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Landpastoral: Die Kirche im Dorf lassen

Landpastoral im Dekanat HSK-Ost: Wie sich die Kirche ins Dorfleben integriert.

Themenspecial „Kirche & Land(wirtschaft)“: Pastoral im ländlichen Raum

Das Dekanat Hochsauerland-Ost ist geprägt von ländlichen Strukturen. Welche Bedeutung hat die Kirche vor Ort im Dorfleben? Was sind die größten Herausforderungen? In welchen Formen können die Menschen Kirche leben? Drei Personen aus dem Dekanat erzählen.

Wie stark der Zusammenhalt im ländlichen Raum sein kann, hat Pastor Matthias Kamphans aus Hallenberg in Zeiten von Corona erlebt. Als Anfang Mai wieder der erste öffentliche Gottesdienst gefeiert werden konnte, sollte dieser draußen stattfinden. An der Unterkirche, dem ältesten Gebäude im Ort, können im Freien Abstandsregeln perfekt eingehalten werden, auch Singen ist erlaubt. „Da hat sich ganz schnell ein Kreis von Leuten gebildet, die Altar und Stühle aufgebaut haben oder für die Musik zuständig waren“, erinnert sich Kamphans. Noch immer finden die Gottesdienste bei gutem Wetter draußen statt. „Die Menschen haben gesagt: Es ist unser gemeinsames Projekt, Pastor und Küster müssen das nicht alleine machen.“ Das sei ein gutes Beispiel, wie die Dinge in einem kleinen Ort funktionieren. „Es ist noch sichtbar, dass viele Leute etwas Besonderes mit Kirche verbinden und das auch leben wollen.“

Denn die Identifikation mit der Heimat ist für Menschen, die in Dörfern aufwachsen, extrem groß, weiß Frank Manegold. Auch wenn junge Menschen in eine Großstadt ziehen: Die Wurzeln bleiben oftmals „zuhause”, sagt er. Und die Vereine – egal ob Schützen, Sportverein, Kirche oder die Feuerwehr – seien stark miteinander vernetzt. „In den Dörfern braucht es weniger Strukturen, um etwas voranzutreiben. Es ist ein großes Miteinander“, so der Dekanatsreferent im Dekanat Hochsauerland-Ost.

Menschen wollen präsente Kirche

Genau da müsse das pastorale Team in den Dörfern präsent sein, findet Pastor Matthias Kamphans. „Die meisten Leute wollen sich nicht über große Konzepte oder Zukunftspläne unterhalten. Es geht darum, dass die Kinder vor Ort getauft werden können, dass Beerdigungen und Trauungen im Dorf stattfinden können. Das sind die wichtigen Dinge für die Pastoral im ländlichen Raum.“

Jemand, dem das Kirchenleben vor Ort sehr wichtig ist, ist Beate Clement-Klütsch aus Berge bei Medebach. Sie engagiert sich ehrenamtlich unter anderem mit Pilgerwanderungen für Touristen und andere Gruppen. „Ich möchte durch Gespräch und das Erleben der Schöpfung Gottes in der Natur die Menschen mit Gott und der Kirche in Kontakt bringen”, sagt sie. Und das eher niederschwellig: Oft hole sie die Menschen mit Gesprächen außerhalb von Glaubensthemen ab – das Ziel sei aber immer die Gespräche „hin zur Kirche“ zu lenken: „Die Leute haben Gesprächsbedarf und sind froh über jeden Impuls über Gott und den Glauben.“

Gottesdienste in anderer Form

Eine große Herausforderungen der Kirche im ländlichen Raum sieht Frank Manegold im Etablieren neuer liturgischer Angebote. Heutzutage sei es für junge Menschen schwieriger, sich mit sonntäglichen Gottesdienst und der Eucharistie zu identifizieren. „Das verstehen viele Menschen nicht mehr. Ich glaube, dass wir einfachere Formen finden müssen, damit wieder mehr Menschen Freude an der Kirche haben. Wir brauchen eine niederschwelligere Form der Liturgie, damit Menschen spüren, dass da noch eine tiefere Dimension ist.“

Dahingehend laufen im Dekanat HSK-Ost verschiedene Projekte: In Olsberg-Elleringhausen beispielsweise ist eine junge Kirche entstanden, die eine ganz neue Form der Spiritualität gebracht hat. Zudem hat Corona gezeigt, dass Auto- und Outdoor-Gottesdienste gefragt sind. Deshalb wird im Pastoralverbund Winterberg eine Herbstkirche initiiert, erzählt Frank Manegold. Gottesdienste werden an den Alltagsorten der Menschen gefeiert, wie einer Schreinerei oder in der Halle eines Busunternehmens. „Die Idee ist, verschiedene Angebote für verschiedene Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen anzubieten und so auch Menschen zu erreichen, die nicht in den normalen Gottesdienst gehen“, so Manegold. Denn trotz Kirchenentfremdung sei die Sehnsucht nach Spiritualität in jedem Fall da. „Die Menschen haben aber oft genug mit anderen Dingen zu tun. Deshalb muss die Kirche zu den Leuten kommen und auf sie zugehen.“

Kirche muss sich Dorfleben anpassen

Als Kirche nicht starr sein, die Leute nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen: Genau darum geht es auch Pastor Kamphans in Hallenberg. „Es muss eine Verbindung zwischen dem aktiven Ortsleben und dem Kirchenleben geben.“ Für ihn als Pastor sei es auch als Privatmensch prägend, sich in das Dorfleben zu integrieren. Die Menschen wollen solche kurzen Wege zum pastoralen Team, sagt Kamphans. „Wir hingegen müssen auch wissen, was im Dorf los ist. Wenn bei uns am Samstagabend eine Karnevalssitzung ist, macht es keinen Sinn, am Sonntagmorgen eine Frühmesse anzusetzen.“ Flexibel zu sein, reagieren zu können und zu gucken, was möglich ist: Das sei das Allerwichtigste. „Wenn die Kirche immer abblockt und Sachen verhindert, dann taugt das nichts. Irgendwann würden die Leute sagen: So etwas brauchen wir nicht.“

Kirche, das bedeutet auf dem Land vor allem auch: zusammenkommen, mit anderen Menschen reden, sagt Beate Clement-Klütsch: „Nach Gottesdiensten bilden sich vor der Kirche immer Gesprächskreise, weil dieses Bedürfnis besteht, sich nach dem gemeinsamen Erlebnis einfach mal miteinander zu unterhalten.“ Auch in Berge ist die Kirche bestens im Dorf vernetzt, berichtet die gelernte Lehrerin. Die Kirche habe im traditionellen Jahresverlauf, den alle Dörfer durchleben, einen hohen Stellenwert. Ob Einweihung des neuen Feuerwehr-Autos, Jubiläum des Sportvereins oder andere Feiern: „Ohne einen Priester beginnt bei uns kein besonderes Fest.“

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