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Krippeninstallation: „Fürchte dich nicht“ in St. Agnes in Hamm

Krippeninstallation von Sabine Reibeholz lädt zum Anschauen sowie zum Betreten und Erkunden ein

Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht. (Lk 2,9.10a). Dies ist zu erleben in der Weihnachtszeit 24/25 in St. Agnes Hamm: Die Weihnachtsfeiertage und jeden Sonntag bis zum 02.02.2025 von 15-17 Uhr.

Dieser Moment aus der Weihnachtsgeschichte ist in der Darstellung von Sabine Reibeholz (1. Preis eines Wettbewerbs der Initiative aus LITURGICA: Gestaltung einer Weihnachtskrippe für die Propsteikirche St. Augustinus in Gelsenkirchen) herausgegriffen und soll erfahrbar werden, nicht zum bloßen Anschauen sondern zum Betreten und Erkunden.

Zahllose von Licht durchflutete Fäden verbinden das Oben und Unten und eröffnen beim Durchreiten (was die Assoziation eines Gehens durch einen Geburtskanal wecken kann) einen eigenen Raum. Die traditionellen Figuren bleiben außen vor, sie sind Schatten der Erinnerung, hatten ihren Raum und ihre Zeit, werden ersetzt durch uns, durch die Schatten, die wir an die Wand der Installation werfen.

Beim Betreten des Inneren der Krippendarstellung werden wir selbst zu Darstellenden in der Erzählung der Weihnachtsgeschichte, werden zu Suchenden, so wie es einst die Hirtinnen und Hirten und die Sterndeuter waren. Und wir finden die Krippe, das Stroh, das Wickeltuch – doch es ist schon reichlich groß. Vielleicht deutet es schon die Auferstehung an, das Durchschreiten des Geburtskanals des Todes. Das Grab an Ostern ist leer – auch die Futterkrippe als Geburtsort ist leer. Hier liegt keine „Puppe“. Aber wir sind hier mit unseren Hoffnungen und Erfahrungen, mit der Zusage des Angelus Silesius: „Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, doch nicht in dir, du gingest ewiglich verloren!“.

Erläuterungen zur Krippe „Fürchtet euch nicht“ von P. Dr. Philipp Reichling OPraem

Die Arbeit von Sabine Reibeholz ist der äußeren Form nachgestaltet wie ein überlebensgroßer Zylinder, dabei misst die kreisrunde Grundfläche ca. 300 cm im Durchmesser und ca. 400 cm in der Höhe. Etwa drei Viertel des Zylinders sind umspannt mit einem leichten Nesselstoff, der bedruckt ist mit schwarz-grauen Konturen von Palmen, Hirten und Schafen und den drei Königen auf Kamelen. Diese Zeichnungen erinnern an eine klassische Krippengestaltung. Das letzte Viertel ist offen und macht den Zylinder begehbar.

Allerdings hängen über 4000 dünne, transluzide Kunststoffschläuche mit wenigen Millimetern Durchmesser von oben herab bis auf den Boden. Wer hier eintreten will, der muss sich trauen, durch diese Art von Schleiern aus Schläuchen, die einem die Orientierung nehmen, zu gehen; mehr noch, der muss sich von den Schläuchen berühren lassen und diese zur Seite schieben, um so seinen Weg zu finden.

Eine leuchtende Bodenplatte verleiht dem ganzen Raum ein gleichmäßiges Licht. Darüber hinaus ist in der Decke eine weitere kreisrunde Lichtquelle mit einem Durchmesser von etwa 100 cm angebracht, nicht zentral, sondern im hinteren Bereich des Zylinders, über der eigentlichen Krippe, die damit noch einmal mehr herausgehoben wird. Die Krippe selbst ist aus einfachen Holzlatten wie ein Futtertrog gebaut, mit Stroh gefüllt, auf dem ein weißes Tuch liegt, welches das Licht von der Decke hell leuchtend reflektiert.

Von außen lässt die zylindrische Form an ein Zelt oder an einen Tempel denken. Beides sind religionsgeschichtlich betrachtet Orte der Gegenwart Gottes. So war Jahwe durch die Bundeslade im Offenbarungszelt präsent (vgl. Ex 25,8f). Schließlich wird ihm der Tempel in Jerusalem gebaut, den Jahwe erfüllt (vgl. 1 K 8,10). In beiden Wohnstätten spielt zudem ein Vorhang eine wichtige Rolle (vgl. Ex 31ff), der das Heiligtum vom Allerheiligsten trennt, das nur der Hohepriester betreten durfte. Durch das Zurückziehen des Vorhangs, lat. revelare, war es möglich in das Allerheiligste zu treten. Das lateinische Substantiv „revelatio“ steht im religiösen Kontext aber auch für „Offenbarung“ und spielt im Christentum auf die Selbstmitteilung Gottes an, deren Höhepunkt die Menschwerdung ist.

Traut sich der Besucher in das Innere des Krippenraumes einzutreten, wird er die Schleier aus Schläuchen wie einen Vorhang zur Seite ziehen und sich so einen Weg bahnen müssen zur eigentlichen Krippe als dem Offenbarungsort. Dabei erscheinen die hängenden Schläuche auch wie vertikale Achsen, die Himmel und Erde verbinden.

Von weitem ist die Krippe nur schemenhaft zu erkennen. Je näher man ihr kommt, desto deutlicher sieht man sie. Überraschenderweise liegt hier allerdings kein Jesuskind auf dem Stroh, sondern ein weißes Leinentuch, das gleichermaßen an die Windel Jesus denken lässt wie auch an das Leinentuch Jesu im Grab. Beide Male wird mit dem Tuch eine Leerstelle markiert, denn die leibliche Gestalt Jesu ist nicht da. Durch die jeweilige Abwesenheit wird so noch einmal die Frage nach dem gestellt, der sich hier doch eigentlich offenbaren will: Wer ist dieser menschgewordene Gott, dieser Jesus von Nazareth? Die leere Krippe kann so zum Sehnsuchtsort oder auch zur Projektionsfläche für den Betrachter werden. Als paradoxes Leerstellenprinzip könnte man dieses Phänomen so beschreiben: die Anwesenheit des Abwesenden. Hinzu kommt ein versteckter Hinweis, den der leuchtende Boden der Installation gibt. Im Alten Testament wird nämlich berichtet, dass Mose mit seinen Gefährten auf dem Sinai Gott begegnete und der Boden unter seinen Füßen hell leuchtete (vgl. Ex 24,9ff). Damit wird der Ort der Krippe gekennzeichnet als ein Ort der Gottesbegegnung.

Die begehbare Krippe von Sabine Reibeholz kann daher zu einem Meditations- und Gebetsort werden, an dem man sich auf die Suche machen kann durch die Schleier aus Schläuchen, die zunächst Orientierung nehmen, aber durchschritten werden wollen, hin zu dem verborgenen Gott.

Hier finden Sie ein Video zur Installation.

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