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Erzbistum Paderborn
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Diözesanmuseum Paderborn© Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn

Sirene, Bärin, Burse und die Annalen des Tacitus

Charismatische Schätze erzählen ab September 2024 von der Faszination der Antike

Im Diözesanmuseum Paderborn hat der Countdown für die neue große Sonderausstellung „Corvey und das Erbe der Antike. Kaiser, Klöster und Kulturtransfer im Mittelalter“ (21. September 2024 bis 26. Januar 2025) begonnen. Die neue Website – www.erbe-der-antike.de – stellt erste Highlights der Ausstellung vor. Die Schirmherrschaft für die Ausstellung hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernommen.

Täglich treffen in Paderborn neue Zusagen für kostbare Leihgaben aus ganz Europa ein. Mit dabei die gut 2.300 Jahre alte, einzigartige Bronzeskulptur einer Bärin, die einst Karl der Große aus Rom mitgebracht haben könnte und die heute im Aachener Dom bewahrt wird. Aus dem Musée de la Cour d‘Or in Metz kommen Fragmente des wertvollen spätantiken Sarkophags Kaiser Ludwigs des Frommen. Er war Sohn und Nachfolger Karls des Großen und gründete 822 das Kloster Corvey. Die ehemalige Benediktinerabtei an der Weser war ein geistiges, wirtschaftliches, politisches und kulturelles Zentrum mit großer Strahlkraft und ist Ausgangspunkt der Ausstellung im Diözesanmuseum. Es waren vor allem die Klöster, die im Mittelalter jenes antike Wissen bewahrten, das uns bis heute prägt.

Mit zahlreichen faszinierenden Exponaten macht die Sonderausstellung erlebbar, wie antike Kulturtechniken – insbesondere das Lesen und Schreiben – sowie Vorstellungen von Politik, Recht, Kunst und Wissenschaften damals weitergegeben wurden: Mönche vervielfältigten antike Schriften, Handwerker arbeiteten antike Originale um oder integrierten sie in eigene Werke. Vereinnahmt und geprägt vom jeweiligen Zeitgeist, erzählen solche Schätze Geschichten oder geben bis heute Rätsel auf.

Schatzkunst und Spurensuche bei den Bewahrern der Antike

Die Geheimnisse eines goldenen Reliquiars in Form einer Burse, einer Art Tasche, erforscht zurzeit ein Team renommierter Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler, Restauratorinnen und Restauratoren der Staatlichen Museen zu Berlin. Das charismatische Stück aus dem 8. Jahrhundert gehört zu den bedeutendsten Werken mittelalterlicher Goldschmiedekunst. Die so genannte Engerer Burse ist reich besetzt mit Edelsteinen, Perlen und Gemmen, die mythologische Motive antiker Steinschnittkunst zeigen. Das umfangreiche und aufwendige Forschungs- und Restaurierungsprojekt wird anlässlich der Paderborner Ausstellung von der Ernst von Siemens Kunststiftung ermöglicht.

Wie beliebt und wichtig der Rückgriff auf die Antike im Mittelalter war, zeigt auch ein weiteres ungewöhnliches Stück aus der Sammlung des Berliner Kunstgewerbemuseums, das ebenfalls in Paderborn zu sehen sein wird: Es ist ein Gießgefäß, ein Aquamanile, in Form einer Sirene, das für Handwaschungen bei liturgischen Handlungen oder vor Mahlzeiten gereicht wurde. Das mythologische Mischwesen aus Frau und Vogel ist auch aus Homers Erzählung der Odyssee bekannt. Dass Sirenendarstellungen im Mittelalter eine gewisse Beliebtheit besaßen, zeigt sich auch im Westwerk des Klosters Corvey, wo bereits im 9. Jahrhundert eine harfe-spielende Sirene Teil des Ausmalungsprogramms ist.

Bücherraub und Varusschlacht

Ein Exponat, über dessen Zusage sich die Paderborner Ausstellungsmacherinnen und -macher ganz besonders freuen, ist eine Handschrift des römischen Geschichtsschreibers Tacitus. Die Biblioteca Medicea Laurenziana in Florenz schickt sie für die Zeit der Ausstellung zurück in ihre „ostwestfälische Heimat“. Der Text der Annalen des Tacitus erhielt sich nur in einer einzigen Abschrift aus dem Kloster Fulda und wurde in der berühmten Bibliothek des Klosters Corvey bewahrt. Im 16. Jahrhundert entführten Bücherdiebe die Handschrift im Auftrag der einflussreichen Familie der Medici nach Italien. Nur aus diesem Manuskript und aus dieser einen Quelle wissen wir heute, dass die legendäre Varusschlacht, in der der Cheruskerfürst Arminius den römischen Feldherren Varus vernichtend schlug, im Teutoburger Wald stattfand.

Die Paderborner Ausstellung zeigt, wie antikes Wissen und Kultur über das Mittelalter bis in die Gegenwart gelangten und noch immer unsere europäische Gesellschaft prägen. Sie führt mehr als 120 einzigartige Leihgaben aus europäischen Museen, Bibliotheken und Archiven zusammen und gibt mediale Einblicke in die Arbeit von Restauratorinnen, Restauratoren und Forschenden, die mit ihrer Arbeit das antike Erbe weiterhin bewahren. Sie führt teils kunstvoll gestaltete Pergamenthandschriften, die ehemals der Corveyer Schreibwerkstatt entstammten und heute in alle Welt verstreut sind, in Paderborn zusammen. Die Vielfalt und Bedeutung von Schrift und Schriftkulturen wird durch eindrucksvolle Rauminterventionen des Kalligraphen und Künstlers Brody Neuenschwander erlebbar.

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog im Michael Imhof Verlag (39,95 Euro im Museum, 49,95 Euro im Buchhandel, ISBN 978-3-7319-1425-9). Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm begleitet die Sonderausstellung ab September 2024.

Gruppenführungen sind bereits jetzt über die Tourist Information Paderborn unter 05251 8812980 oder unter tourist-info@paderborn.de buchbar.

Mehr Informationen zur Ausstellung unter www.erbe-der-antike.de. Informationen über das UNESCO-Welterbe Corvey finden Sie unter www.welterbewestwerkcorvey.de.

Kontakt
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generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0
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