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Zusammenschluss hat viele Chancen

Themenspecial „Große Pläne“: Interview mit Josef Mertens, Geschäftsführer der Gemeindeverbände Mitte, zur Fusion

Themenspecial „Große Pläne“: Interview mit Josef Mertens, Geschäftsführer der Gemeindeverbände Mitte, zur anstehenden Fusion

Josef Mertens hat große Pläne für die Gemeindeverbände im Kooperationsraum Mitte. In diesem Jahr soll die Fusion der bisher drei eigenständigen Verbände Hellweg, Hochsauerland-Waldeck und Siegerland-Südsauerland stattfinden. Mertens (60) ist Geschäftsführer der drei Gemeindeverbände und hat mit den Verbandsausschüssen und seinem Team den Prozess geplant. Im Interview mit Redaktionsleiter Dirk Lankowski spricht er über Ziele, Ideen und Zeitpläne.

Redaktion

Herr Mertens, was wird die Gemeindeverbände dieses Jahr beschäftigen?

Josef Mertens

Die Gemeindeverbände – das sind ja sieben in drei Kooperationsräumen – bewegen sich auf Fusionen hin. Das findet in unterschiedlichen Geschwindigkeiten statt. Wir im Kooperationsraum Mitte möchten in diesem Jahr in die Fusion gehen.

Daneben ist für uns ein großes Thema die weitere Etablierung von Verwaltungsleitungen in den Pastoralen Räumen, dadurch verändern sich bei uns Prozesse. Außerdem beschäftigt uns die Umsatzbesteuerung und die Einführung einer neuen Finanzbuchhaltung. Das ist ein richtiger Kraftakt, weil wir in Kirche mit vielen Besonderheiten zu tun haben. Und natürlich fordert uns die Digitalisierung. Wir wollen digitaler und vernetzter arbeiten, an modernen Arbeitsplätzen.

Redaktion

Damit sind wir bei den Aufgaben: Wofür sind die Gemeindeverbände eigentlich zuständig?

Mertens

Die meisten Gemeindeverbände wurden in den 70er Jahren gegründet. Damals ging es um professionelle Verwaltungshilfe für die Kirchengemeinden, die bis heute mit komplexen Herausforderungen konfrontiert sind. Deswegen sind wir ein Unterstützungssystem für  Kirchengemeinden, Kirchenvorstände, Pfarrer und Pastorale Räume. Wir bieten u.a. Dienstleistungen zu den Themen Finanzen, Bau, Immobilen und Personal.

Redaktion

Wofür braucht die Seelsorge eigentlich so eine Verwaltung?

Mertens

Ich bin tief und fest davon überzeugt, dass die Arbeit in der Seelsorge unser Kernelement ist. Alles was danach kommt, ist Unterstützungs- und Ermöglichungsfunktion. Kirche hat einen hohen Organisationsgrad – an sich schon. Aber Deutschland ist auch ein engmaschig mit Gesetzen gepflastertes Land. Ich sehe aber auch eine Bürokratie-Überbordung, das macht mir Sorgen. Im Moment haben wir quasi jedem Mitarbeiter in der Seelsorge einen Mitarbeiter in der Verwaltung gegenüber. Das ist nicht haltbar und das müssen wir auflösen, wo es geht. Es gibt dafür keine einfachen Lösungen.

"Wir wollen das Unterstützungssystem für die Kirchengemeinden sicherstellen. Das tut bei uns nicht der Geschäftsführer, das tun bei uns ganz viele. "

Josef Mertens, Geschäftsführer der Gemeindeverbände Mitte

Redaktion

Sie sind mittlerweile Geschäftsführer dreier Gemeindeverbände plus zugehöriger Kita gGmbHs. Wie schafft man so eine Aufgabe?

Mertens

Die Frage ist mir das erste Mal 2012 gestellt worden, als wir die Kooperation Meschede-Soest gestartet haben. Ich kann mich dabei auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut verlassen. Wir haben eine komplett neue übergreifende Leitungsebene geschaffen. Tatsächlich stehen mir deutlich weniger Fachbereichsleitungen zur Seite, diese sind aber mit deutlich mehr Entscheidungskompetenz ausgestattet – und wir haben dabei ein gut ausgeklügeltes Kommunikationssystem. Wir wollen das Unterstützungssystem für die Kirchengemeinden sicherstellen. Das tut bei uns nicht der Geschäftsführer, das tun bei uns ganz viele.

Redaktion

Was bewegt Sie mit Blick auf die Gemeindeverbände persönlich?

