Zu Beginn seiner Predigt erinnerte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz an den am Abend des 20. Dezembers verübten Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg: „Seit Freitag sind die Lichter aus und ist es dunkel geworden – in Magdeburg, auf dem Weihnachtsmarkt. Nacht ist um diejenigen, denen die Gewalttat liebe Menschen aus dem Leben gerissen hat. Nacht ist um diejenigen, die verletzt sind, die traumatisiert sind, weil sie sehen und erleben mussten, was da Unfassbares geschah. Nacht ist es auch um die Sicherheitskräfte, all die Helfer, die dem Grauen ins Gesicht blicken mussten. Nacht ist es um die, die mitfühlen, die nicht zur Tagesordnung übergehen.“ Der „umnachtete“ Täter habe viele Menschen in die Nacht des Leids, der Fassungslosigkeit und der Trauer gestoßen.
Das doppelte Gesicht der „Nacht“
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz entfaltete dann in seiner Predigt, „Nacht hat ein doppeltes Gesicht“, sei Zeit der Bedrängnis, aber auch Heilszeit. „Nacht“ sei einerseits ein Sinnbild für das dumpfe Leid des Menschen, andererseits würden sich gerade in der Nacht außerordentliche Dinge ereignen. „Nacht“ werde als Zeit der Stille, Zeit gesammelter Kraft, besonderer Empfindsamkeit erfahren. Für den religiös sensiblen Menschen sei die Nacht auch Zeit des Gebets, des schöpferischen Schweigens. Die Nacht könne auch von heutigen Menschen, nicht nur von den Menschen der Bibel, als Zeit besonderer Gottesnähe erfahren werden: Schutz und Hilfe in der nächtlichen Bedrohung finde der Mensch bei Gott, göttliche Eingebungen, himmlische Träume und prophetische Worte würden in der Nacht ergehen.