Moritz kam neulich stolz von der Schule nach Hause. Er wurde zum Klassensprecher gewählt. „Toll“, sagte ich und freute mich mit ihm. Doch die Wochen vergingen und Moritz wirkte immer frustrierter: Fast täglich, meinte er, sei er damit beschäftigt, die Streitereien zwischen seinen Mitschülern zu schlichten. Er merkte, dass die Aufgabe als Klassensprecher gar nicht so einfach ist. An einem Tag eskalierte es dann völlig, als er wieder einmal versuchte, eine Situation friedlich zu klären. „Du bist doof. Ich hasse dich“, beschimpfte ihn ein Junge. Und als er dann auch noch begann, sich mit seinem Bruder um das abendliche Fernsehprogramm zu streiten, war der Tag gelaufen.
Vor dem Schlafengehen schlug ich den beiden vor, das Vaterunser zu beten. Aber Moritz wollte nicht mitbeten. Er würde schließlich wissen, warum ich genau dieses Gebet ausgesucht habe. „Wegen dem Verzeihen. Das will ich aber nicht“, sagte er mir wütend und knallte seine Zimmertür hinter sich zu. Das machte es natürlich nicht besser.