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Manchmal wird ein Bürgermeister zum Pastor

Auf eine Kaffeelänge mit Salzkottens Stadtoberhaupt Ulrich Berger

Auf eine Kaffeelänge mit Salzkottens Stadtoberhaupt Ulrich Berger

Innerhalb unserer Reihe „Auf eine Kaffeelänge mit…“ treffen wir uns regelmäßig mit einer Person aus dem Erzbistum Paderborn. Einzige Vorgabe des Meetings: Die Unterhaltung endet, sobald der Kaffeebecher geleert ist. Diesmal haben wir den Salzkottener Bürgermeister Ulrich Berger zum Gespräch gebeten. Der Christdemokrat fungiert seit sechs Jahren als Stadtoberhaupt und wurde unlängst mit einem Votum von 94 Prozent für weitere fünf Jahre ins Amt gewählt.

„Das Ergebnis freut mich. Es zeigt, dass wir in Salzkotten auf dem richtigen Weg sind und gemeinsam etwas erreichen können“, ist das Resultat für Berger „die Bestätigung der guten Arbeit des gesamten Teams der Stadtverwaltung“. Das Votum lässt Ulrich Berger „mit Elan“ in die nächste Amtszeit gehen, markiere seine Wiederwahl doch so etwas wie einen „Vertrauensvorschuss“. Den gelte es nun in die Tat umsetzen, wobei zu vermeiden sei, „etwas zu versprechen, was man nicht halten kann“.

Was Politik und Christentum verbindet

Darüber hinaus möchte der seit 19 Jahren der CDU angehörende Ulrich Berger „nicht sich selbst in den Mittelpunkt stellen, sondern das Wohl der Stadt“. Dazu benötige man unter anderem Toleranz, denn „auch andere Fraktionen haben das Recht auf gute Ideen“. Daher sei es generell „nicht hilfreich, von vornherein eine politische Überzeugung zu haben“, sondern „offen für Konsens“ zu sein. Ob Berger deshalb die Funktion eines Brückenbauers besitzt? „Etwas hochtrabend“ findet der 50-Jährige den Begriff, kann sich aber damit anfreunden, „zu vermitteln und Interessen abzuwägen, um am Ende die Politik des Machbaren zu erreichen“. Was zunächst pragmatisch klingt, birgt unter der Oberfläche spirituelle Anknüpfungspunkte, spielt der Glauben in Ulrich Bergers Leben doch eine wichtige Rolle.

„Man kann christliche Werte auch im Bürgermeisteramt leben“, bemüht sich der zweifache Familienvater darum, „andere Meinungen zu akzeptieren, ein offenes Ohr für die Menschen zu haben und Zuversicht zu spenden“. Daher sei ein Bürgermeister manchmal „wie ein Pastor, wird doch in Notsituationen der Weg zu ihm gesucht“. Folglich müsse zugehört und motiviert werden, komme man in Politik wie Christentum nicht umhin, „Menschen für eine Sache, von der man überzeugt ist, zu begeistern“. Weitere Überschneidungspunkte sieht Berger in der Notwendigkeit, „verlässlich, ehrlich und aufrichtig zu sein“. Bevor man morgens ins Rathaus geht, müsse man sich diese Wertmaßstäbe vergegenwärtigen und sein Handeln danach ausrichten.

Vor- und Nachteile der katholischen Kirche

Der praktizierende Katholik („Eine gute Messe gibt mir Inspiration“) sieht in der Religion „einen Ankerpunkt, der Rückhalt in schwierigen Phasen gibt“. Insbesondere in Corona-Zeiten brauche eine Gesellschaft „Zusammenhalt“. Umso bedauernswerter sei es, dass die Kirche momentan nur ein reduziertes Angebot offerieren könne, ist sie doch selbst den Einschränkungen der Pandemie unterworfen.

Allerdings muss sich die katholische Kirche auch Kritik gefallen lassen. So missfällt dem ersten Mann der Stadt Salzkotten die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals, der inzwischen zwar offensiv angegangen werde, über den man aber „viel zu lange den Deckmantel des Schweigens ausgebreitet hat“. Ferner sei die Rolle der Frau „ausbaufähig“, spricht sich Ulrich Berger dafür aus, „Frauen aktiver in der Kirche praktizieren zu lassen“.

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