Drei Auszubildende in der Gesundheits- und Krankenpflege im St. Rochus Krankenhaus berichten über Herausforderungen, Stellenwert und Corona
„Hier sitzt gelebter Glauben zusammen!“ – mit diesen anerkennenden Worten fasste Ulrich Drewes, Teamleiter im St. Rochus Krankenhaus Steinheim, die Interview-Runde zusammen, die drei der Auszubildenden in der Gesundheits- und Krankenpflege gerade beendet hatten. Semih Yaren, Milena Dwelck und Loreen Valeria Frese stehen im dritten Ausbildungsjahr, erleben mit der Corona-Pandemie eine zusätzliche Herausforderung im Gesundheitswesen und können sich – trotzdem – keinen schöneren Beruf vorstellen.
Der Mensch stand für Milena (21), Loreen (21) und Semih (27) schon immer im Mittelpunkt und gab aus unterschiedlichen Aspekten den Ausschlag, dass sie sich zum Ende ihrer Schulzeit für die Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegende entschieden haben. „Mein Vater war krank. Er musste oft ins Krankenhaus. Da habe ich schon begonnen, mich für das Berufsbild zu interessieren und habe viel abgeschaut“, erinnert sich Milena Dwelck.
Für Loreen Valerie Frese war die Mutter – eine gelernte Krankenschwester – ein erstes Vorbild. „Dann habe ich zwei Praktika im Krankenhaus in Bad Driburg gemacht und die Liebe zum Beruf wurde immer größer“, sagt Loreen, die auch schon ihren Opa im eigenen Haus mitgepflegt hat. Erst habe er in der Gastronomie gearbeitet, aber auch da schon den Kontakt mit Menschen gesucht, erzählt Semih Yaren, der Parallelen zur Krankenpflege sieht. „Der Wunsch, mit Menschen in Kontakt zu stehen, hat mich dazu bewogen, mich für den Pflegedienst zu bewerben.“ Dass seine Mutter auch Krankenschwester gewesen sei, habe die Entscheidung bestärkt.
Ein Geben und Nehmen
Die Erfahrung von „Geben und Nehmen“ hat das Trio während seiner Ausbildung auf jeden Fall gemacht. „Hier in Steinheim legen wir in der Geriatrie besonderen Wert darauf, Kontakt mit den Patienten zu halten“, spricht Melina eine Herzensangelegenheit aller aus. Da habe man bei den älteren Patienten und den Angehörigen auch einen guten Ruf, ja man erfahre sogar Dankbarkeit ergänzt Semih. Ein guter Smalltalk mit den Patienten sei auch wichtig. Manchmal haben die Drei dennoch das Gefühl, dass die Zeit davon läuft und man sich eigentlich noch mehr einbringen möchte.
Loreen schätzt auch die familiäre Atmosphäre des kleinen Krankenhauses und sieht ihre Perspektiven weiter in der Pflege. „Wir haben alle nie am Beruf gezweifelt, höchstens im Mittelkurs mal ein kleines Tief durchgemacht“, fügt Milena schmunzelnd hinzu.
Ob der Corona-Virus dem Pflegeberuf einen besseren Stand gegeben habe und die Diskussion um die „Alltagshelden“ der Pandemie neue Perspektiven bringe? Noch schauen Milena, Loreen und Semih auf diese Frage skeptisch. „Ich glaube, nach der Pandemie wird die Diskussion um Verbesserungen schnell wieder verblassen. Politisch sieht man doch schon den Unterschied: Es gibt eine Ärztekammer, aber keine Pflegendenkammer“, ist Semih mutig: „Dabei haben wir eine fundierte Gesamtausbildung erhalten, manchmal sogar wie ein Medizinstudium.“
Respekt, aber auch Mitleid für den Beruf
Der Pflegeberuf sei ein wichtiger Beruf, sind sich Loreen und Milena einig, doch die Erfahrungen seien unterschiedlich. Dem Beruf begegneten viele Menschen mit Respekt, doch zugleich habe man mit den Schwestern und Pflegern nur Mitleid. Und trotz Corona-Krise hätten viele noch eine falsche Ansicht zu diesem Beruf.
Zugleich haben die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung ihre Ausbildung auch ein Stück mitgeprägt. „Die Angehörigen durften nicht mehr zu den Patienten. Wir haben versucht, diesen Ausfall ein wenig zu kompensieren. Und weil wir Auszubildenden in dieser Zeit keine Schule hatten, waren die Stationen dann recht gut besetzt“, fasst Loreen die letzten Monate zusammen. Vor allem die Anfangsphase mit der Einrichtung einer Isolier-Station sei turbulent gewesen, doch, so Milena, mit viel Kommunikation sei alles gut zu meistern gewesen. Die Arbeit in Schutzkleidung und großer Hygienebedarf sei anders gewesen und manchmal umständlich. „Das Weggesperrt-Sein war zu Beginn komisch, war in der Situation aber erforderlich und für uns eine wichtige Erfahrung“, so Milena. Die Gesellschaft habe sich sicher mehr umstellen müssen, für den Betrieb im Krankenhaus seien Hygiene und Schutzmaßnahmen eher Alltag, ergänzt Semih.
Nächstenliebe und Barmherzigkeit
Nächstenlieben und Barmherzigkeit ständen in jedem Glauben vorn, ist für das Ausbildungs-Trio klar. „Meine Oma hat schon immer gesagt: was du nicht willst, was man dir tut, das füg‘ auch keinem anderen zu“, gilt für Loreen, die wie Milena katholisch getauft ist, in allen Bereichen. „Menschen zu helfen, ist fest in Glauben verankert. Achtung vor Kranken und älteren Menschen eine gute Tat“, so findet sich Semih auch als Moslem im Pflegeberuf an der richtigen Stelle.
Alle Drei werden nach ihrer Ausbildung der Pflege treu bleiben. Semih wechselt nach Bad Driburg in die Chirurgie. „Ich wollte auf jeden Fall bei diesem Arbeitgeber bleiben. An neuer Stelle will ich die Materie festigen und Skills aufbauen. Vielleicht schaue ich später mal Richtung Notfallpfleger oder Intensiv- oder Anästhesiepfleger.“
„Ich werde zur Intensiv-Station wechseln, weil ich dann noch enger in Kontakt mit den Menschen bin. Da ich dann täglich die gleichen Patienten habe, kann ich mich noch mehr um deren Bedürfnisse kümmern“, so Loreen.
„Ich brauche Kontakt zu den Menschen und hoffe, dort noch mehr Zeit für sie zu haben“, erfüllt sich Milenas Wunsch mit der onkologischen Station. Sie rechnet mit einer ähnlichen Arbeitsweise wie in der Geriatrie.