„Da gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten, wie Menschen oder Organisationen zu mir finden. Meist jedoch auf Empfehlung“, erklärt die gebürtige Hamburgerin, die vor zwei Jahrzehnten nach Ostwestfalen-Lippe gekommen ist und sich in Detmold mit Mann und zwei erwachsenen Kindern sehr wohl fühlt. Nach dem Studium der Diplom-Pädagogik in Hamburg und mehrjähriger Tätigkeit als Pädagogin in psychosozialen Beratungsstellen und in der Erwachsenenbildung, arbeitete Meike Fabian als selbstständige Trainerin und Beraterin (ab 2004) und als zertifizierte Supervisorin und Coach (ab 2007).
Seit 2011 gehört sie dem Team des Ausbildungsinstitutes für Supervision (FIS) an, das DGSv-zertifizierte Supervisionsausbildung konzipiert und durchführt. Sie ist DGSv-Lehrsupervisorin, ausbildungsberechtigte Trainerin für Gruppendynamik und war einige Jahre geschäftsführende Gesellschafterin der Akademie für Führungs- und Beratungskompetenz.
Dreieckskontrakt wirksamer
„Wenn sich große Organisationen melden, dann läuft der Kontakt in der Regel über die Personalabteilung oder Führungskräfte. Aber es gibt auch Selbstzahler, die sich ohne Wissen der Organisation bei mir melden“, umschreibt Meike Fabian ihr Klientel: „Beides hat seine Berechtigung und kann helfen. Bei Konflikten zwischen Mitarbeitern und Führungskräften ist ein Dreieckskontrakt jedoch wirksamer. Denn dann könne ein Blick auf die beiderseitige Sicht einer Problembeschreibung schon das erste Thema sein.“
Floskeln wie „Das schaffen Sie!“ würden in der Beratung nicht ausreichen, weiß Meike Fabian, dass Entlastung und Verstehen Zielsetzungen sein müssen. Erst dann sei Nachhaltigkeit gegeben. Sie präferiert eine Beratung im Dreier-Verhältnis, wo Organisation, Beschäftigte und Beratung vertreten seien. „Denn eigentlich wollen alle, dass es ihnen besser geht“, so Meike Fabian, und somit lässt sich die Erwartungshaltung auf drei wesentliche Punkte definieren: Freude an der Arbeit, fachlicher Rat und verstehen, was in der Organisation passiert.
Was bietet sie den Ratsuchenden?
„Meine Arbeit ist von Respekt, Offenheit und Wertschätzung getragen. Eine vertrauensvolle und auch entspannte Arbeitsatmosphäre ist für mich die Voraussetzung für gesunde und nachhaltige Entwicklungsprozesse in Organisationen und in Teams, Gruppen und Einzelpersonen. Wer mit mir arbeitet, lässt sich auf einen lebendigen und kreativen Prozess ein, der die Individualität des Einzelnen berücksichtigt und von Lust an persönlicher Entwicklung getragen ist“, beschreibt Meike Fabian die Beratungsatmosphäre.
Arbeitsschwerpunkte sind: Organisationsentwicklung insbesondere im Rahmen von Veränderungsprozessen, Führungskräfte-Coaching und Sparringspartner zum Vor- und Nachdenken für Entscheider, Teamentwicklung, Fall – und Gruppensupervision, Fortbildungen und Seminare für Professionals und Ehrenamtliche, gruppendynamische Trainings, Moderation von Strategie-Klausuren und Großgruppen.
„Menschen, die über Überlastung am Arbeitsplatz klagen, seien ein großes Thema in der Beratung“, so Fabian. Gerade in sozialen und gesundheitlichen Bereichen hätten die Belastungen stark zugenommen. Aber die Bereitschaft, sich Hilfe zu holen, sei auch größer geworden. „Es dürfen keine Fehler passieren und somit hat die Belastung zugenommen, weil z.B. in der Jugendhilfe Kinder und Jugendliche herausfordernder geworden sind.“ Auch Frauen und Männer aus Bereichen wie Industrie- und Dienstleistungsunternehmen, Behörden sowie der Kultur- und Medienbranche suchen nach Unterstützung. Dabei spielten Geschlecht und Alter keine Rolle. „Von jungen Teams bis zu Mitarbeitenden, die kurz vor der Rente stehen.“
Worauf sollten Menschen achten, die nach einer Supervision suchen?
