Wie der „tolle Christian“ 1622 die Liboriusreliquien raubte
1622, vier Jahre nach dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges, eroberte der protestantische Herzog Christian von Braunschweig auf der Suche nach einem Winterquartier für sein Heer die Stadt Paderborn. Dabei plünderte der wegen seines ungestümen Charakters auch der „Tolle Christian“ genannte Feldherr und Söldnerführer den Domschatz, darunter den Schrein mit den Reliquien des heiligen Liborius.
Aus den erbeuteten Kirchenschätzen ließ der Herzog den Pfaffenfeindtaler prägen, eine Spottmünze mit der Aufschrift „Gottes Freundt / Der Pfaffen Feindt“. Auch die Reliquien des heiligen Liborius machte der „Tolle Christian“ zu Geld. Als ihn sein Feldzug nach Elsass-Lothringen führte, verkaufte er die Gebeine an den Rheingrafen Philipp Otto, der sie auf das Schloss seiner katholischen Gemahlin nach Nancy bringen ließ.
Als das Paderborner Domkapitel den Aufenthaltsort der Reliquien erfuhr, gelang es ihm, den Schrein zurückzukaufen. 1627 konnten die Reliquien wieder im Hochaltar des Domes beigesetzt werden. Der Silberschmied Hans Krako hatte zu diesem Anlass einen neuen kostbaren Schrein für die Reliquien gefertigt, der bis heute bei den Liboriprozessionen durch Paderborn mitgeführt wird.
Der abenteuerliche Reliquienraub tat der Liboriusverehrung in Paderborn keinen Abbruch. Im Gegenteil: Nach ihrer glücklichen Heimkehr wurden die Reliquien noch inniger verehrt als zuvor.