An „Auf, Christen, singt festliche Lieder“ (GL 732) faszinieren mich drei Dinge: der Text, die Melodie beziehungsweise das Zusammenspiel von Text und Melodie, sowie die Emotionen, die das Lied auslöst.
Fangen wir mit dem Text an. Der stammt aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts. Diese Zeit war geprägt vom Niedergang des europäischen Absolutismus. Bis dato hatte der Monarch unangefochten im Mittelpunkt gestanden, politisch wie in der Wahrnehmung vieler Menschen. Das änderte sich jetzt. Und wenn wir uns den Liedtext anschauen, sehen wir, dass auch er die bekannte Ordnung auf den Kopf stellt: Statt eines weltlichen Herrschers steht hier nämlich Christus im Mittelpunkt – und dann auch noch in Gestalt eines völlig wehr- und mittellosen Kindes in einer Krippe.
Ein zeitloses Thema
Dieses Thema macht das Lied zeitlos. Denn auch heute macht es einen wesentlichen Aspekt unseres Glaubens aus, dass wir den letzten Sinn unseres diesseitigen Daseins nicht in weltlichen Dingen sehen, sondern in der Hoffnung auf ein Jenseits, das nichts mit materiellen Dingen zu tun hat – und das schon in unser heutiges Leben hineinwirkt.
Kommen wir zur Melodie. Die ist fast immer syllabisch angelegt, das heißt, es steht eine Note für jede Silbe des Textes. Diese relative Schlichtheit der Melodie macht das Lied eingängig und einfach zu singen – was typisch ist für die Kirchenlieder der Zeit der katholischen Aufklärung, denn die waren vor allem für das gemeinsame Singen in Schule und Familie gedacht.