Mertens

Ein ehrliches Wort dazu: Ich mache die Aufgabe sehr gerne, ich bin tief und fest vom Einsatz für die Kirche überzeugt. Manchmal spüre ich aber auch Grenzen, denn nicht alle Dinge lassen sich in Kirche leicht bewegen. Für unsere Aufgabe kann ich sagen, dass wir Dinge neu anstoßen können und auch Innovationen umsetzen. Das motiviert und macht Freude.

Redaktion

Auf den letzten Verbandsvertreter-Versammlungen haben Sie den Auftrag bekommen, eine Fusion vorzubereiten. Eine Kooperation gab es schon länger. Was bedeutet dieses Votum?

Mertens

Die organisatorische Aufstellung ist ja faktisch schon die eines fusionierten Verbandes. Wir arbeiten also schon so. Aber wir brauchen noch eine Rechtssicherheit für viele Dinge. Jetzt folgt der nächste konsequente Schritt nach einem siebenjähriger Kooperationsprozess. Es ist allerdings formell keine Fusion, sondern die Gründung eines neuen Verbandes, in dem die Kirchengemeinden Mitglied werden und die Auflösung der drei alten Verbände.

Redaktion

Was hat Sie bewegt, diesen Schritt zu gehen?

Mertens

Wir können finanzielle und personelle Ressourcen deutlich besser einsetzen. Da geht es um die Bildung von Teams, Vertretungen und Zeiten der Erreichbarkeit. Es ist ein logischer und konsequenter Schritt. Wir wollen eine regionale Präsenz professionell sicherstellen. Wir reagieren damit auch auf die größer werdenden Pastoralen Räume und aktiv auf die weniger werdenden finanziellen Mittel. Wenn man ehrlich ist darf man auch sagen, dass die kleinen Einheiten nicht mehr heutigen Erfordernissen entsprechen und somit nicht zukunftsfähig sind. Insoweit bedeutet der Schritt auch die Sicherung der regionalen Verwaltung der Kirchengemeinden.

"Wir werden alle Kräfte brauchen, da die Anforderung immer größer werden."

Redaktion

Wie soll die zukünftige Gestalt des Gemeindeverbandes sein?

Mertens

Wir bleiben bei der organisatorischen Trennung zwischen der Begleitung und Verwaltung der Kitas und der kirchengemeindlichen Aufgaben. Wir behalten drei Standorte, das ist Teil der Vereinbarung. Wir werden alle Kräfte brauchen, da die Anforderungen immer größer werden. An den Standorten wird das passieren, was Kirchenvorstände und Pfarrer brauchen. Andere, nicht standortgebundene Aufgaben werden wir gemeinsam an einem Standort bündeln. Die Mitarbeitenden haben die Organisationsentwicklung mit gestaltet und tragen den Weg mit. Das war immer mein Ziel und das freut mich sehr.

Redaktion

Sind die drei Kita gGmbHs auch betroffen?

Mertens

Die Kita gGmbHs sind ja Töchter der Gemeindeverbände. Zukünftig hätten diese drei dann nur noch eine gemeinsame Mutter. Am Organisationsaufbau ändert sich insoweit formell nicht viel, die GmbHs bleiben in ihrer Form bestehen. Wir sind dazu auch im Gespräch auf Bistumsebene. Das System der gGmbHs ist heute etabliert und wird geschätzt. Das ist ein echtes Erfolgsmodell und das müssen wir konsolidieren und weiterentwickeln.

Redaktion

Wie sieht der Fahrplan für diesen Schritt aus?

Mertens

Wir gehen im März in weitere Informationsveranstaltungen mit den Kirchengemeinden. Daneben werden viele Gespräche vor Ort geführt. Dann würde ich mir wünschen, dass wir am 1. August die Beschlüsse der Kirchenvorstände haben. Das Erzbistum und die Bezirksregierung müssen zudem auch ihre Zustimmung geben, aber da haben wir natürlich die notwendigen Vorgespräche geführt.

Redaktion

Wenn wir uns nächstes Jahr zu diesem Zeitpunkt wieder treffen würden, wo hoffen Sie zu stehen?

Mertens

Ich bin guter Dinge, dass wir in der nächsten Phase der Organisationsentwicklung sind und uns darüber unterhalten, wie sattelfest das System Verwaltungsleitungen ist, wie gut wir die Umsatzsteuerthematik bewältigt haben, was unsere nächsten Aufgaben mit Blick auf die Standards sind, die wir in den Gemeindeverbänden erfüllen, was es bedeutet, im Gesamtkirchenrahmen mit weniger Einnahmen zu rechnen und wie wir auf grundsätzliche Veränderungen in der Kirche reagieren. Es gibt ein Buch mit dem Titel „Nichts bleibt, wie es war“ – das würde ich unterschreiben.

Redaktion

Herzlichen Dank für das Gespräch!

 

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