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Erzbistum Paderborn
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Tradition und Glauben verbunden

„Auf eine Kaffeelänge mit….“ Bernhard Riedel, Bruderschaftsmeister der Liborischreinträger

Innerhalb unserer Reihe „Auf eine Kaffeelänge mit …“ treffen wir uns regelmäßig mit einer Person aus dem Erzbistum Paderborn, um die Vielfalt der engagierten Menschen abzubilden. Einzige Vorgabe der Zusammenkunft: Das Treffen endet, sobald die Kaffeebecher geleert sind. Diesmal haben wir uns mit Bernhard Riedel getroffen. Der 61-Jährige gehört seit 22 Jahren der Liborischreinträger-Bruderschaft an und ist seit 2017 deren Bruderschaftsmeister.

Sie gelten als die starken Männer während des Liborifestes. Immerhin müssen die jeweils acht Liborischreinträger insgesamt 220 Kilogramm sicher und ehrwürdig durch den Hohen Dom und auch über den Domplatz tragen. Denn mit kleinem und großen Schrein sowie dem Traggestell zusammen bringt der große vergoldete Silberschrein dieses Gewicht  auf die Waage.  Es sind also nicht nur die wertvollen Reliquien des Heiligen Liborius, sondern auch ein materielles Gewicht, das die Schreinträger auf ihren Schultern tragen. Am kommenden Samstag beginnt das Triduum des Liborifestes, bei dem die Mitglieder der Bruderschaft ihre ehrenvolle Aufgabe wieder mit Stolz übernehmen.

Seit 22 Jahren Liborischreinträger

2017 wurde Bernhard Riedel für zehn Jahre zum Bruderschaftsmeister der Liborischreinträger gewählt. Bereits seit 22 Jahren gehört der Fleischermeister, der im „Schatten des Doms“ groß geworden ist und über Jahre sein Stammgeschäft am Kamp hatte, der Bruderschaft an. „Seit 1961 gibt es die Liborischreinträger-Bruderschaft in der jetzigen Form, zuvor gab es eine lose Verbindung“, blickt Riedel in die Historie zurück. Früher hätten zuerst die Domherren, dann auch die Ratsherren der Stadt den Schrein getragen. „Dann übernahmen die Handwerksmeister. Doch heute stehen wir allen Ständen offen und sind sehr vielseitig besetzt.“

Als Paderborner habe er seit frühster Kindheit das Liborifest miterlebt. „Tradition und Glaube lassen sich hier gut miteinander verbinden“, war es für Bernhard Riedel, der in seiner Jugend auch Messdiener in der Gaukirche war, klar, sich im Jahr 2000 der Bruderschaft anzuschließen. 16 Aktive sind bei den Einsätzen als Liborischreinträger im Dienst. Dabei wechseln sich immer acht Männer im Alter zwischen 30 und 65 Jahren beim Tragen ab. „Aber wir setzen und brauchen auch unsere Senioren, die bei Krankheitsfällen aushelfen oder auch den Baldachin bei der Prozession tragen“, so Bernhard Riedel. Zudem muss sich der Bruderschaftsmeister wenig Sorgen um den Nachwuchs machen. Drei Kandidaten stehen noch auf der Warteliste und „wer sich einmal bereiterklärt hat, der macht das ehrenvolle Amt auch konsequent und gewissenhaft bis zum 65. Lebensjahr.“

Liborifest das Highlight des Jahres

Das Liborifest im Sommer und auch Herbstlibori bedeuten für die Schreinträger „volles Programm“. Für die als Gebetsbruderschaft gegründete Vereinigung gehen die Aktivitäten allerdings weiter darüber hinaus: So begeht sie am letzten Wochenende im Januar zum Julians-Fest im französischen Partnerbistum Le Mans im Hohen Dom zu Paderborn eine Andacht und ist an Ostermontag und Christ Himmelfahrt ebenfalls vertreten. „Es ist jedes Jahr wieder etwas Besonderes“, freut sich Bernhard Riedel auch auf das diesjährige Liborifest unter dem Motto „aufatmen“. Die beiden letzten Jahre im Zeichen  der Corona-Pandemie seien schon komisch gewesen: „Man kommt aus den Gottesdienten aus dem Dom und da ist dann nichts…“ Ansonsten kann sich Riedel an keine negativen Erlebnisse für die Schreinträger erinnern. „Als Kardinal Degenhardt 2002 verstorben ist, haben wir auch seinen Sarg getragen.“

Gewänder aufwendig und traditionell

Zum Gewicht des Schreins auf der Schulter haben die Träger auch noch eine dichte Tracht zu tragen, die im 19. Jahrhundert in Anlehnung an die Uniformen der Schweizer Garde im Vatikan gestaltet wurde. Die Kleidung aus frühen Jahren ist im Zweiten Weltkrieg „verloren“ gegangen. Nach altem Vorbild wurden in den 50er Jahren neue Gewänder erstellt. Vor fünf Jahren erhielt die Bruderschaft ein neues Outfit, das von den Missionsschwestern vom Kostbaren Blut in Neuenbeken genäht wurde. Im Sommer werde es da schon ordentlich warm. Denn der schwere Samtstoff ist auch gefüttert. „Darunter tragen wir noch Unterkleider, damit die Gewänder geschützt bleiben – denn sie dürfen nicht gereinigt werden.“

Der Liebesbund ewiger Bruderschaft zwischen Paderborn und Le Mans hat auch für Bernhard Riedel eine wichtige Bedeutung. „Wir sind mit den Schreinträgern auch schon zweimal zum Juliansfest in Frankreich gewesen und haben in unseren Talaren an der Messfeier teilgenommen“, erzählt Bernhard Riedel, der gerade noch vor wenigen Wochen mit einer Paderborner Crew in Le Mans zur Oldtimer-Classic mit einem 53er Chevrolet gefahren ist.


© Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn
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