Der berufliche Kontext sollte gegeben sein. „Ich empfehle eine Supervision mit einem Berater oder Beraterin mit DGSv-Zertifizierung“, so Meike Fabian, die auch auf Referenzen und Empfehlungen blicken würde. „Aber nach der ersten Sitzung ist es auch ganz wichtig, das eigene Gefühl zu fragen, ob die Chemie stimmt.“
Eine Beratung sollte fünf Schwerpunkte haben:
- Verstehen der Situation
- Den Ist-Zustand der Situation aus Sicht aller Beteiligten klären
- Geschichte verstehen
- Gefühlssituationen klären
- Aufgrund der ersten vier Punkte Ideen und Strategien gemeinsam erarbeiten. Diese dann erproben und immer wieder kontrollieren.
Da müsse man auch an sich selbst arbeiten und nicht auf eine Lösung mit irgendwelchen Tools hoffen, so die erfahrene Supervisorin: „ Der Wunsch, selbst etwas ändern zu wollen, ist eine wichtige Voraussetzung für die Wirksamkeit von Supervision.“ Es sei auf jeden Fall ein Reifeprozess.
Wie ist der Blick des Arbeitgebers auf den Ratsuchenden?
„Hilfe holen ist eine riesige Kompetenz. Dies schätzen auch die meisten Organisationen“, berichtet Meike Fabian aus dem Erfahrungsschatz. Die Zeiten, dass Rat suchen als Makel gesehen wurde, gehört eigentlich der Vergangenheit an. Aber man müsse wissen, dass Supervision erst gut laufen könne und es dann auch mal Rückfälle gäbe. Keine Kurve zeige nur steil nach oben. „Wenn der Klient das spürt oder akzeptiert ist das hochachtungsvoll und ehrt ihn.“
Wie kann Supervision Mut machen?
Wer sich beraten lässt, hat in der Regel Fragen oder Probleme, die er nicht allein lösen kann, sonst würde er es ja allein geschafft haben. In der Beratung wird zunächst einmal ein Verständnis für die Situation entwickelt und der Blickwinkel erweitert. Oft sehe ich nur einen kleinen Teil des Gesamtproblems. Fragen können da sein: Wer ist beteiligt? Warum verhalten sich die Beteiligten so? Welche unterschiedlichen Bedürfnisse prallen aufeinander? Allein das Verstehen der Situation sorgt schon für erste Befreiung. Im nächsten Schritt werden Handlungsoptionen ausgelotet. Mut und Kompetenz entwickelt sich dadurch, dass ich Wege gehe, die notwendig sind. Das kann sein, dass ich wichtige Gespräche, die ich lange vor mir hergeschoben habe, nun endlich führe, oder dass ich erkenne, dass bestimmte Umstände unveränderbar sind und akzeptiert werden müssen. Mut entwickelt sich in den seltensten Fällen durch Floskeln, wie „das wird schon…!“ oder durch das Ignorieren der Angst. Mut entwickelt sich durch das beschreiten notwendiger nächster Schritte trotz der Angst und das Erleben, dass manche Dinge in anderem Licht betrachtet viel besser zu ertragen sind. Dann erlebe ich mich selbstwirksam und fühle mich nicht mehr ausgeliefert. Dabei kann Supervision enorm helfen.
Gibt es Besonderheiten in der Zusammenarbeit mit der Institution Kirche?
„Frauen und Männer, die bei der Institution Kirche arbeiten, identifizieren sich oft sehr stark damit. Ich treffe dort hochsensibilisierte und nachdenkliche Menschen an, die trotz der aktuellen Herausforderungen gute Arbeit machen und sich mehr Zeit für Reflektion nehmen. Das schätze ich sehr. Manche stecken aber auch im Zwiespalt, dass sie die Nähe zu Gott fühlen und suchen, aber daran verzweifeln, was die Institution mit ihnen macht oder ihnen zumutet. Da erlebe ich Mitarbeitende, die sich daran die Zähne ausbeißen. Ich habe Respekt vor den Mitarbeitenden und der Institution Kirche, aber ich verstehe auch Empörung und Not. Den Veränderungswunsch erlebe ich bei allen.“