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Erzbistum Paderborn
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Bistumsgeschichte

Von Karl dem Großen und Papst Leo III. bis ins Hier und Jetzt

Die Gründung des Bistums Paderborn im Jahr 799 ist eng verbunden mit der Christianisierung der Sachsen durch Karl den Großen. Seither sind mehr als 1.200 Jahre Bistumsgeschichte vergangen. In dieser spiegeln sich nicht nur Kirchen- und Glaubensgeschichte wider, sondern auch Geistes-, Kunst- und Sozialgeschichte.

Erzbistum Paderborn

Weltkirchliche Ereignisse

716
Der Apostel der Deutschen

Der heilige Bonifatius nimmt seine umfangreiche Missionstätigkeit im damals noch überwiegend heidnischen Germanien auf.

© Claudio Divizia / Shutterstock.com
777
Patrisbrunna

Karl der Große hält zum ersten Mal eine fränkische Reichsversammlung auf sächsischem Boden ab. Ort ist „Patrisbrunna“, das spätere Paderborn, das damit erstmals urkundlich erwähnt wird.

Modell der Pfalz Paderborn (776/77). © Ansgar Hoffmann
799
Unser Bistum wird gegründet!

In Paderborn empfängt Karl der Große Papst Leo III. Beide besiegeln auf einer synodalen Versammlung die Errichtung des Bistums Paderborn sowie die Gründung der Sachsenbistümer Minden, Münster, Osnabrück, Verden und Bremen.

800
Kaiserwürde

Papst Leo III. krönt in Rom Karl den Großen zum Kaiser. Durch die Kaiserwürde wird das römische Kaiserreich erneuert und auf die Franken übertragen.

Krönung Karls des Großen, Fresco in den Vatikanischen Museen. © Viacheslav Lopatin / Shutterstock.com
806
Bischof Hathumar

Hathumar wird erster Bischof von Paderborn (bis 815), unter anderem gründet er die Domschule.

Bischofsstab Wilhelm Schneideres, Gabriel Hermeling, Köln 1900. In der Krümme dargestellt: Ein Engel präsentiert Bischof Hathumar den Dom von Paderborn. Diözesanmuseum Paderborn, Domschatz. © Ansgar Hoffmann
815
Bischof Badurad

Badurad wird zweiter Bischof von Paderborn (bis 862).

Altarbild aus der ehem. bischöflichen Kapelle in Schloß Neuhaus von Anton Willemssens, 1655. Diözesanmuseum Paderborn. © Ansgar Hoffmann
822
Bistum mit Privilegien

Ludwig der Fromme verleiht Paderborn ein Immunitätsprivileg. Das Bistum steht damit unter Königsrecht und Königsschutz und ist von anderen weltlichen Herrschaftsansprüchen befreit.

822
Gründung von Corvey

Das Kloster Corvey, das sich später zu einem kulturellen und geistigen Zentrum entwickelt, wird gegründet. Das freskengeschmückte karolingische Westwerk der Klosterkirche ist seit 2014 ein Weltkulturerbe der UNESCO.

Corvey © Wolfgang Noltenhans
836
Liborius kommt nach Paderborn

Stadt und Bistum kommen zu ihrem Schutzheiligen, dem heiligen Liborius. Mit einem Bittschreiben Ludwigs des Frommen um Reliquien für das junge Bistum Paderborn ziehen Gesandte des Bischofs Badurad nach Le Mans. Dort erhalten sie die Erlaubnis, die Gebeine des heiligen Liborius nach Paderborn überführen zu dürfen. Die Bistümer Le Mans und Paderborn schließen den „Liebesbund ewiger Bruderschaft“, der bis heute hält.

Stirnseite des Dom-Tragaltares aus der Werkstatt des Rogerus von Helmarshausen (um 1120-1127) mit der Darstellung der Heiligen Kilian (links) und Liborius (rechts). Diözesanmuseum Paderborn, Domschatz. © Ansgar Hoffmann
962
Heiliges Römisches Reich

Mit der Kaiserkrönung Ottos I. entsteht das Heilige Römische Reich. Wie die früheren Karolinger versteht sich Otto I. als Erneuerer des römischen Imperiums.

1000
Romanik

Um 1000 Beginn des romanischen Baustils mit typischen Rundbögen und der Betonung wuchtiger Steinmassen.

Typisch romanische Architektur: Der Trierer Dom. © Stanislava Karagyozova / Shutterstock.com
1000
Der Dom brennt ab!

