In diesen Tagen zeigen sich unsere Städte und Dörfer in strahlendem Glanz: Girlanden, Sterne und prächtige Tannenbäume erhellen Häuser, Straßen und Plätze. Es leuchtet und funkelt allerorten. Üppiger geht es kaum. In den Kirchen geht es vergleichsweise schlicht zu. Ein Adventskranz mit seinem zunehmenden Licht und manchmal auch eine Krippe geben hier als einziger Schmuck einen Ausblick auf das kommende Fest.
Gelegenheit für Begegnungen schaffen
So ist es auch in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Olpe. Hier ist es Tradition, die Krippe zum ersten Advent aufzustellen. Als Andrea Hoffmann vor drei Jahren zur Küsterin bestellt wurde, hat sie diese freiwillige Aufgabe gerne mitübernommen. Weil sie so mit ihrem Tun, wie die 55-Jährige sagt, „besondere Gelegenheiten für Begegnungen mit Gott, mit Jesus, mit dem Weihnachtsgeschehen“ schaffen kann.
St. Mariä Himmelfahrt ist eine sogenannte Nachkriegskirche. Die Krippe stammt aus den 1960er Jahren. Köpfe und Hände der Figuren sind geschnitzt, ansonsten bilden Holzgestelle mit Gelenken das Grundgerüst der Korpusse, die selbst genähte Kleider tragen. Viele Figuren hat die Krippe indes nicht, vielmehr werden sie immer wieder umgezogen, nehmen eine immer andere Position ein, wird ihnen immer wieder eine andere Rolle zugeschrieben. „Mit Ausnahme der Heiligen Familie“, erzählt Andrea Hoffmann, während sie eine männliche Figur mit gelblichem Gewand und braunem Bund aufstellt, nah an einem blauen fließenden Tuch, das den Jordan darstellt. „Das ist jetzt Johannes der Täufer, mit Kamelhaarmantel und Ledergürtel, so wie es in der Bibel steht. Von ihm handelt das Evangelium am zweiten und auch am dritten Advent.“
An jedem Adventssonntag eine andere Szene
Zu jedem Adventssonntag stellt die Küsterin die Szenen in der Krippe nach dem jeweiligen Evangelium. Dazu legt sie eine Schmuckausgabe des Evangeliars. „Es ist ein Versuch, das, was geschrieben steht und gesagt wird, optisch umzusetzen. Das ist nicht immer ganz einfach. Und manchmal braucht es auch ein bisschen Fantasie.“ Was sie damit meint: Die Menschen tun sich schwer, die biblischen Texte zu verstehen. Und stellenweise scheinen die Worte gar nicht zur vorweihnachtlichen Freude zu passen. So wie am ersten Adventssonntag die Endzeitrede aus dem Lukasevangelium: „Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen“ (Lk 21,26). In der szenischen Darstellung hat Hoffmann sich deshalb auf den letzten Vers konzentriert, in dem es heißt „richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe“ (Lk, 28). „Ich habe das Volk, dich und mich und uns alle als Gemeinschaft, in die Krippe gestellt, mit Blick in den Himmel“, erläutert die Küsterin.