Bevor die erste Frage gestellt ist, erzählt Dr. Simone Horstmann eine persönliche Geschichte. Sie zeigt Bilder von dürren, fast federlosen Legehennen, die Hühnerpullover tragen (siehe Headerbild). Sie hat die Tiere über den Verein „Rettet das Huhn e.V.“ bei sich aufgenommen. Mit Ernst in der Stimme erzählt Horstmann, dass die Hühner, knapp anderthalb Jahre alt, zusammen mit 3.000 Artgenossen in einem Stall, groß wie zwei Garagen gelebt hätten. Es seien „normale Zustände in der sogenannten Bodenhaltung“, sagt Horstmann, manche Tiere hätten leblos auf dem Boden gelegen.
Als Horstmann sechs dieser Tiere im Dezember 2018 bei sich aufgenommen hat, wären sie eigentlich zum Schlachthof gebracht worden. „Da können sich ganz tolle Tiere draus entwickeln“, sagt die 36-Jährige. Drei Hennen hätten es bis heute geschafft. „Die haben wieder volles Gefieder und meckern morgens, wenn ich sie nicht früh genug aus dem Stall lasse. Die Tiere so lebendig zu erleben, das ist ein kleines bisschen (wie im) Paradies“, sagt Horstmann – als Privatperson und als Theologin am Lehrstuhl für Systematische Theologie an der TU Dortmund.
Als Tiertheologin und Veganerin zieht sie Schlüsse, die auch wirklichkeitsfremd wirken können. Doch diese Sicht wahrzunehmen und sich damit auseinanderzusetzen, kann durchaus bereichernd sein – zumal die Debatte um den Umgang mit Tieren in der Landwirtschaft gesellschaftlich aufgeladen ist.