Der Weihnachtsmoment am 23. Dezember
An Heiligabend gilt für ihn: nach dem Gottesdienst ist vor dem Gottesdienst. Die Feiern ab 14:30, 15:30, 17:30 und 23 Uhr bereitet er vor, feiert sie mit und räumt wieder auf. Der 51-Jährige ist sich im Klaren darüber, dass das, was er Heiligabend an Familienleben mit seinem Sohn verpasst, auch nicht wiederkommt. „Da ist man vielleicht auch mal sentimental in diesen Tagen“, sagt der Küster mit tiefer, kerniger Stimme. „Aber das gehört auch dazu.“
Dafür genießt zur Heiden an der Westfälischen Krippe am Abend des 23. Dezember einen einzigartigen Moment – ein Hoch in seiner Arbeit. Wenn niemand außer ihm mehr im Soester Dom ist, zündet er die Kerzen an den Tannenbäumen an. Dann trägt er das Jesuskind von der Sakristei im Chor zur Krippe unterhalb des Turms und legt es in den Stall. Ein echter Moment des Innehaltens. „Da geht mir viel durch den Kopf“, sagt zur Heiden. Vor allem sei er zufrieden, wenn er auf die Krippe blickt – und hat die vielen schweißtreibenden und schmerzhaften Momente im Kopf, wie er mit seinen Helfern die Krippe auf- und umgebaut hat.
Stabiler und rustikaler Glauben als Küster
Anfang Oktober wird das Untergestell der Krippe vom Dachboden des Kreuzgangs im Soester Dom geholt. Schäden werden repariert. Ab der Woche vor Christkönig läuft der Aufbau. Um die Figuren in Szene zu setzen, schiebt das Team rund um zur Heiden Bretter auf die Krippe. „Man kniet ewig im Feuchten, bis die Knie schmerzen“, beschreibt der Küster. Für zur Heiden ist Kirche nicht nur Gotteshaus, sondern auch Arbeitsplatz. Beten und mit dem Besen kehren – beides gehört zu seinem Beruf.
„Als Küster muss man schon einen stabilen, aber auch rustikalen Glauben haben“, sagt zur Heiden. Woran glaubt er denn? „Natürlich an den Kern: die Auferstehung“, antwortet er. Ohnehin sei Ostern mit der Liturgie von Palmsonntag bis Ostermontag sein Fest. „Da geht mir das Herz auf.“
Trotz allen schönen Erinnerungen und stillen Momenten – Georg zur Heiden sagt jetzt schon, dass er froh ist, wenn er gemeinsam mit seinen Helfern die Krippe nach dem 2. Februar wieder abbauen kann. Dann hat er manche Sorge weniger. Und wer weiß: Vielleicht taucht noch irgendwann die Marienstatue auf, die 1999 gestohlen wurde. Bis heute wurde die Figur nicht gefunden.