An diesem Tag regnet es. Draußen ist es grau, kalt und windig. Vor der Tür des Pfarrer-Rüsing-Hauses in Schloß Holte bildet sich eine lange Schlange an Menschen. Sie warten mit ihren leeren Taschen geduldig darauf, bis sie an der Reihe sind und sich die Tür vom Caritas-Warenkorb öffnet.
Der Warenkorb ist ähnlich wie eine Tafel eine Ausgabe von Lebensmitteln und materiellen Dingen, die die Menschen vor Ort dringend zum Leben benötigen. Lebensmittel, die sie sich nicht mehr leisten können. Wöchentlich kommen stetig Bedürftige hinzu. Und die Adventszeit verschärft die Probleme und Nöte der Menschen noch. Oft freuen sie sich in der Adventszeit bereits über kleine Aufmerksamkeiten: ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Ängste und über Worte, die Hoffnung schenken.
„Gerechtigkeit fängt im Kleinsten an“
Im großen Hauptsaal des Gemeindehauses geht es inzwischen hektisch zu. Vollgepackte Kisten werden mühselig von den Helfenden aus dem Keller nach oben getragen. Die Lebensmittel werden dann auf die großen Tische im Saal verteilt: Brötchen, Aufschnitt, Milchprodukte und auch ein wenig Schokolade. Das Team der Caritas stößt bei seiner Arbeit oft an seine Grenzen, denn alle sollen bei der Ausgabe der Lebensmittel möglichst gleichbehandelt werden. Genau das gestaltet sich meistens schwierig.
Die Frage, was für sie Gerechtigkeit bedeutet, stimmt Ruth Barlmeyer nachdenklich. „Gerechtigkeit fängt für mich bereits im Kleinsten an“, sagt die 62-Jährige, die das Team des Warenkorbes in Schloß Holte seit mehr als neun Jahren beim Verteilen unterstützt. Sie müsse die Lebensmittel immer mit Bedacht herausgeben. „Ich versuche schließlich, alles gerecht zu verteilen – sodass alle genug zum Essen haben“, erzählt sie weiter.
Wer bekommt mehr, wer braucht weniger zum Leben? Eine Herausforderung, der sie sich gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen regelmäßig aufs Neue stellen muss. Menschen, die eine große Familie mit vielen Kindern ernähren müssen, bekommen etwas mehr, Alleinstehende wiederum etwas weniger. Aber da ist Fingerspitzengefühl gefragt. Zudem beobachte Barlmeyer mit Sorge, dass die Not der Menschen durch die Inflation und Krisen in den vergangenen Monaten weiter zugenommen hat. „Ohne diese Hilfe würde ich nicht mehr über die Runden kommen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich hier immer so herzlich empfangen werde“, erzählt Viktor, der auf die Lebensmittelausgabe angewiesen ist. Er freut sich an diesem Tag ganz besonders, dass er noch ein Stück Schokolade mit nach Hause nehmen kann.