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Erzbistum Paderborn
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Zwei Hunde vor Bäumen in der Natur© Anna Averianova / Shutterstock.com

Der Hundeküster von Paderborn

Zum Welthundetag am 10. Oktober hat das Erzbistumsarchiv eine besondere Archivalie ausgegraben

In unserer Gesellschaft sind Hunde der Inbegriff von Liebe, Treue und Anhänglichkeit. Damit wären die Vierbeiner durchaus anschlussfähig an christliche Symbolik. In der Bibel aber sind Hunde eher unterrepräsentiert. Für Hund im Singular weist die Heilige Schrift 17 Fundstellen auf, Hunde im Plural kommen 21 Mal vor. Wo Hunde auftreten, geschieht dies zumeist in einem negativen Kontext, als zähnefletschende Meute, die Blut geleckt hat, oder als gierige Leichenfresser. Besonders schlecht kommen die Hunde im Alten Testament weg. Aber auch im zweiten Petrusbrief gibt es eine Fundstelle, in der Hunde als unappetitliche Tiere gezeichnet sind.

Der Hund hat im Christentum demnach keinen leichten Stand und auch in der Kirche als Gebäude hat er bis heute nichts verloren. In früheren Zeiten gab es in Paderborn am Hohen Dom sogar das Amt des Hundeküsters. Dessen Aufgabe bestand darin, streunende Hunde aus dem Gotteshaus zu vertreiben. Das geschah recht unsanft: Ausgestattet war der Hundeküster mit einer Peitsche.

Bewaffnet mit einer Peitsche

Gefahr ging aber nicht allein von den Hunden aus, sondern auch von deren Herrchen, wie eine Archivalie aus den Beständen des Erzbistumsarchivs belegt. Der Auszug aus dem Protokoll des Archidiakonatsgerichtes des Domdechanten vom 22. November 1743 belegt eine tätliche Auseinandersetzung zwischen dem Hundeküster Wilhelm Klumbach und einem vornamenlosen Studiosus Falkenberg, Sohn eines ebenso vornamenlosen Chirurgen und als angehender Akademiker ein Angehöriger der Oberschicht. Nach Angaben des Hundeküsters hatte der Student zusammen mit einigen Mitstudenten die Vesper besucht und dazu seinen Hund mit in den Dom gebracht. Wie es sein Amt verlangte, forderte der Hundeküster den Gottesdienstbesucher auf, den Hund zu entfernen, anderenfalls, so die Drohung, würde er das Tier hinauspeitschen.

Handfester Tumult im Dom und auf dem Domplatz

Der Hundebesitzer tat aber nicht wie geheißen, sondern versetzte dem Küster zur Antwort eine Ohrfeige. Nachdem dieser zur Gegenwehr seine Peitsche gegen den rabiaten Studenten einsetzte, lief die Sache völlig aus dem Ruder. Der Student ging dem Küster an die Kehle, riss ihm Perücke und Hut vom Kopf und warf beides „außerhalb der Kirchen in den Koht“, wie das Vernehmungsprotokoll bezeugt. Damit nicht genug: Als der malträtierte Küster seine Kopfbedeckungen holen wollte, ging die Auseinandersetzung draußen weiter. Die Peitsche hatte der rabiate Studiosus Falkenberg dem Küster schon zuvor in der Kirche abgenommen. Nun versetzte er dem armen Mann damit einige weitere Streiche.

Interessant wäre nun zu wissen, wie die Geschichte ausgeht. Bekam der Hundeküster Satisfaktion? Zu welcher Strafe wurde der akademische Raufbold Falkenberg verknackt? Aber das lässt sich anhand der besagten Archivalie leider nicht mehr rekonstruieren. Belegt ist, dass der geprügelte Hundeküster unverzüglich das Archidiakonatsgericht des Domdechanten anrief und der „Organißte Schwartze“, den Wilhelm Klumbach als Zeugen berief, die Misshandlungen im Wesentlichen bestätigte. Danach reißt die archivische Überlieferung der Angelegenheit im Bestand „Metropolitankapitel“ des Erzbistumsarchivs ab. Gut möglich also, dass die Angelegenheit im Sande verlief.

Hund, Katze und mehr: Tiere in der Bibel

Während Hunde in Singular und Plural in der Bibel auf insgesamt 38 Fundstellen kommen, lassen sich Katzen nur ein einziges Mal finden, nämlich im Buch Baruch. Dort heißt es über die babylonischen Priester: Auf ihrem Körper und auf ihrem Kopf lassen sich Fledermäuse, Schwalben und andere Vögel nieder, ebenso auch Katzen. (Bar 6,21)

Das Schaf erscheint in der Heiligen Schrift 41 Mal, die Schafe im Plural treten 169 Mal auf. Der Esel kommt auf 90 und die Eselin auf 18 Treffer. Der Leopard wird ein einziges Mal erwähnt, das Huhn überhaupt nicht, die Henne immerhin zwei Mal. Dafür stolziert der Hahn zwölf Mal durch die Bibel, ebenso häufig wie die Löwin. Deren männliches Pendant ist als Symboltier der Stärke in der Bibel 56 Mal anzutreffen.

Adler, Rebhuhn, Widder, Lamm oder vielleicht die Schnecke: Mehr biblische Viechereien finden Sie auf Bibleserver mit der Suchfunktion.

Signatur der Archivalie des Monats EBAP, I 1.01, 86 [= Institutionen, Metropolitankapitel, Domkapitel, Nr. 86]
Entstehungsdatum 22. November 1743
Provenienz Erzbistumsarchiv, Auszug aus dem Protokoll des Archidiakonatsgerichtes des Domdechanten
Kulturhistorische Bedeutung Die Archivalie belegt die Existenz des Amtes des Hundeküsters, dessen Aufgabe es war, Hunde mit robusten Methoden aus dem Inneren des Hohen Doms zu vertreiben. Außerdem belegt die Archivalie die rauen Sitten Mitte des 18. Jahrhunderts, sowohl Tieren als auch Menschen gegenüber.
Literaturangaben Michels, Paul: Hunde und Ratten im Dom des 18. Jahrhunderts; in: Heimatborn, Oktober 1969, S. 195

Die Archivalie des Monats

Das Erzbistumsarchiv ist das Gedächtnis unserer Erzdiözese. Es sichert und erschließt die schriftliche Überlieferung und macht Geschichte allgemein zugänglich. Und das sogar kostenlos. Selbst die wertvollsten Archivstücke können Sie sich werktäglich zu den Öffnungszeiten des Erzbistumsarchivs ansehen. Darunter sind selbstverständlich auch die Stücke, die wir Ihnen in unserer Reihe „Die Archivalie des Monats“ vorstellen.

Besuchendenadresse:

Erzbistumsarchiv Paderborn
Domplatz 15 (Konrad-Martin-Haus)
33098 Paderborn
Tel.: (0 52 51) 1 25-12 52
E-Mail: archiv@erzbistum-paderborn.de
Geöffnet Montag-Donnerstag, 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr

Ein Hinweis für alle genealogisch Interessierten: Die digitalisierten Kirchenbücher des Erzbistums Paderborn finden Sie auf

Matricula

Ein Beitrag von:
© Jürgen Hinterleithner
freier Autor

Hans Pöllmann

© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Archivar

Michael Streit

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