Die Grenzen selbst erkennen
Seit nunmehr neun Jahren kann Daniela Bröckl ihre persönlichen Erfahrungen in der Gefangenen-Seelsorge machen: „Da gibt es Erfahrungen, die man gut einschätzen kann und man nicht nah an sich herankommen lässt. Aber es gibt auch Situationen, die einen persönlich beeindrucken. Es ist menschlich, dass man sich bei der Arbeit mit Menschen nicht immer distanzieren kann“, weiß die Seelsorgerin, die aber auch ihre eigene Formel für Wohlbefinden kennt und dafür sorgt: „Geht es mir persönlich gut, kann ich mit schwierigen Situationen auch besser umgehen.“
In der täglichen Arbeit müsse man die Grenzen seiner Aufgabe kennen. Denn man müsse sich auch mit Psychologie und Sozialarbeit beschäftigen. „Aber man muss wissen, wo die eigene Zuständigkeit endet und dann Rat und Unterstützung einholen“, so Bröckl, die diese sowohl bei den katholischen Kollegen und im Erzbischöflichen Generalvikariat erhält, aber auch in der ökumenischen Zusammenarbeit mit den Kollegen der evangelischen Kirche: „Das ist bereichernd und ein hohes Gut.“
Bei den Insassen haben die Seelsorgerinnen und Seelsorger im Allgemeinen einen guten Ruf. „Wir erleben sogar hohe Dankbarkeit, weil wir uns auf jeden Einzelnen einlassen, jedem zuhören und auch Rücksprachen mit Behörden oder Familien machen“, sagt Daniela Bröckl, die keine Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Gefangenen macht. Es sei anders, aber erreichen könne man beide Geschlechter.
Auch die Zusammenarbeit mit der staatlichen Institution, die für die Gefängnisse zuständig ist, sei für die Haftanstalten in Bielefeld von hoher Wertschätzung geprägt. Hier habe man erkannt, dass die Seelsorge mit ihrer Arbeit im Gefängnisalltag entlaste und zusätzlich andere Schwerpunkte einbringe.
Als Wunsch bleibt ihr: „Gefängnisseelsorge sollte noch mehr in den Fokus rücken, da man Seelsorge ganz nah am Menschen erleben kann. Ich denke, dass wir da im Erzbistum aber auf einem guten Weg sind. In der Zusammenarbeit mit den Pastoralen Räumen könnten noch mehr Beziehungspunkte geschaffen werden.“