„Ich war sehr neugierig auf die Ausstellung. Nicht alles spricht mich an, manches finde ich auch gewagt“, geht Jens S. (Name von der Redaktion geändert) begeistert durch die Aufsteller und schaut auf die Bilder. „Ich bin katholisch und habe einen Zugang zum Glauben“, gesteht der 40-Jährige, der nun seit 8 Monaten im offenen Vollzug in Bielefeld, aber schon seit 17 Jahren in Haft ist. „Jesus, der Mitbewohner“, spricht ihn am meisten an. „Er ist auch in der Haft mein Mitbewohner, zu dem ich am Morgen und am Abend bete.“
Die Ausstellung löst auch bei ihm Fragen aus, wie wir Jesus heute wahrnehmen würden. „Jesus war damals in der Opposition und hat sich durch Widerstände nicht beirren lassen. Er war auf unglaublich vielen Arten aktiv, trotzdem war er ein Mensch wie Du und ich. Und er war sich immer im Klaren, war er tut und sagt“, hat Jens S. seinen Glauben nicht verloren.
„Jesus, der Mitbewohner. Jesus sagte seinen Freunden, dass er sofort einziehen würde, wenn jemand mit ihm in einer WG wohnen wollte. Er bringt auch den Müll runter. (Johannes 14,23).“ – zu diesem Bild der Ausstellung findet Jens S. besonderen Bezug. Er habe in Ummeln auch eine Zeitlang ein Gemeinschaftszimmer gehabt, was sehr gut mit dem Mitbewohner funktioniert habe. Oft funktioniere es aber nicht so, wie man sich das wünscht.
„Meine Haft liegt in meiner Verantwortung, aber durch Gott habe ich wieder den richtigen Weg gefunden. Man muss sich stets mit dem eigenen Leben auseinandersetzen. Viele Fragen bleiben und machen neugierig. Der ganze Weg ist die Suche nach Gott. Er stellt mir Aufgaben, die ich erstmal lösen muss. Auch nach therapeutischer Beratung habe ich viele Dinge in Gottes Hand gelegt, wo es dann auch Lösungen gab. Ein Freund hat mal zu mir gesagt, wenn ich ein Problem habe, ‚gib es an Gott ab‘. Ich habe Gottvertrauen und bete“, so Jens S.
Der 40-Jährige war und ist begeisterter Musiker und spielt „alles, was Tasten hat“. Seine Lebenserfahrung bringt er musikalisch auf den Punkt: „Auch wenn man in der Musik mal danebengehauen hat, muss man nicht aufgeben, sondern auf der Klaviatur des Lebens weiterspielen. Ich kann nur empfehlen, sich eine Aufgabe zu suchen und dabei an sich selbst zu arbeiten. Etwas finden, woran man auch Halt finden kann.“