Egal wie groß oder klein die Krippenlandschaft, drei Figuren dürfen keinesfalls fehlen: Josef, Maria und das Jesuskind. Diese weihnachtliche Stammbesetzung nennt man auch die Heilige Familie. Das heißt aber nicht, dass Jesus nicht noch mehr Verwandte gehabt hätte. Bei Markus liest man von Jesu Brüdern und Schwestern (Mk 3,31) und Matthäus nennt sogar Namen: Jakobus, Josef, Simon und Judas (Mt 13,55). Das stellte die Theologie vor ein Problem – und führte in der Kunst des Spätmittelalters zu einer außergewöhnlichen Darstellungsform: der „Heiligen Sippe“.
Zwischen 1468 und 1475 malte der Weseler Künstler Derick Baegert (um 1440-um 1515) ein Altarretabel für die damalige Klosterkirche der Dominikaner in Dortmund. Das dreiflügelige Bild zeigt rechts die Anbetung der Könige und in der Mitte eine große Kreuzigung. Beide Szenen sind neben den bekannten Protagonisten von einer eine Fülle von Nebenfiguren bevölkert – der Figurenreichtum seiner Kompositionen gilt sogar als Charakteristikum für Baegerts‘ Werk. Lässt man den Blick weiter nach links schweifen, könnte man meinen, dass sich dieser Stil auch auf der linken Tafel fortsetzt. Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoß im Zentrum und darum formieren sich weitere Nebenfiguren, damit das Bild nicht so leer aussieht. Doch Halt, hier ist etwas anders: In goldener Schrift trägt jede Figur einen Namen.