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Erzbistum Paderborn
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© Paul shuang / Shutterstock.com

Die Begegnung mit dem Auferstandenen

Maria von Magdala findet das Grab von Jesus leer vor - doch wie kann das sein? Die Ostergeschichte mitsamt Deutung können Sie hier nachlesen.

Jesus und Maria von Magdala (Joh 20, 1-18)

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.

Das Wiedersehen

Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, dena denren dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

Die Deutung

Diese Bibelstelle gehört zu den anrührendsten Erzählungen aus dem Neuen Testament, die Begegnung zwischen der weinenden Maria Magdalena und dem auferstandenen Jesus. Gleichzeitig ist es DIE Osterbotschaft schlechthin.

In dieser Erzählung steckt ein kleiner Hinweis. Sie beginnt frühmorgens, als es noch Dunkel war. Zu Beginn der Geschichte gibt es also noch kein Licht, keine strahlende Sonne. Aber die Sonne, die immer ein Symbol für Christus,  den Auferstandenen, ist, geht im Laufe der Erzählung auf. Vielleicht genau in dem Moment, in dem Jesus Maria bei ihrem Namen ruft. In dem Moment, in dem Maria Jesus erkennt, in dem sie erkennt, dass Jesus lebt, geht die Sonne auf und trifft das Gesicht und das Herz von Maria von Magdala. Die Sonne, Christus, trifft das Herz: Christus, das Licht, das aufgeht und die Herzen der Menschen erleuchtet und erwärmt.

Maria weint und öffnet ihr Herz

Immer, wenn ein Wort sich in einem Bibeltext öfter wiederholt, ist es ein guter Ausgangspunkt für die Betrachtung. Viermal erwähnt der Evangelist Johannes, dass Maria weint. Wenn jemand weint, dann sagt er nichts. Aber zugleich sagt er doch sehr viel über sich aus; ohne Worte. Wenn jemand weint, dann steht sein Herz offen, er schüttet das, was ihn bewegt – Traurigkeit, Trauer, Verzweiflung, Hilflosigkeit – aus seinem Herzen hinaus. Und der, der daneben steht und den anderen weinen sieht und hört, – er wird mit hineingezogen in diese Emotionen. Weinen kann ansteckend sein.

Maria weint, vermutlich weil ihr bewusst wird, dass sie getrennt worden ist von der Person, der sie sich so verbunden gefühlt hat. Jesus muss ihr sehr viel bedeutet haben. In Jesus hatte Maria vielleicht zum ersten Mal jemanden gefunden, der sie in ihrer Tiefe verstand; in ihren Nöten, ihren Schwächen, ihren Sehnsüchten, ihren Ängsten.

In Jesus hatte Maria einen Menschen gefunden, der ihr mit viel Zuneigung begegnete. Alle Menschen können sich von dieser Liebe ein klein wenig anstecken lassen, können Jesus selbst erkennen in der Tiefe ihrer eigenen Sehnsüchte.

Hineinbeugen und Erkennen

„Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein“, so schreibt es der Evangelist Johannes. Das erfordert Mut. Maria war eine mutige Frau. Sie suchte ja den Leichnam Jesu, obwohl sie doch zugleich auch Angst davor hat, unzweifelhaft zu erkennen: Jesus ist tot. Maria hat den Mut, auf das zu schauen, was ihr Angst macht. Wäre Maria weggelaufen, weg aus Jerusalem in Richtung Galiläa, in ihr altes Leben, dann wäre Maria steckengeblieben in ihrem Weinen, in ihrer Hilflosigkeit, in ihrer Verzweiflung.

Zwei Engel stehen auf einmal neben ihr. Engel sind immer ein Zeichen für die Herrlichkeit und die Größe und die gewaltige Macht Gottes, die sich gleich offenbaren wird Gottes mächtiges Wirken zeigt sich in der Auferstehung. Gott ist so mächtig, dass er den toten Jesus auferstehen lässt. Und genau dies wird Maria gleich zum ersten Mal sehen: den Auferstandenen.  Es kommt zu einer der anrührendsten Begegnungen im Neuen Testament.

Maria begegnet Jesus, dem Auferstandenen, aber sie erkennt ihn nicht. Sie hält ihn für den Gärtner. Das ist ein Motiv, das immer wieder in den Auferstehungserzählungen stattfindet: Die Jüngerinnen und Jünger erkennen Jesus zunächst nicht.

Maria wird von Jesus gefragt: „Wen suchst du?“ Das erste Wort in dieser Frage ist entscheidend: „Wen suchst Du?“ Das Heil, das ewige Leben, das Leben in Fülle, das Ziel aller Sehnsüchte – all das findet sich nicht in einer Sache, sondern in einer Person. Deshalb die Frage Jesu an Maria von Magdala: „Wen suchst Du?“ Die Begegnung mit Gott ist keine Sache oder auch keine abstrakte Lehre, sondern eine Person: Jesus, der Auferstandene.

Der Name aus dem Mund Jesu

Wie erkennt Maria schließlich Jesus? Er gibt ihr keine Erklärungen. Er spricht mit ihr nicht über die Auferstehung oder darüber, wie das doch alles schon die Propheten im Alten Testament angedeutet haben. Jesus spricht nur ein Wort: „Maria!“ Er ruft Maria bei ihrem Namen.

In einer anderen bekannten biblischen Geschichte erkennen die Emmausjünger Jesus, als er mit ihnen das Brot bricht. Auch heute können Christinnen und Christen Jesus  in ihrer Mitte erkennen und erfahren, wenn sie das Brot brechen, wenn sie gemeinsam Eucharistie feiern. Die Eucharistie ist seit den Jüngern von Emmaus vor 2000 Jahren für die Kirche der Ort der Begegnung mit dem Auferstandenen.

Maria von Magdala erkennt Jesus daran, dass er sie bei ihrem Namen ruft. Jesus spricht nur ein Wort, ihren Namen. In jeder Eucharistiefeier wird gebetet: „Herr, sprich nur ein Wort, und meine Seele wird gesund!“ Hier spricht Jesus nur ein Wort: Maria! Und Maria von Magdala erkennt: Es ist Jesus, es ist der Herr, der auferstanden ist. Jesus spricht nur ein Wort, ihren Namen, und die traurige Seele Mariens wird erfüllt mit Freude, mit Licht, mit Hoffnung.

Gott zeigt sich den Menschen in der Geschichte, die Theologen sprechen hier von der Selbstoffenbarung Gottes. Gott zeigt sich, er zeigt seine Liebe und Nähe, indem er Menschen beim Namen ruft.

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