Aufgrund der Corona-Pandemie konnte das erfolgreiche Format Frauenkonferenz in seiner dritten Auflage nur in digitaler Form stattfinden, was dem Interesse und Engagement der Frauen im Erzbistum aber keinen Abbruch tat. Nach einem Gottesdienst ging es in das erste Podiumsgespräch das die Überschrift „Mehr sehen“ trug. Frauen und Männer, die Verantwortung für die sechs Schlüsselthemen des Diözesanen Wegs 2030+ übernommen haben, beschrieben in eingespielten Videostatements ihr Thema aus geschlechtergerechter Perspektive. Außerdem richteten sie Fragen an Studiogäste, Monsignore Dr. Michael Bredeck, Leiter des Bereichs Entwicklung und Kommunikation im Generalvikariat, sowie Dr. Anne Weber aus dem Vorbereitungsteam der Frauenkonferenz.
Thema: Geschlechtergerechtigkeit
Der Schwerpunkt des Austauschs, der auch im Chat stattfand, drehte sich um die Frage, wie die Impulse für Veränderung in Richtung Geschlechtergerechtigkeit auf die Ebene der Pastoralen Räume gelangen könnten. Dr. Anne Weber griff Aspekte aus den Videostatements auf und sagte, dass dafür eine „Kultur der Wertschätzung“ und eine „ständige Arbeit an der Veränderung der Sehgewohnheiten“ wichtig seien. Msgr. Dr. Bredeck unterstrich dies und betonte, dass es eine verbindliche Möglichkeit zum Feedback geben müsse, wenn jemand Ungerechtigkeit erfahre. Gleichzeitig sprach er sich dagegen aus, Haltungen wie eine veränderte Gesprächs- und Willkommenskultur oder Wertschätzung „von oben“ zu verordnen. „Das können wir nicht vorgeben, aber fördern“, sagte er.
Bistumsleitung im Background für Fragerunde
Auch die Bistumsleitung mit Erzbischof Hans-Josef Becker und Generalvikar Alfons Hardt stand im Background der Fragerunde zur Verfügung. Im Rückblick auf seine Erfahrungen in den vergangenen Jahrzehnten sagte Generalvikar Alfons Hardt, dass Veränderung immer stattgefunden habe und auch jetzt stattfinde, „auch ohne Kampfsituationen“. Er betonte, dass Wertschätzung und Akzeptanz auf allen Seiten dazugehören, wenn ein Wandel gelingen solle. Erzbischof Hans-Josef Becker setzte hinzu, dass permanente Überzeugungsarbeit, Verlässlichkeit und vertrauensbildende Maßnahmen auf diesem Weg notwendig seien. Gleichzeitig warnte er davor, allein Negativ-Erfahrungen handlungsleitend zu machen.
Beim zweiten Podiumsgespräch mit dem Thema „Aufmerksam hinhören“ ging es um biblische Grundlagen. Professor Dr. Ansgar Wucherpfennig, Professor für Exegese des Neuen Testaments an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen, beschrieb die im ersten Schöpfungsbericht genannte gemeinsame Gottebenbildlichkeit von Mann und Frau als richtungsweisend für das Thema Geschlechtergerechtigkeit. Finja Miriam Weber, eine der jüngsten Teilnehmenden bei den Versammlungen des Synodalen Weges, rief dazu auf, das Thema Frauen und Geschlechtergerechtigkeit präsent zu halten, mutig zu sein und Neues auszuprobieren. „Wenn ich etwas ändern könnte, würde ich die ganze Machtfrage in der Kirche nicht mehr an das Geschlecht oder die Weihe binden, sondern an die Charismen“, sagte sie.
Erzbischof bezeichnet Synodalen Weg als alternativlos
Erzbischof Hans-Josef Becker bezeichnete den Synodalen Weg als alternativlos und lobte die gute Zusammenarbeit der Synodalen aus vielen Bereichen der Kirche. „Wir sind auf einem guten Weg, weil es zu einer differenzierten Bearbeitung der Fragestellungen kommt.“, sagte er. Es wäre fatal, den Weg schlecht zu reden oder „polemisierend auszuschalten“. Wenn der Weg beendet sei, hoffe er, dass es klare Voten gäbe, ähnlich wie bei der Würzburger Synode in den 70er Jahren. Gleichzeitig warb er um Verständnis dafür, dass das Erzbistum erst dann Position beziehen könne, wenn verbindliche Beschlüsse vorlägen. Außerdem sei er als Erzbischof dem Dienst an der Einheit verpflichtet und sei auch mit jenen Menschen im Gespräch, die Schwierigkeiten mit dem Synodalen Weg hätten. In diesem Zusammenhang warnte Erzbischof Becker vor einem Schwarz-Weiß-Denken.