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Erzbistum Paderborn
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Ein Kreuz im Wald in Olpe© Birgit Engel / Erzbistum Paderborn

Kirche kann Klimaschutz: Pfarrei pflanzt nachhaltigen Wald

Papst Franziskus fordert mehr Engagement für den Klimaschutz. Die Pfarrei St. Martinus im sauerländischen Olpe will einen Beitrag dazu leisten – und baut ihren Waldbesitz nachhaltig um

Die Stadt Olpe liegt im Naturpark Sauerland-Rothaargebirge, einer typischen Mittelgebirgsregion. Rund 60 Prozent der Flächen sind bewaldet, weit mehr als die Hälfte davon ist mit Fichten besetzt. So zumindest war es einmal. Denn im Sauerland hat sich in der jüngsten Vergangenheit der größte Landschaftswandel seit Beginn der Fichten-Ära ereignet. 200 Jahre lang prägte der Baum den Wald in der Region. Heute nun sieht man statt grüner Nadelwälder riesige Kahlschlagflächen und braune abgestorbene Bäume.

„An dem Wald hat Opa mitgeholfen“

Eduard Köster (64) engagiert sich seit rund eineinhalb Jahrzehnten im Kirchenvorstand von St. Martinus Olpe. Seit sieben Jahren betreut er den Wald der Pfarrei, insgesamt 135 Hektar. Wald so groß wie 200 Fußballfelder, der in kleineren und größeren Parzellen über den Kreis Olpe verteilt ist. „Mein Vorgänger kannte noch jeden Baum“, sagt Köster. Was er damit meint: Es hat sich viel verändert.

Ging es früher um den Erhalt des bestehenden Waldbildes, steht man heute vor ungleich größeren Herausforderungen. „Wir haben keine Klimakrise, sondern eine Klimakatastrophe und müssen alles tun, damit der Wald weiterleben kann. Wir sind dazu verpflichtet, den Wald, den wir von unseren Vorvätern übernommen haben, in einem gleichwertigen oder besseren Zustand an die nächste Generation zu übergeben. Ich würde mir wünschen, dass meine Enkel sagen können: An dem Wald, da hat auch mein Opa mitgeholfen.“

Der Wald - ein Klimaschützer

Unsere Wälder sind vom Klimawandel bedroht – gleichzeitig sind sie die einzige Wuchsform, die nennenswerten Einfluss auf das Klima hat und somit wichtiger Klimaschützer. Ein gesunder Wald speichert CO2, kühlt das Klima, ist Grundlage für Biodiversität, hält Wasser im Boden und schützt vor Erosion. 200 Jahre lang prägte die Fichte die Landschaft. Einen leichten Stand hatte sie nie. Einerseits wegen ihrer wirtschaftlichen Bedeutung hochgeschätzt, ist sie auf der anderen Seite Symbol naturferner Monokulturen und Quelle ökologischen Risikos.

© Dzmitrock / Shutterstock.com
© Dzmitrock / Shutterstock.com

Der Mensch hat den Zeitbezug verloren

Das, was gerade mit dem Wald passiert, als Chance begreifen. Ihn für die Zukunft gezielt weiterentwickeln und seine Funktion als Klimaschützer sichern – darin sieht Köster im Auftrag von St. Martinus seine Aufgabe. Um einen Beitrag zu leisten, auch im Kleinen. Ganz wie es Papst Franziskus in seinem Schreiben formuliert, „dass das, was an irgendeinem Ort der Welt geschieht, Auswirkungen auf den gesamten Planeten hat“: „Alles ist miteinander verbunden.“ Und: „Niemand rettet sich allein.

Peter Heinemann vom Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland, der St. Martinus bei der Beförsterung berät, ist etwas spät dran bei dem Ortstermin in Drolshagen. Starkregenfälle haben auf den Bergkämmen die Wege weggeschwemmt, so dass sie kaum noch befahrbar sind. In dem Revier besitzt St. Martinus rund 15 Hektar Wald. Recht stattlich, wenn man bedenkt, dass der Wald hier überwiegend privater Klein- und Kleinstbesitz mit einer durchschnittlichen Fläche von drei Hektar ist. Das Problem dabei: Die verschiedenen Meinungen unter einen Hut zu bringen. Nicht wenige Waldbesitzer möchten das ernten, was sie säen. Wenn man einen Wald auf Nachhaltigkeit auslegt, funktioniert das aber nicht mehr so wie früher. Der moderne Mensch hat schlichtweg den Zeitbezug verloren. Er wird immer schnelllebiger. Der Wald nicht.

