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Viel Schweiß, Engagement und Improvisation ermöglichen Schul-Start

Monsignore Joachim Göbel über die Entwicklungen an den Katholischen Schulen

Monsignore Joachim Göbel über die Entwicklungen an den Katholischen Schulen

Ab der kommenden Woche geht es wieder los in den Schulen Nordrhein-Westfalens. Langsam und schrittweise, zunächst mit den Schülerinnen und Schülern, die vor Abschlussprüfungen stehen. Ab dem 4. Mai sollen dann weitere Kinder und Jugendliche der oberen Jahrgänge, Abschlussklassen und die letzten Klassen der Grundschulen den Betrieb wieder aufnehmen. Alles Schritt für Schritt, mit Mindestabstand von 1,5 Meter und hohem Augenmerk auf die Hygiene.

Es ist ein Spagat, bei dem Monsignore Joachim Göbel, Leiter des Bereichs Schule und Hochschule im Erzbischöflichen Generalvikariats, die 21 Schulen in Trägerschaft des Erzbistums Paderborn begleitet. Er und seine Abteilungsleitungen Eva Jansen und Frank Wengenmaier besuchen von Mittwoch bis Freitag alle Schulen, um einen guten Neustart vorzubereiten.

Redaktion

Monsignore Göbel, wie sind Sie aufgrund des kleinen Neustarts in den Schulen gestimmt? Eher erleichtert oder besorgt?

Monsignore Joachim Göbel

Ich bin im Moment eher erleichtert. Ich glaube, dass es gerade für die Abschlussklassen eine schwierige Situation ist, und ich bin froh, dass es durch die Öffnung auch für sie zu einem Abschluss kommt. Sorgen mache ich mir eher um die Lehrerinnen und Lehrer – um die Belastung, wie das hinzubekommen ist, und um deren Gesundheit.

Redaktion

Wie bereiten Sie gemeinsam mit den katholischen Schulen alles dafür vor, damit die Abschlussklassen bald unterrichtet werden?

Göbel

Wir besuchen seit gestern alle Schulen in Trägerschaft des Erzbistums Paderborn und gehen dabei mit den Leitungen und den Hausmeistern gemeinsam eine Checkliste mit der Hygieneverordnung des Landes durch. Diese Liste zu erfüllen, ist aber kein Problem. Die Schulen sind vorschriftsmäßig ausgestattet, wir haben zum Beispiel in fast jedem Raum ein Handwaschbecken sowie Desinfektionsmittel.

Das Problem ist eher organisatorischer Art: Wenn Lerngruppen nur aus wenigen Schülern bestehen dürfen, dann brauche ich ganz viele Räume und Lehrende, die aber nicht da sind. Dazu muss darauf geachtet werden, wie man die Pausen und den Wechsel des Lehrpersonals organisiert. Das bereitet den Schulleitungen mehr Kopfzerbrechen als die Frage, ob wir alle Hygienestandards erfüllen können.

Redaktion

Da scheint viel auf die Lehrenden zuzukommen…

Göbel

Ja. Ich bin unglaublich dankbar für den riesigen Einsatz, den momentan viele Mitarbeitende leisten in der Planung, der Umstellung auf digitalen Unterricht und der persönlichen Betreuung der Schülerinnen und Schüler. Ich habe großen Respekt davor, wie sie sich aus dem eher starren Schulsystem lösen und bereit sind, zu improvisieren und mehr zu arbeiten. Ich hoffe auch, dass das in der Gesellschaft zu einer höheren Anerkennung führt, für die Leistung, die die Lehrerinnen und Lehrer nicht nur jetzt, sondern auch außerhalb der Krise bringen.

Redaktion

Wie erleben Sie die Stimmung, wenn sie das Vorgehen mit den Schulleitungen und Hausmeistern durchgehen?

Göbel

Man nimmt das als eine Herausforderung an. Viele freuen sich auch, dass es wieder losgeht und sagen: Wir packen das an. Wir improvisieren, aber wir bekommen das hin.

“Ich habe großen Respekt davor, wie sie sich aus dem eher starren Schulsystem lösen und bereit sind, zu improvisieren und mehr zu arbeiten. Ich hoffe auch, dass das in der Gesellschaft zu einer höheren Anerkennung führt, für die Leistung, die die Lehrerinnen und Lehrer nicht nur jetzt, sondern auch außerhalb der Krise bringen.”

Monsignore Joachim Göbel

Redaktion

Heute hat NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer ihren Plan für die Schulen vorgestellt. Was nehmen Sie aus der Pressekonferenz mit?

Göbel

Ich nehme wahr, dass das Ministerium und auch die Bezirksregierungen auf Hochtouren arbeiten, um den Schulen alles so praktikabel wie möglich zu machen. Ich nehme auch eine Sorge wahr, dass da nichts anbrennt, damit die Zahlen nicht wieder steigen.

