„Zum ersten ökumenischen Friedensgebet nach dem russischen Angriff auf die Ukraine kamen am 1. März 44 Teilnehmer in die evangelische Erlöserkirche“, sagt Gemeindereferent Franz-Herbert Hense. Der schließt das katholische Gotteshaus zwar auf, überlässt die Leitung des halbstündigen Friedensgebetes aber dem Prädikanten Ulrich Wenzel. Die Friedensgebete finden 2022 von Januar bis Juni in der lutherischen Erlöserkirche, in den restlichen Monaten in der katholischen Liebfrauenkirche immer am ersten Dienstag des Monats um 18 Uhr statt. Die Leitung der Runden wechselt monatlich zwischen katholischer und evangelischer Gemeinde.
„Unmittelbar nach Beginn des Krieges wollten wir die Friedensgebete eigentlich im wöchentlichen Turnus anbieten“, sagt Wenzel, aber die Teilnehmendenzahl sei sehr schnell zurückgegangen, sodass entschieden worden sei, zum monatlichen Treffen zurückzukehren. „Warum das so schnell eingeschlafen ist, kann ich auch nicht sagen“, sagt Dieter Lorenz, Superintendent im Ruhestand und Friedensgebet-Teilnehmer. Er kann sich an die ersten ökumenischen Friedensgebete Ende 1990 und im Jahr 1991 erinnern, die in der evangelischen Erlöserkirche stattgefunden hatten: „Damals war der Irak in Kuwait einmarschiert, und am 16. Januar begann eine Koalition unter Führung der USA mit Kämpfen zur Zurückeroberung Kuwaits.“ Hense ergänzt: „Während des Irakkriegs fanden die Friedensgebete täglich in der übervollen Erlöserkirche statt.“
Nach Ende des Krieges nahm die Teilnehmendenzahl stark ab. Die Friedensgebete fanden dann wöchentlich abwechselnd in der lutherischen Erlöserkirche, der katholischen Liebfrauenkirche und der reformierten Stadtkirche statt. Mit dem Kosovokrieg 1999 wuchs das Interesse an Friedensgebeten wieder. Damals griffen NATO-Verbände – erstmals seit Ende des Zweiten Weltkriegs und völkerrechtlich umstritten – Serbien an, das versucht hatte, territoriale Ansprüche im Kosovo durchzusetzen.