„Herbstlibori“, im Paderborner Volksmund auch „Klein-Libori“ genannt, kann in seiner Strahlkraft zwar nicht ganz mit dem sommerlichen Libori-Fest mithalten – gleichwohl gab es jetzt im Hohen Dom Parallelen: Während des Gottesdienstes, an dem neben dem Bürgermeister Michael Dreier zahlreiche prominente Gäste aus der Stadtgesellschaft teilnahmen, wurden die Reliquien des heiligen Liborius erhoben. Dabei trugen die Libori-Schreinträger den vergoldeten Silberschrein aus dem 17. Jahrhundert samt der eingesetzten Ebenholztruhe mit den Überresten des Heiligen Liborius aus der Krypta in den Hochchor des Domes. Nach dem Absetzen des Schreins spendeten die Gläubigen anhaltenden Applaus und zeigten damit die Bedeutung dieses Symbols für die Menschen in Paderborn.
Ein dramatischer Raub in Paderborn während des Dreißigjährigen Krieges wirkt bis heute nach: Kirche und Stadtgesellschaft feiern aus diesem Grund alljährlich „Herbstlibori“. Das Fest erinnert an die Plünderung des Domschatzes samt Reliquien des Heiligen Liborius Anno 1622 durch den Braunschweiger Herzog Christian und noch viel mehr an den Rückkauf der Reliquien des Stadt- und Bistumspatrons von Paderborn durch das Domkapitel fünf Jahre später.
Dass heute nach wie vor Kriege geführt werden zeigt, wie wenig selbstverständlich Frieden ist. In seiner Predigt während des Pontifikalamtes zum Abschluss der „Herbstlibori“-Feierlichkeiten mahnte Dr. Udo Markus Bentz dementsprechend, dass ein friedvolles Miteinander stets im Mittelpunkt des menschlichen Wirkens auf Erden stehen müsse.