Etwas verwirrend ist, dass die Schülerin und Schüler der Abschlussklassen nicht zur Schule kommen müssen. Es gibt keine Schulpflicht. Da wird man in der Praxis sehen, wie sich die jungen Menschen entscheiden.

Viele sind auf öffentlichen Nahverkehr angewiesen und möchten das Risiko nicht eingehen, mit dem Bus zu fahren. Für unsere Schulen haben daher wir zusätzlich alle verpflichtet, Masken in den Pausen und auf dem Schulweg zu tragen. Das verursacht ein logistisches Problem, das wir versuchen, zentral zu lösen. Diejenigen, die nicht an Stoffmasken kommen, versorgen wir mit Masken.

Redaktion

Auch in den Schulen müssen weiter alle 1,5 Meter Abstand halten. Wie kann das sinnvoll umgesetzt werden?

Göbel

Das wird eine Menge Schweiß kosten, in den Räumen die Pulte so zu stellen, dass das von allein gegeben ist. Da muss geräumt werden. Und wenn jetzt in einem Klassenraum verschiedene Lerngruppen hintereinander kommen, müssen die Tische feucht gereinigt werden. Da braucht man ständig Reinigungspersonal in der Schule, damit das alles gut passiert. Und man muss drauf achten, dass auf den Gängen nicht alle Klassen zur selben Zeit in die Pause gehen. Das bedarf einer größeren Absprache zwischen den Lehrern.

Redaktion

Was passiert zum Beispiel, wenn eine Schule für Abiturprüfungen keine riesige Aula hat, in der 1,5 Meter Abstand gehalten werden kann?

Göbel

Das war an keiner der Schulen Thema, weil die Schulen alle so etwas wie eine Aula oder ein Forum haben. Zusätzlich können auch Kantinen oder Sporthallen genutzt werden. Das kostet viel Schweiß beim Aufbau der Tische, ist aber machbar. Wir gehen davon aus, dass eine Klausur dann in mehreren Räumen geschrieben wird.

Redaktion

Bis dahin müssen die Abschlussklassen in kleinere Gruppen aufgeteilt werden. Haben die Schulen genug Personal, um normalen Unterricht zu stemmen?

Göbel

Nein, die Schulministerin hat auch schon angekündigt, dass die Schülerinnen und Schüler nicht auf normalen Unterricht treffen werden.

Redaktion

Sondern?

Göbel

Man wird nur die Abiturfächer unterrichten. Die Lehrer müssen sich überlegen, wie sie mit jedem Kurs arbeiten können. Eine Option wäre, die Kurse aufzuteilen und den Stoff hintereinander zu unterrichten. Es kann ja auch kein anderer Lehrer ad hoc in einen Kurs springen.

Außerdem: Wenn die jungen Menschen nun wieder zur Schule kommen, dann muss erst ein Stück weit ein Gespräch stattfinden. Betreuung im guten Sinne, damit sie wieder in die Spur kommen. Wenn man sich in die jungen Leute hineinversetzt – die werden immer der Jahrgang mit dem Corona-Abi sein. Die haben keinen Abiball, keine Mottowoche, die fahren nicht für zehn Tage zusammen weg, die haben keinen richtigen Abschied vom Unterricht gehabt. Das ist schon eine psychische Belastung.

Redaktion

Wie sieht es mit den Schülerinnen und Schülern aus, die nicht zu den Abschlussklassen gehören?

Göbel

Zunächst muss der Großteil weiter digital unterrichtet werden. Momentan wird überlegt, wie die Jahrgänge, die nicht zu Abschlussklassen gehören, in der Zeit nach den Abiturprüfungen unterrichtet werden. Wenn die Krise bisher irgendetwas Gutes hat, dann einen enormen Digitalsicherungsschub in den Schulen. Ich stelle fest, dass die Lehrerinnen und Lehrer online guten Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern haben, da hat sich eine Menge getan. Da werden Aufgaben geschickt, es passiert Beratung. Da kommt eine gewisse Routine rein.

Mein Wunsch wäre, dass wir bald eine Diskussion über die Sommerferien anfangen, ob wir die ganz benötigen. Es kann keiner in den Urlaub fahren, die Freibäder und Sportanlagen werden geschlossen haben. Unsere Idee ist momentan, ob wir in unseren Schulen so etwas wie eine Summerschool anbieten. Man könnte die Schulen drei Wochen lang aufmachen und denen, die Lücken haben, die den Stoff nicht alleine bearbeiten konnten, Ergänzungskurse anzubieten. Oder vielleicht eine schöne AG, um das Kreative zu fördern. Da wäre bei unseren Lehrenden sicher eine große Bereitschaft, das zu tun. Darüber müssen wir noch mit den Bezirksregierungen und den Schulleitungen sprechen.

Redaktion

Monsignore Joachim Göbel, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Tobias Schulte.

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