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© Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

Ein „Ort der Ökumenischen Gastfreundschaft“ feiert Geburtstag

Zehn Jahre Stipendienprogramm für orthodoxe und orientalisch-orthodoxe Theologinnen und Theologen am Paderborner Möhler-Institut

Seit zehn Jahren ist das Stipendienprogramm der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für orthodoxe und orientalisch-orthodoxe Theologinnen und Theologen in Paderborn beheimatet. Angegliedert ist es ans Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik, das vom Erzbistum Paderborn getragen wird. Zum runden Jubiläum veranstaltet das Möhler-Institut seit Donnerstag, 7. September 2023, eine große Tagung zum orthodox-katholischen Dialog: Derzeitige und zahlreiche ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie hochrangige Gäste aus der Ökumene nehmen aktuelle Entwicklungen in den Blick. Ein Festakt im Erzbischöflichen Leokonvikt am Donnerstagabend eröffnete das Treffen, das noch bis Sonntag andauert. Den Hauptvortrag hielt der Magdeburger Bischof und Vorsitzende der DBK-Ökumenekommission Dr. Gerhard Feige.

© Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

Dr. Johannes Oeldemann, Direktor am Möhler-Institut, leitet das Programm und begleitet mit seinem Team die Theologinnen und Theologen, die während ihres Studienjahres im Studienkolleg St. Irenäus im Obergeschoss des Erzbischöflichen Priesterseminars leben. „Ich freue mich, dass heute Stipendiaten aus fast allen Studienjahren gekommen sind, um mit uns zu feiern. Das zeigt Ihre große Verbundenheit mit Paderborn“, begrüßte er den internationalen Kreis der Teilnehmenden bei der Tagungs-Eröffnung.

Ehrengäste waren neben dem Paderborner Diözesanadministrator Monsignore Dr. Michael Bredeck, dem Magdeburger Bischof und Vorsitzenden der DBK-Ökumenekommission Dr. Gerhard Feige und RENOVABIS-Geschäftsführer Dr. Markus Ingenlath zudem Erzbischof Mor Julius Hanna Aydin von der Syrisch-orthodoxen Kirche, Bischof Anba Damian von der Koptisch-orthodoxen Kirche und Bischof Jovan Stanojević von Hum als Generalsekretär der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland. Mit Goran Avramović begleitete ein ehemaliger Stipendiat die Feierstunde gesanglich.

 

Dienst an der Einheit der Kirche

Monsignore Dr. Bredeck freute sich in seinem Grußwort über die internationale Vernetzung des Möhler-Instituts: „Das Stipendienprogramm baut nicht nur Brücken zwischen Orthodoxen und Katholiken, sondern trägt auch zur Verständigung der verschiedenen orthodoxen Kirchen untereinander bei“, zeigte sich der aktuelle Leiter des Erzbistums Paderborn überzeugt. Angesichts des Krieges in der Ukraine und von Spannungen innerhalb der Orthodoxen Kirche erscheine es „umso wichtiger, der jungen Generation Wege zum Dialog miteinander zu eröffnen, so wie es beispielhaft im Studienkolleg St. Irenäus geschieht.“ Dr. Oeldemann und seinem Team dankte der Diözesanadministrator ausdrücklich für den „Dienst an der Einheit unserer Kirche“.

RENOVABIS, das Osteuropa-Hilfswerk der Katholischen Kirche in Deutschland, unterstützt das Stipendienprogramm, indem es unter anderem den Sprachkurs in Paderborn fördert. Sprache erlaube im Studium den Zugang zum wissenschaftlichen Diskurs und sei Voraussetzung für Dialog, sagte RENOVABIS-Geschäftsführer Dr. Markus Ingenlath in seinem Grußwort. Er wünschte dem Programm für die Zukunft unter anderem gute Themen und viele Teilnehmende. An die anwesenden Stipendiatinnen und Stipendiaten richtete er eine Bitte: „Bleiben Sie mit uns in Kontakt, denn in Ihnen haben wir wichtige Ansprechpartner in der Ökumene.“

 

