so sind beide nochmals umfangen von einem weiten Mantel.

Und wieder kommt mir der Text aus dem Buch Jesaja in Erinnerung:

Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht. Jeder Stiefel der dröhnend daher stampft, jeder Mantel, der mit Blut befleckt ist, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers.

Damit nicht genug; am Bildrand der Stalingradmadonna stehen die Worte: Licht, Leben, Liebe.

Worte, welche die Sehnsucht der Soldaten zum Ausdruck brachten.

Dieses Hoffnungsbild möchte ich Ihnen im Zugehen auf das Weihnachtsfest mit auf den Weg geben. Dieses Hoffnungsbild inmitten all des Elends, inmitten aller Verlorenheit und Ausweglosigkeit, auch unserer Tage.

Sehr geehrte Leserin,
sehr geehrter Leser,

für mich sind die drei Worte am Bildrand der Stalingradmadonna so wesentlich.

Licht: Nicht die Nacht wird am Ende siegen, sondern: „Der Glanz des Herrn umstrahlte sie.“ (vgl. Lk 2,9)

Leben: Nicht der Tod wird für immer triumphieren, sondern: „Heute ist euch der Retter geboren“ (vgl. Lk 2,11): Freude über die Erlösung.

Liebe: Nicht Hass und Gewalt haben das letzte Wort, sondern: Ein Kind in der Krippe – Friede auf Erden – Freude im Herzen.

Helfen wir mit, eine Kultur der Anerkennung und der Würde des Menschen zu schaffen. Suchen wir das, was alle Menschen verbindet, und stellen wir es vor das Trennende. Und noch einmal: Nicht die Gewalt hat das letzte Wort in der Geschichte, sondern die Liebe.

Jahr für Jahr lässt mich ein Wort von Alfred Bengsch nachdenklich werden:

Es heißt: Um Christi willen den Dienst der Liebe beginnen. Denn wir müssen mit unserem Leben vor den Augen des Kindes von Betlehem bestehen können.

Ich möchte noch einmal auf die Freude zurückkommen. Freude stellt sich dort am ehesten ein, wo sie unerwartet, unverdient, geschenkt ist. Wenn ich eine Begegnung, eine Liebesbezeugung, ein Geschenk nie erwartet hätte, weil ich nichts getan habe, um sie zu erlangen, wenn sie unerwartet auf mich zukommen, aus reiner, grundloser Zuneigung, dann ist das ein Grund, um zu singen und zu tanzen, um fröhlich und dankbar zu sein.

 

In einem neuen Geistlichen Lied heißt es:

Die Freundschaft Gottes trägt euch ja, gibt Frieden eurem Herz, sein Friede macht euch froh und frei, lässt froh sein auch im Schmerz.

Ob ein Mensch in der Freude lebt, das ist also die Probe auf die Echtheit christlichen Glaubens. Ich möchte fast sagen: Ohne die Freude kann es kein glaubwürdiges Bezeugen der Botschaft Christi geben. An unserer Freude erfahren die Menschen, was Leben aus der Gnade, der unverdienten Liebe Gottes bedeutet. In unserer Freude wird die Güte Gottes offenbar.

Treffend fasste Friedrich Schiller diese Erkenntnis in seinem Gedicht „Das Glück“ in Worte:

Auf dem geschäftigten Markt, da führte Themis die Waage,

 und es messe der Lohn streng an der Mühe sich ab.

Aber die Freude ruft nur ein Gott auf sterbliche Wangen,

wo kein Wunder geschieht, ist kein Beglückter zu sehen.

Sehr geehrte Leserin,
sehr geehrter Leser,

mit meinem Wahlspruch aus dem Brief an die Epheser wünsche ich Ihnen ein gutes und gesegnetes Zugehen auf das Weihnachtsfest:

Wandelt in der Liebe! ( Eph 5,2 )

Denn so werden die mächtigen Zerstörungskräfte überwunden und die Freude stellt sich ein.

+ Aloysius Althaus OSB

Abt Aloysius Althaus OSB leitet seit 2013 die Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede. Er wurde 1966 geboren. Nach einer Ausbildung zum Krankenpfleger trat er 1988 in die Abtei Königsmünster ein. Im Jahr 1992 feierte er seine Profess, ein Jahr später ging er zum einem Missionsaufenthalt nach Tansania. Seine Priesterweihe empfing er im Jahr 2005.

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