Serie “Mutige Menschen”: Pfarrer Ansgar Schocke
Ansgar Schocke, Pfarrer in der Dortmunder Nordstadt, ist ein Vorbild. Das meint der Dortmunder Journalist Udo Feist, der jüngst ein langes Interview mit Pfarrer Schocke als seinen Beitrag im „Vorbilderbuch“ („Bücher vonne Ruhr“) veröffentlichte. Darin geht es um jene Tage im August 2014 als linksautonome Schüler, Auszubildende, Studenten und Handwerker die profanierte Albertus-Magnus-Kirche besetzten. Sie wollten hier ein Sozial- und Kulturzentrum einrichten, das „Avanti“-Zentrum. Pfarrer Schocke selbst betrachtet sich jedoch nicht als Vorbild, sondern vielmehr die Gruppe der „Avantis“.
Die „Kleine Galerie der Menschlichkeit“, wie der Untertitel des Buches heißt, stellten Verleger Werner Boschmann und einige der Autorinnen und Autoren kürzlich bei einer Lesung in der WestLotto-Annahmestelle von Oliver Seel in Dortmund-Barop vor. Hier zwischen Lottoscheinen und Rubbellosen, Zeitungen, Zeitschriften, Zigaretten und Getränkekühlschrank finden regelmäßig Lesungen zur Ruhrgebietskultur statt. Und hier berichtete Udo Feist von seiner Begegnung mit Pfarrer Schocke während der Tage der Kirchenbesetzung und von seinem Interview, das er jetzt, fünf Jahre danach, mit Ansgar Schocke geführt hat.
Dem Journalisten imponierte, dass Schocke in der Situation nicht das wohl für viele Naheliegende tat, nämlich die Besetzer anzuzeigen, und die Kirche von der Polizei räumen zu lassen, sondern das Gespräch suchte und in den Besetzern engagierte junge Menschen erkannte. „Die hatten eine Vision! Das, was wir Christen brauchen, dass wir diese Welt begeistern, begeisternd verändern können“, sagt Ansgar Schocke im Interview. Die Besetzer hatten in der Woche auch Kontakt zu den Nachbarn gesucht, ein Hoffest mit Kinderprogramm organisiert und das verwilderte Gelände an vielen Stellen verschönert. „Ich fand schade, dass sie sich nicht von vornherein klar gegen Gewalt ausgesprochen haben, sondern erst in der Woche klarmachten, dass sie Gewalt ablehnen“, sagt Schocke weiter. Als am ersten Tag der Besetzung Nazis vor das Gebäude zogen, gab es Steinwürfe vom Dach, ohne dass jemand verletzt wurde. Für die Polizei war das später der Anlass, das Gebäude zu räumen und die Besetzung zu beenden.