Liebe Leserinnen und Leser,
noch vor wenigen Wochen hätten wir vieles von dem, was wir jetzt erleben, für vollkommen unmöglich gehalten. Wer von uns hätte sich vorstellen können, dass nach so vielen Jahrzehnten Frieden ein Krieg in Europa, in der Ukraine, beginnt?
Im Gebet verbunden sind wir mit den Menschen in den Kriegsgebieten und den vielen Flüchtlingen. Als Erzbistum wollen wir uns weiter für diese Menschen einsetzen.
Unmögliches wird Realität
Auch Ostern hat viel damit zu tun, dass etwas, was Menschen für absolut unmöglich gehalten haben, Realität wird – wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen. Für die Jüngerinnen und Jünger schien mit dem Tod Jesu am Karfreitag alles aus zu sein, und ihre große Hoffnung wurde begraben. Unmöglich, dass es weitergehen konnte!
Weil es so unmöglich schien, brauchten sie Zeit, bis sie das Geschehen richtig deuten konnten. So beschreiben es die biblischen Zeugnisse. Den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus geht es so: Sie treffen einen Fremden, der mit ihnen zusammen den Weg geht, der ihnen ganz sympathisch und zugewandt ist – aber wer er ist, das können sie zuerst nicht fassen. Und so braucht es seine Zeit, bis sie ihn erkennen und bis für sie das Unmögliche wirklich wird: dass nämlich der Christus von den Toten auferstanden ist und lebt.
Liebe Leserinnen und Leser, unser christlicher Glaube gründet darin, dass wir nicht einfach ungläubig stehen bleiben. Mein bischöfliches Leitwort lautet: „Auf dein Wort hin“ (Lk 5,5). Ostern lädt uns dazu ein, diese Erfahrung immer wieder neu zu machen, besonders nach den schweren Monaten der Corona-Pandemie: Auf dein Wort hin, Herr, vertraue ich mich dir an und werfe wie die Jünger die Netze aus.
Weg der Erneuerung
Lassen Sie mich an dieser Stelle auch für das Erzbistum Paderborn beschreiben, dass wir diese Erfahrung machen, dass wir immer wieder neu die Netze auswerfen wollen. Dass wir immer wieder neu aufeinander zugehen und einander in der Freude des Glaubens bestärken wollen. In meinem Brief zur Fastenzeit habe ich mich dazu umfassend geäußert. Ich meine, ohne eine wirkliche innere Erneuerung wird es in der Kirche nicht gehen. Ich kann Sie nur bitten, auszusprechen, was Sie denken und fühlen, und dass wir barmherzig und gut miteinander umgehen.
Aus den Medien haben Sie vielleicht vom „Synodalen Weg“ gehört. Dieser Weg der Erneuerung hat erste Wegmarken gesetzt und konkrete Schritte beschlossen. Gleichzeitig dürfen wir nicht übersehen, was auch schon an Gutem bei uns im Erzbistum geschah und geschieht – und, vor allem, für wen wir den Weg der Erneuerung gehen: Für Jesus Christus, den Herrn Seiner Kirche und für die Menschen in der Weggemeinschaft dieser Kirche.
Ihnen und allen, die Ihnen nahe stehen, von Herzen ein gesegnetes und frohes Osterfest!
Ihr Erzbischof
+ Hans-Josef Becker