Was ist das Besondere an dieser Form? Da sind sich Theresia Maria und Dominik einig: „Sie ist so feierlich.“ Was bedeutet das konkret? „Zu Anfang jeder heiligen Messe werden wir mit Weihwasser besprengt und es wird immer Weihrauch verwendet“, erzählt Theresia Maria. Der Altar sei besonders hergerichtet und der Priester trage besondere Gewänder. „Und die gregorianischen Gesänge sind sehr schön.“ Menschen, die diese Form der Liturgie noch gar nicht kennen, werden sich vor allem über zwei Aspekte wundern: Der Priester steht vor dem Altar, mit dem Rücken zur Gemeinde. Und alle Gebete sind auf Latein.
Das sei erst einmal gewöhnungsbedürftig, sagt Theresia Maria. Sie weiß, wovon sie spricht, denn sie ist mit der „normalen“ Messe aufgewachsen. Seit fünf Jahren besucht sie mit ihrer Familie nun überwiegend die Messe nach der Liturgie von 1962. „Am Anfang war es für mich schwierig, weil ich das Latein nicht verstanden habe“, sagt sie. Aber der Klang der Sprache habe ihr gefallen. Und zum Glück gibt es Bücher, in denen die lateinischen Texte neben den deutschen Übersetzungen stehen.
Geheimnisvoll und andächtig
Dominik wiederum kennt gar nichts anderes als die Messe auf Latein. Seine Familie geht seit 15 Jahren zur Messe in der Busdorfkirche. „Schon als Kind soll ich ganz fasziniert in der Kirchenbank gesessen haben“, sagt er. Er sei damit aufgewachsen, aber „ich habe nie viel verstanden“. Das hält ihn nicht davon ab, Messdiener zu werden – was in der Liturgie von 1962 nur Jungen können. Die Priester, die die Messe in der alten Form betreuen, bringen ihm einzelne Gebete bei oder erklären ihm wichtige Stellen in der Liturgie. Doch so richtig verstehen lernt er die fremde Sprache erst seit einem halben Jahr – seitdem hat er nämlich Lateinunterricht an der Schule. „Bisher wusste ich so ungefähr was zum Beispiel die Worte des Stufengebets bedeuten. Wenn ich jetzt eine neue Vokabel gelernt habe, kann ich mir wieder einen Teil des Ritus erschließen. Das ist ein tolles Gefühl.“
Nichts oder nur wenig verstehen – das mag auf manche abschreckend wirken, für Maria Theresia und Dominik macht gerade das den Reiz aus. Das trüge zu einer besonderen Stimmung bei. „Das Lateinische und die besondere Form haben etwas Geheimnisvolles. Im neuen Ritus versteht man alles, da geht das verloren“, sagt Dominik. Theresia Maria sieht das ähnlich: Die lateinischen Texte und auch das viele Knien würden ihr Gelegenheit zur Andacht bieten. Momente, in denen sie als Gläubige nichts anderes tun braucht, helfen ihr, sich ganz auf das Mysterium am Altar zu fokussieren.