Im Mittelalter war Herford ein religiöses Zentrum von überregionaler Bedeutung. Die Herforder Vision, die als älteste Marienerscheinung nördlich der Alpen gilt, und der Jakobsweg brachten viele Pilgerinnen und Pilger in die Stadt, die über ähnlich viele Kirchen und Klöster verfügte wie etwa die sie umgebenden Bistumsstädte. Mit der Reformation wurde Herford evangelisch. Auch heute noch gibt es dort nur eine katholische Innenstadtkirche: St. Johannes Baptist, die Hauptkirche des Pastoralen Raums Wittekindsland.
Von außen betrachtet, zerfällt die ehemalige Kirche der Johanniterkommende Herford in zwei Bauteile. Beinahe entsteht gar der Eindruck, als stießen hier zwei Sakralgebäude aneinander. Im Osten befindet sich der ältere Teil, ein 1716 fertiggestellter Saalbau, weiß getüncht, mit roten Ziegeln gedeckt, überragt von einem Dachreiter und beinahe dörflich anmutend. Daran schließt sich im Westen ein Anbau aus dem Jahr 1891 im Stil der Neoromanik an. Der ist nicht nur deutlich breiter als der Barockbau, auch liegt sein Dachfirst etwas höher. Mit seiner Sandsteinfassade und seiner dunklen Dacheindeckung wirkt der jüngere Anbau außerdem optisch älter als der ursprüngliche Gebäudeteil.
Im Inneren wartet die nächste Überraschung: St. Johannes Baptist ist gewestet. Anders als vermutet, befindet sich unter dem Dachreiter im Osten nicht etwa der Altar, sondern eine Orgel. Ihr Spieltisch ist seit Juli 2022 der Arbeitsplatz von Ivo Kanz. Sein Amt trat er mit 29 Jahren an, und auch er kann überraschen: mit über 20 Jahren Erfahrung an der Orgel. Bereits während der Vorbereitung zur Erstkommunion wurde die Orgel zu seinem Instrument. Schon als Zehnjähriger saß er an der großen Orgel seiner Heimatgemeinde Sennestadt – nicht bloß zum Üben, sondern nach nur einem halben Jahr als Vertretung des Organisten. Mit 17 nahm Kanz 2010 sein schulbegleitendes Orgel-Studium an der Musikhochschule in Detmold auf. Später packte er das Studium zum Kirchenmusiker obendrauf und schloss beide Studiengänge mit dem Master ab.