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Erzbistum Paderborn
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Erntedank Dank für Gottes Schöpfung

Erntedank gibt es, seit der Mensch sesshaft wurde. Der Grundgedanke ist bis heute geblieben und lässt den großen Zusammenhang sehen

Mit der Tag-und-Nacht-Gleiche im September beginnt auf der Nordhalbkugel der Herbst. Die Sonne überquert den Äquator zur südlichen Hemisphäre, die Tage werden kürzer und die Nächte länger. Es ist der Übergang zwischen Sommer und Winter. Die Ernte des Jahres ist eingebracht und es ist Zeit, sie zu ehren. Es ist die Zeit von Erntedank!

Ursprung von Erntedank

Erntedankfeste gibt es seit der Jungsteinzeit, als Jäger und Sammler zu Bauern und Hirten wurden. Die sesshaft gewordenen Menschen betrieben Ackerbau, Viehzucht und Vorratshaltung. Das stellte die Nahrungsmittelversorgung sicher. Gab der Boden nichts mehr her oder wurden die Tiere von einer Krankheit befallen, konnte man aber nicht mehr so einfach weiterziehen. In allen Teilen der Welt, über alle Kulturen hinweg entwickelte sich aus dieser Abhängigkeit von der umgebenden Natur ein Bewusstsein dafür, dass himmlische Mächte über Leben und Sterben, Werden und Vergehen bestimmen. Es entstanden Zeremonien und Opferriten für über-weltliche Kräfte und Mutter Erde, um für eine gute Ernte und gesundes Vieh zu danken. Damit gehört Erntedank zu den ältesten menschlichen Festen.

Mehr als jedes andere Fest bringt Erntedank die Verbindung von Mensch und Natur zum Ausdruck, kirchlich gesprochen von Mensch und Gottes Schöpfung. „Bei der Ausbildung des Kirchenjahres ab dem 10. Jahrhundert, so wie wir es kennen, hat die Kirche Erntebräuche, die es schon längst gab, ganz nonchalant in ihren Rhythmus integriert. In unserer Region sind die teilweise auf germanische Riten zurückzuführen“, erklärt Dr. Peter Jochem, Geistlicher Rektor der Bildungseinrichtungen Hardehausen, zur kirchengeschichtlichen Einordnung.

Wann ist Erntedank?

Für das Erntedankfest gibt es in der katholischen Kirche keinen einheitlichen Termin, weil die Ernte je nach Klimazone zu unterschiedlichen Zeiten stattfindet. Auch in hiesigen Breiten gab es lange keinen festgesetzten Tag. Erst 1972 legte die Deutsche Bischofskonferenz den ersten Sonntag im Oktober als Erntedanktag fest. Ein offizieller kirchlicher Feiertag ist er indes nicht.

© maxbelchenko / Shutterstock.com
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Erntedank als christliches Schöpfungsfest

Denn ein Erntefest passt auch in den christlichen Jahreskreis: In vielen Feierlichkeiten des Jahres findet sich der Grundgedanke des Werdens und Seins als Teil von Gottes Schöpfung. Angefangen an Palmsonntag, an denen Landwirte ihre Felder mit gesegneten Buchsbaumzweigen abstecken. Auch das Osterfeuer ist ein Symbol für das Vergehen des Alten, damit Neues entstehen kann. Mit dem Eintritt der sommerlichen Zeit zu Pfingsten sind Feld- und Flurprozessionen entstanden, manchmal verknüpft mit Patronaten wie Verkündigung des Herrn. Und daran schließen sich mit Erntedank die Bitte um und der Dank für eine gute Ernte an.

„Erntedank knüpft ganz an unser Mitleben in der Schöpfung an. Wir sind mit unserer ganzen Leiblichkeit angesprochen, stellen uns ganz bewusst in die Schöpfung mit hinein, entdecken deren Gutheit in den Gaben, die so zu einem Zuspruch Gottes werden“, sagt Dr. Peter Jochem zur Relevanz dieses Festes, das insbesondere zu den großen Bauernfesten zählt.

Beliebte Bräuche

Im Erzbistum Paderborn haben sich besonders in den ländlichen Regionen viele Bräuche bis heute erhalten. Zu den Dankgottesdiensten werden die Altäre mit den Früchten des Feldes geschmückt. Landfrauen und Katholische Frauengemeinschaften binden aus den letzten Ähren Erntekronen, Erntekränze oder Ernteräder, Landwirte bauen prächtige Erntewagen. Eine große Tradition haben Festumzüge, Ernte- und Tierschaufeste mit Tanz und Festessen. Auch die verschiedenen Kirmesfeierlichkeiten und Oktoberfeste haben ihren Ursprung darin, dass man sich nach der Erntedank-Liturgie an den Gaben der Schöpfung gütlich tat, den neuen Wein trank, Brot aus dem ersten Getreide buk und miteinander feierte. All diese Bräuche sind in ihrer starken Symbolik Ausdruck der Verbundenheit mit der Natur und der tiefen Verwurzelung im Glauben.

Weltliches und kirchliches Leben verknüpft

Vor einhundert Jahren waren in Deutschland noch mehr als ein Drittel der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig, heute sind es nur etwas mehr als ein Prozent. Die existenzielle Bedeutung des Agrarsektors, der unmittelbare Zusammenhang von Ernte und Erntedank ist – zumindest in der westlichen Welt – in der Lebenswirklichkeit vieler Menschen weitgehend verblasst. Und doch ist Erntedank für viele ein Fest von großem Gewicht. Auch wenn oder vielleicht gerade weil es sich nicht in heilsgeschichtlichen Ereignissen begründet. Vielmehr holen das Fest und seine Bräuche die Menschen niederschwellig in ihrem Urbedürfnis nach Dankbarkeit ab.

Christliche Verantwortung

Für Stephan Kreye, den stellvertretenden Direktor der Landvolkshochschule Hardehausen, ist Erntedank definitiv kein Fest vergangener Zeiten: „Erntedank ist ein Tag, an dem wir über den Dank hinaus darüber reflektieren können und müssen, wie alle Akteure aus (Land-)Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Kirche miteinander ins Gespräch kommen für einen bewussten Umgang mit den uns geschenkten und anvertrauten Ressourcen, ihr Wertschätzen und ihr Bewahren. Um als Christen Stellung zu nehmen zu unserer Verantwortung.“

Auch Dr. Peter Jochem betont die Aktualität des Erntedankfestes: „Ich sehe die große Chance von Erntedank in dem Gedanken, dass wir das Ja Gottes zu seiner Schöpfung feiern, von der wir Teil sind. Übertragen auf unsere heutige Thematik um Nachhaltigkeit und Umweltschutz, kann man eine neue Haltung etablieren: Wir pflegen dieses Ja Gottes zu seiner Schöpfung, in dem wir gut mit ihr umgehen. Und das heißt auch ein Ja von den Menschen zu sich selbst.“

Ein Beitrag von:
Freie Journalistin

Birgit Engel

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