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© Shutterstock / donatas1205

Re-Start im Ruderboot

Wie Manuela Diening zu einer der besten Para-Ruderinnen wurde

Wenn Manuela Diening rudert, dann vergisst sie, dass sie im Rollstuhl sitzt. Dann ist sie eine von vielen auf dem Wasser. Und eine der besten. Manuela Diening, gebürtig aus Welver im Kreis Soest, ist auf dem Weg in die Weltspitze des Behindertensports. Zwei Kilometer im Einer, das ist ihre Disziplin.

Gerade trainiert sie für ein großes Ziel: eine Medaille bei den Paralympics. Volle Konzentration auf Paris 2024. Dass sie dieses Ziel überhaupt vor Augen hat und dafür kämpfen kann, hat sie ihrem persönlichen Aufbruch vor fünf Jahren zu verdanken. Oder wie sie sagt: ihrem Re-Start.

Jeder Tag war eine Herausforderung

Um Dienings Re-Start verstehen zu können, reisen wir in die Zeit davor. Damals arbeitet sie bei einer Unternehmensberatung in Augsburg. „Es war Arbeiten am Limit“, sagt Diening. Sie reiste zu Kunden in München, Frankfurt und Köln. 70-Stunden-Wochen waren vorprogrammiert.

„Ich war schon immer ehrgeizig, das konnte ich dort sehr gut ausleben“, sagt Diening. Und: „Jeder Tag war eine Herausforderung, das hatte einen gewissen Kick.“

Doch auf einmal war Schluss damit. Nach fünf Jahren bei der Unternehmensberatung erleidet Manuela Diening eine plötzliche Erkrankung, über die sie nicht näher sprechen möchte. Sie wurde rausgerissen aus einer Welt, in der es fast nur um Leistung ging. Und lag im Krankenbett.

Wie verletzt und geschockt sie sich damals gefühlt hat, lässt sich nur erahnen. Diening sagt: „Das war nicht einfach. Vor allem wahrzunehmen, dass das Leben jetzt anders ist.“

Sie erzählt, wie sie erst alles dafür tun wollte, wieder laufen zu lernen. Bis sie einsehen musste, dass das Ziel unerreichbar ist. „Mir war dann schnell klar, dass ich die Situation nur akzeptieren kann, wenn ich selbstständig bin. Wenn ich ohne fremde Hilfe leben kann“, sagt sie. Dieser Fokus sei wichtig gewesen, um den Schock zu verarbeiten.

Wie wird das Leben im Rollstuhl?

Nach etwa einem Jahr Reha hatte Diening ihr Ziel erreicht. Sie konnte eigenständig leben und wohnen. Dann  stand die nächste Frage im Raum: Wie geht es beruflich weiter?

Sie sagt: „Ich wollte es mir nicht nehmen lassen, den Job in der Unternehmensberatung wie zuvor zu machen“. Die Menschen in ihrem Umfeld sagten ihr: Das bekommst du nicht hin. Und sie dachte: Doch.

Und sie bewies es.

Diening reiste wie zuvor quer durch Deutschland zu Kunden. Sie arbeitete ein ordentliches Pensum ab. Doch sie merkte auch, wie sie immer mehr an Grenzen stieß.

Zum Beispiel, wenn sie mit dem Flieger in Bremen landete – und der Rollstuhl noch in Düsseldorf stand. Wenn Gebäude nicht barrierefrei waren und ihr der Gedanke kam: „Scheiße, wenn ich nicht im Rollstuhl sitzen würde, hätte ich den ganzen Hick-Hack nicht.“

Was Diening erlebte, ließ sie immer unzufriedener zurück. Vor allem wollte sie nicht mehr, dass die Arbeit das Leben bestimmte. In ihr wuchs der Wunsch, etwas zu ändern. „Dann“, sagt Diening, „habe ich alles gekündigt, was man kündigten konnte: Den Job, die Wohnung, die Beziehung“.

Diening auf dem Weg zur Weltspitze im Para-Rudern

2019 zog Manuela Diening nach Münster. Sie bekam eine Stelle bei der Stadt Emsdetten, wo sie heute die stellvertretende Leiterin der IT-Abteilung ist.

Und sie entdeckte ihr Talent im Rudern. Mehr zufällig als geplant.

„Nach dem Re-Start fühlte ich mich körperlich nicht fit“, sagt Diening. Also suchte sie nach einer neuen Sportart. Zunächst spielte sie Rollstuhlbasketball. „Das ist so der Klassiker“, sagt sie.

Doch sie merkte, dass sie eher eine Ausdauersportart reizt. Als sie dann im Münsteraner Hafen einen Ruderer sah, war ihr klar: Das muss ich ausprobieren.

Was dann folgte, ist ein rasanter Aufstieg. Innerhalb von drei Jahren schaffte es Diening von der Ruder-Anfängerin bis in die Nationalmannschaft. Ein sportlicher Erfolg, der für Diening noch mehr bedeutet hat.

Sie erzählt: „Durch den Rollstuhl ist mein Selbstbewusstsein gesunken. Menschen schauen plötzlich zu mir herab und ich kann nicht mehr überall dabei sein. Dieses Selbstvertrauen baut man nicht einfach so wieder auf. Doch der Sport hat mir gezeigt, dass ich trotz des Rollstuhls einiges kann. Dass ich einige Hürden überwinden kann.“

Medaille für Diening bei den Paralympics?

Heute ist Diening eine der schnellsten Ruderinnen in ihrer Klasse. Ihre Bestzeit liegt momentan bei 10:50 Minuten auf zwei Kilometern. Das Maß der Dinge seien aktuell 10:13 Minuten. Frage: „Kannst du das packen?“. Diening: „Ja. Mit viel Ehrgeiz und Energie könnte das was werden. Man braucht ja Ziele.“ Zum Beispiel eine Medaille bei den Paralympischen Spielen.

Vom Rückschlag über den Re-Start bis hin zu Olympia wären es für Manuela Diening gut 10 Jahre. Ihre Erlebnisse erinnern fast schon daran, wie Heldengeschichten in Filmen und Büchern erzählt werden: Die Protagonistin muss aus ihrer gewohnten Welt aufbrechen. Sie macht sich auf eine Reise, hat eine Aufgabe zu erledigen und kehrt als neuer Mensch zurück. Doch so leicht ist es nicht.

„Das würde bedeuten, dass ich keine Probleme mehr habe“, sagt Diening. „Es gibt weiterhin Hochs und Tiefs. Ich stehe weiter vor Herausforderungen, die gelöst werden müssen. Ich würde schon gern in das alte Leben ohne den Rollstuhl zurück. Aber ich versuche, das bestmögliche rauszuholen. Und der Sport gibt mir Kraft, mit der ganzen Situation umzugehen.“

Das Blatt kann sich wenden

Acht Stunden Arbeiten, dazu zwei Mal anderthalb Stunden Training pro Tag. So sieht Dienings Alltag momentan aus. Der Glaube an Gott habe für sie momentan keinen Raum mehr, sagt sie. Doch ihre Geschichte ist voller Mut, Hoffnung und Glauben. Diening sagt: „Ich glaube schon, dass alles sich zum Positiven entwickelt. Natürlich gibt’s da die ein oder andere Hürde, aber wenn man die Hürde nimmt, kann sich das Blatt wenden. Da nehme ich auch meine Kraft her.“

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