Themenspecial Innehalten: Weihnachten in der Benediktinerinnen Abtei vom Heiligen Kreuz Herstelle
Der heilige Benedikt und Gastfreundschaft gehören zusammen. Deshalb öffnen die Benediktinerinnen der Abtei vom Heiligen Kreuz in Herstelle traditionell auch zu Weihnachten ihr Gästehaus. „Es ist eine ganz bewusste Entscheidung, Frauen und Männern die Gelegenheit zu geben, an der Liturgie und am Klosterleben teilnehmen zu können“, erklärt Gästehausleiterin Sr. Diethild Berger. Seit über zwanzig Jahren, ergänzt Sr. Andrea Grabl, könnten sich Menschen aus ihren ganz persönlichen und unterschiedlichen Motiven der Gemeinschaft anschließen.
Über ein volles Haus dürfen sich die Benediktinerinnen auch zum diesjährigen Weihnachtsfest freuen. Schon seit September ist die „Auszeit im Kloster“ zu den Festtagen ausgebucht. Gut 30 Ehepaare und Einzelpersonen von Mitte 30 bis zum Rentenalter sind zum Kloster an der Weser am östlichen Rand des Erzbistums Paderborn angereist. Zum Teil kennen sich die Gäste, weil sie diesem Angebot schon ein paar Jahren folgen. Andere sind neu, finden aber schnell einen Zugang zueinander. „Während des gemeinsamen Lebens hier entsteht eine gute Gemeinschaft, die sich von selbst formt. Menschen, die mit uns Leben, Beten, Gemeinschaft und Gottsuche teilen“, fasst Schwester Diethild zusammen.
Anreise aus unterschiedlichen Motiven
Viele Gäste sind schon vor Heilig Abend angereist, begeistert helfen sie dann auch beim festlichen Schmuck gemeinsam mit den Schwestern und allen Mitarbeitenden der Abtei. Denn für die Benediktinerinnen gehört es zum Selbstverständnis, mit der weihnachtlichen Dekoration bis hin zum Aufbau der Krippe erst zeitnah zum Hochfest zu beginnen. „Es gibt sehr unterschiedliche Hintergründe, warum die Menschen zu Weihnachten zu uns kommen. Die einen fürchten die Einsamkeit oder müssen ein trauriges Ereignis verarbeiten. Die anderen wollen nur bewusst aus dem lauten Alltag entweichen. Gemeinsam haben aber alle den Sinn für die Feier der Liturgie. Ohne dieses Motiv als Zentrum reist keiner an“, weiß Schwester Diethild.
„Wir kommen seit 1981 regelmäßig hier nach Herstelle. Da wir sehr gern Gäste in Klöstern sind, haben wir im Kloster Beuron eine Benediktinerin hier aus der Abtei kennengelernt. Der Kontakt hat sich verfestigt und seitdem nehmen wir hier Angebote wahr“, berichtet ein Ehepaar aus Freiburg im Breisgau. Es sei mittlerweile sogar ein Stück wie nach Hause kommen, wenn sie ihre Zeit in Herstelle verbringen. „Anteil nehmen und Anteil geben“, so bringen die beiden die Zeit mit den anderen Gästen und den Schwestern auf einen Punkt. Eine Zeit, in der sich auch Neue anfangs vielleicht fremd fühlen, aber am Ende mit allen eine Gemeinschaft bilden.
“Wie die Apostelgemeinschaft”
Die Freiburger schätzen das gemeinsame Gebet, den Austausch in der Tisch-Gemeinschaft, die Begegnung in großer Offenheit und die wohlwollende Sympathie auf beiden Seiten. „Nach der Liturgie verlagert sich die Gottesdienst-Gemeinschaft in den Alltag wie damals in der Apostelgemeinschaft. Auch Kirchenfremde erleben hier diese Gemeinschaft und erhalten Impulse“, betonen die Badener, die auch vom Erfahrungsaustausch profitieren: „Miteinander Leben teilen wir, indem wir davon erzählen. Das Kloster ist auch ein Erfahrungsraum.“
Die Konzentration auf den Inhalt des Weihnachtsfestes sei ihr Anliegen, also eine bewusste Entscheidung, anders zu feiern. Diese Entscheidung stößt bei Verwandten und Freunden nicht auf Ablehnung oder Hohn. Dennoch auf Nachfragen, weil der Weg ungewöhnlich ist und nicht auf der Flucht aus der Einsamkeit beruht. „Freunde haben sogar nach dem letzten Besuch gesagt: Ach, sie waren im Kloster. Das hat ihnen wohl gut getan, wie man sehen kann.“