Der Katholikentag wird sich unter anderem mit den Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, mit den gesellschaftlichen Veränderungen nach zwei Jahren Pandemie, mit dem Missbrauchsskandal und der Kirchenreform beschäftigen.
Viele Probleme in dieser Zeit
„Was für Zeiten! Wir erleben einen völkerrechtswidrigen Krieg in der Ukraine. Wir müssen uns neu der Frage nach den Menschenrechten stellen und ihre internationale Gültigkeit durchsetzen. Und wir müssen uns mit einer seit zwei Jahren existenten Pandemie beschäftigen, die unser aller Leben radikal verändert hat“, sagte die Präsidentin des Katholikentags und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp. Nach „Zusammenhalt und Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft zu fragen“ heiße aber auch, „sich den Abgründen und Aufbrüchen unserer Kirche zu stellen.“ Dies werde der Katholikentag leisten. „Er soll wieder Kraft geben, Leben zu teilen – wie es das Leitwort des Katholikentags uns aufgibt.“
Bischof Dr. Gebhard Fürst, dessen Diözese Gastgeberin des Katholikentags ist, appellierte an die Menschen im Land, gerade in diesen Zeiten zu kommen: „Wir feiern ein Fest, ein Fest des Glaubens, und das trotz Krieg und trotz der Krise in der Kirche. Denn gerade jetzt brauchen wir alle, was dieses große Zusammentreffen bieten kann: den offenen Austausch, die konstruktive Diskussion über kirchliche und politische Themen, spirituelle Impulse und die Kraft des gemeinsamen Glaubens.“
Dem Zeitgeist auf den Zahn fühlen
Fürst lud im Besonderen zum „Abend der Begegnung“ am Eröffnungstag ein. Schon immer seien Katholikentage Orte gewesen, „an denen die Themen besprochen wurden, die den Menschen auf den Nägeln brannten. Und selten mag es in den vergangenen Jahren brennendere Themen gegeben haben als jetzt.“
Marc Frings, Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, erinnerte an die Geschichte der Katholikentage in Deutschland. Der erste deutsche Katholikentag habe 1848 stattgefunden, als Generalversammlung der Katholischen Vereine Deutschlands. In den folgenden Jahrzehnten und bis heute habe sich der Katholikentag immer mit dem Zeitgeist auseinandergesetzt. „Katholikentage waren immer ein Motor der Veränderung, eine Plattform zur Gegenwartsbestimmung und ein Seismograf für den Blick in die Zukunft.“ Die katholische Zivilgesellschaft operiere, denke und diskutiere nicht in einer geschlossenen Blase: „Wir sind hier, wir sind viele und wir treten in den Austausch“ mit Politik und Kirche und mit den Besuchende des Katholikentags.
Drei große Themenbereiche
Dr. Thomas Großmann, Leiter der Abteilung Katholikentage und Großveranstaltungen beim ZdK, stellte das Programm genauer vor. Er erläuterte die drei großen Themenbereiche „Unser Glaube: Hoffnung teilen“, „Unsere Verantwortung: Herausforderungen teilen“ und „Unsere Zukunft: Chancen teilen“ und verwies auf Neuerungen. Dazu zählt unter anderem das „Zentrum Regenbogen“ von und für queere Menschen und eine Lebenswelt für junge Erwachsene, die an der Schwelle zwischen Ausbildung und Beruf stehen. Zahlreiche prominente Persönlichkeiten hätten ihr Kommen zugesagt, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die Vizepräsidentinnen Katrin Göring-Eckardt und Petra Pau sowie mehrere Leitungen von Bundesministerien. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann komme selbstverständlich ebenso zum Katholikentag wie die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, ZdK-Mitglied Malu Dreyer. Aus der Ökumene erwarte man u.a. die Ratsvorsitzende der EKD, Annette Kurschuss und die Präses der EKD, Anna-Nicole Heinrich, sowie den evangelischen Landesbischof von Württemberg, Frank Otfried July und die evangelische Präsidentin des Ökumenischen Kirchentags, Bettina Limperg.
Programm erstmals digital und analog verfügbar
Thomas Großmann wies auf eine entscheidende Neuerung in der Programmdarstellung hin. „Statt des bisher üblichen 600seitigen Programmbuches steht ab sofort das gesamte Programm auf der Website des Katholikentags unter www.katholikentag.de/programm zur Verfügung.“ Dies eröffne neue Möglichkeiten, „das zu finden, was Sie interessiert. Blättern war gestern, jetzt dürfen Sie surfen.“ Das Programm werde in wenigen Tagen auch als App herunterladbar sein. Um den Teilnehmenden den Übergang vom Analogen zum Digitalen leicht zu machen, werde man „in etwa 14 Tagen zusätzlich mit einem Printprodukt aufwarten“. In der 80-seitigen Broschüre finde man unter anderem ausführliche Einweisungen in die digitale Programmdarstellung.