Kleiner Wald, große Wirkung

Heinemann zückt sein Tablet. Über das Display wischt er eine Grafik, die zeigt, wie auf einer Beispielfläche von St. Martinus der Wald der Zukunft aussieht: Ein stabiler Mischwald, ein Portfolio an verschiedenen Baumarten auf einer Fläche. Dabei geht es nicht – wie früher – um ertragreiche Alternativen, sondern um die Eignung im Klimawandel. „Es ist auch eine Glaubensfrage. Denn welche Baumarten das sind, wissen wir nicht. Ob das, was wir pflanzen, gut oder schlecht ist, wird sich erst in 20 bis 30 Jahren rausstellen“, so Heinemann.

Im vergangenen Frühjahr hat St. Martinus auf etwa 1,7 Hektar ehemaligem Fichtenreinbestand, was etwas mehr als zwei Fußballfeldern entspricht, Baumarten wie Esskastanie, Traubeneiche, Ahorn und Weißtanne gepflanzt. Zum Schutz vor dem Verbiss durch Rehwild wurde ein Gatter gesetzt. Oberhalb stehen noch ein kleiner Buchenriegel und ein paar Douglasien. Unterhalb, in einem Feuchtbiotop, wachsen Erle und Hasel und Eberesche. Und gegenüber sieht man zwei noch intakte Fichteninseln, umrahmt von Lärche und Buche. „Pionierbaumarten wie die Birke oder Erle, aber auch die Samen anderer Bäume fliegen von selbst an, sodass wir später bis zu acht verschiedene Baumarten auf einem Hektar haben. Je mehr Abwechslung, je mehr Arten, die sich konkurrieren und helfen, desto besser. Es zählt das Endergebnis“, erklärt Heinemann.

© Birgit Engel / Erzbistum Paderborn
© Birgit Engel / Erzbistum Paderborn

„Wir versuchen, Fehler, die die Menschheit gemacht hat, im Kleinen zu reparieren. Es ist Flickschusterei. Aber wenn nicht jeder bei sich anfängt und wenn wir es nicht machen, wer dann“, sagt Köster. „Dass die Würde des Menschen unantastbar ist, ist für mich der wichtigste Artikel des Grundgesetzes. Und die Bewahrung der Schöpfung ist Grundhaltung der Kirche. Wir haben unseren Kindern einen Teil der Schöpfung kaputt gemacht. Wenn Kirche nicht für Nachhaltigkeit einsteht, kann ich es doch von gar keinem anderen mehr verlangen.“

Eine emotionale Bindung zum Wald entwickeln

Auch an anderen Stellen im Waldbesitz von St. Martinus hat Köster die Zukunft im Blick. Zusammen mit Kindern und Jugendlichen des Kinder- und Jugendzentrums „Offene Tür Olpe“ wird durch Neubepflanzung und Pflege von Kahl- und Freiflächen, dem Anlegen von Barfußpfaden, Waldliegen und Insektenhotels Nachhaltigkeit geleistet und der Wald auch zum Lernort. „So wird Wissen vermittelt und durch den Bezug zum Alltag eine emotionale Bindung aufgebaut. Globale Zusammenhänge werden verständlich. Für die jungen Menschen ist es jetzt ihr Wald. Dort gehen sie mit ihren Eltern hin und sind stolz darauf, was sie geschaffen haben. Ein Junge hat beispielsweise einen Baum für seinen verstorbenen Großvater gepflanzt“, erzählt Köster.

Sein neuestes Projekt entsteht gerade im Waldgebiet in Drolshagen. Die Fläche hatte die Pfarrei vor einigen Jahren als Ausgleichsfläche bekommen, als die Städte Drolshagen und Olpe ein Gewerbegebiet entwickelten und dabei auf ein Grundstück im Besitz der Pfarrgemeinde angewiesen waren. Mittendrin steht die Marienkapelle Hünkesohl. In direkter Nachbarschaft – ebenfalls auf einem ehemaligen Fichtenreinbestand – plant Köster nun einen Tauf-Wald. „Für jeden Täufling einen Baum und damit die Menschen animieren, sich Gedanken zu machen und einen Beitrag zu leisten. Begonnen wird mit den Täuflingen 2023,“ so Köster. Zweieinhalb Hektar hat er an der Stelle zur Verfügung. Genug für die nächsten Jahre. Für einen Wald der Zukunft, in vielerlei Hinsicht.

Gefundenes Fressen für Schädlinge

Steigende Temperaturen, Stürme, Trockenheit und Extremwetterereignisse wie Starkregen schwächen unsere Wälder. Ein gefundenes Fressen für Schädlinge wie Borkenkäfer oder Eichenprozessionsspinner. Seine Funktion als Klimaschützer kann der Wald so nicht mehr erfüllen. Im Vergleich zu früher ist ein Spaziergang im Fichtenforst eine eher seltene Angelegenheit geworden. Statt grüner Nadelwälder gibt es riesige Kahlschlagflächen und braune abgestorbene Bäume. Vielerorts ist bereits natürliche Sukzession zu sehen.

© juerginho / Shutterstock.com
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Ein Beitrag von:
Freie Journalistin

Birgit Engel

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