Reichtum der jeweils anderen Kultur

Bischof Dr. Feige gab als Vorsitzender der DBK-Ökumenekommission einen Überblick über den orthodox-katholischen Dialog der jüngeren Gegenwart. Angestoßen durch die Begegnung von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras in Jerusalem 1964 hätten sich in den Sechziger und Siebziger Jahren vielfältige Kontakte zwischen Orthodoxen und Katholiken entwickelt – der Beginn eines „Dialoges der Liebe“, der wechselhaft weitergegangen sei. Heute spiele der Krieg in der Ukraine eine wesentliche Rolle: Er werde in Russland als „metaphysisch überhöhter Kampf gegen die Mächte des Bösen“ dargestellt. Ein Mittel gegen solche „Einseitigkeiten in der Wahrnehmung der Wirklichkeit“, wie sie laut Bischof Dr. Feige auch die sozialen Medien befördern, seien persönliche Begegnungen und der Dialog.

Damit der orthodox-katholische Dialog auf eine breitere Basis gestellt werden könne, „müssen überkommene Vorurteile überwunden und den Gläubigen in unseren Gemeinden die Augen für den Reichtum der jeweils anderen Tradition geöffnet werden“, zeigte sich der Vorsitzende der DBK-Ökumenekommission überzeugt. Es gehe darum, künftige Multiplikatoren davon zu überzeugen, dass die ökumenische Begegnung zwischen Christen unterschiedlicher Kirchen und Konfessionen zur Wertschätzung des anderen und zur Vertiefung des eigenen Glaubens führe. „Das Studienjahr in Paderborn bietet den Stipendiatinnen und Stipendiaten die Möglichkeit, durch persönliche Begegnungen genau solche Lernerfahrungen zu machen“, schloss Bischof Dr. Feige seinen Festvortrag.

 

Das Schlusswort des Abends gebührte Privatdozent Dr. Christian Stoll als Kommissarischem Leitenden Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts. Er fasste allen Dank an die Verantwortlichen des Programms noch einmal zusammen und brachte seine Würdigung auf den Punkt: „Das Stipendienprogramm ist ein Ort der Ökumenischen Gastfreundschaft.“

So geht es weiter bis Sonntag

Am heutigen Freitag, 8. September 2023, geht das Programm unter anderem mit Erfahrungsberichten ehemaliger Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie mit Impulsvorträgen zu verschiedenen Aspekten der Ökumene weiter, die auch am Samstag fortgesetzt werden. Auch eine Besichtigung des Paderborner Doms sowie der neugestalteten Krypta werden nicht fehlen. Um 18 Uhr steht ebenfalls am Samstag Erzbischof Mor Julius Hanna Aydin aus Delmenhorst einer Syrisch-orthodoxen Vesper in der Kirche des Leokonvikts vor. Am Sonntagmorgen um 10 Uhr feiert Metropolit Isaak Barakat von der Antiochenisch-Orthodoxen Metropolie in Deutschland die Orthodoxe Göttliche Liturgie in der Kirche des Leokonvikts, Bischof Jovan Stanojević von Hum konzelebriert.

Stipendienprogramm für orthodoxe und orientalisch-orthodoxe Studierende

Das Stipendienprogramm wurde in Paderborn im Sommer 2013 mit einem Symposion eröffnet. Zuvor lag die Verantwortung für das Programm beim ostkirchlichen Institut in Regensburg. Jedes Jahr werden in der Regel zehn Kandidatinnen und Kandidaten im Stipendienprogramm in Paderborn aufgenommen. Insgesamt haben bisher 101 Stipendiatinnen und Stipendiaten das Programm durchlaufen oder absolvieren es aktuell. 85 davon sind männlich, 16 weiblich. Während ihrer Zeit in Paderborn wohnen und leben die Stipendiatinnen und Stipendiaten im Studienkolleg St. Irenäus im Obergeschoss des Leokonvikts. Dr. Johannes Oeldemann, Direktor am Möhler-Institut, leitet das Programm und begleitet mit seinem Team die Theologinnen und Theologen.

Ein Beitrag von:
Redakteurin Team Presse

Maria Aßhauer

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