Der karolingische Dom in Paderborn wird bei einer Brandkatastrophe zerstört.

1002
Krönung an der Paderquelle

Kunigunde, Gattin König Heinrichs II., wird im Paderborner Dom zur Königin gekrönt.

Reliquienbüsten des Kaiserpaares Heinrich II. und Kunigunde. 15. Jh., Diözesanmuseum. © Ansgar Hoffmann / Erzbistum Paderborn
1009
Bischof Meinwerk

Meinwerk wird Bischof (bis 1036). Auch wegen seiner immensen Bautätigkeit gilt er als zweiter Gründer des Bistums Paderborn. Seine Bauten prägen das Bild der Stadt Paderborn bis heute.

Darstellung Bischof Meinwerks mit Kirchenmodell am Grabmal des Bischofs Rotho aus dem 15. Jh. (heute Hasenkamp im Paderborner Dom). © Ansgar Hoffmann
1015
Domweihe

Der wiedererrichtete Paderborner Dom wird geweiht, das Kloster Abdinghof wird gegründet.

Modell des Meinwerk-Doms (Bau III). Diözesanmuseum Paderborn. © Ansgar Hoffmann
1017
Byzanz an der Pader

Die Bartholomäuskapelle in Paderborn wird erbaut. Am Bau sind byzantinische Bauleute beteiligt. Die im ottonisch-byzantinischen Stil errichtete Kapelle ist Teil der Paderborner Kaiserpfalz und gilt als älteste Hallenkirche nördlich der Alpen. Nach Einschätzungen von Kunsthistorikern übertrifft die Bartholomäuskapelle in ihrer baugeschichtlichen Bedeutung sogar den Paderborner Dom.

Bartholomaeuskapelle © Ansgar Hoffmann
1031
Abdinghofkirche

Die Abdinghofkirche in Paderborn wird geweiht.

Modell der Meinwerkbauten der ersten Hälfte des 11. Jh. Im Vordergrund das Kloster Abdinghof. Mitte links: die Kaiserpfalz mit Bartholomäuskapelle. Mitte: Dom. Links: davon: Bischofspalast. Im Hintergrund: Kopie der Grabeskirche zu Jerusalem (heute Busdorfkirche). Museum in der Kaiserpfalz Paderborn. © Ansgar Hoffmann
1036
Busdorfkirche

Die Busdorfkirche in Paderborn wird geweiht.

1076
Investiturstreit

Auf dem Hoftag in Worms eskaliert der Investiturstreit. In dem Konflikt ringen geistliche und weltliche Macht um das Recht, Bischöfe einzusetzen. 1077 fleht König Heinrich IV beim Gang nach Canossa im Büßerhemd Papst Gregor VII. um Vergebung und Aufhebung des Kirchenbanns an. Die Exkommunizierung wird aufgehoben, doch erst mit dem Wormser Konkordat im Jahr 1122 ist der Investiturstreit beigelegt.

Die Burgruine von Canossa heute © COLOMBO NICOLA / Shutterstock.com
1084
Bischof gegen Bischof

Der Investiturstreit erreicht Paderborn. 1083 wählt das Domkapitel Heinrich von Assel zum Bischof von Paderborn. Ein Jahr später krönt Gegenpapst Klemens III. den gebannten König Heinrich IV. zum Kaiser. Die Anhänger des Gegenpapstes sprechen Heinrich von Werl das Bistum Paderborn zu. Bischof steht gegen Bischof. Heinrich von Assel verliert und zieht in die Verbannung nach Magdeburg, wo er 1102 zum Erzbischof gewählt wird. Heinrich von Werl bleibt bis 1127 Bischof von Paderborn, ist aber jahrelang umstritten.

Ausschnitt Deckplatte eines Tragaltares aus der Werkstatt des Rogerus von Helmarshausen, frühes 12. Jh. Hier abgebildet: Heinrich II. von Werl. Diözesanmuseum Paderborn, Domschatz. © Ansgar Hoffmann
1095
Erster Kreuzzug

Papst Urban II. ruft zum Kreuzzug auf. 1099 nimmt ein Kreuzritterheer Jerusalem ein, das sich zuvor unter der Herrschaft ägyptischer Fatimiden befindet. Die Kreuzzüge sind geprägt von vielen Gräueltaten, sorgen aber auch durch den Austausch mit der byzantinischen und arabischen Kultur für eine Weiterentwicklung Europas.

Symbolbild: Kreuzzüge © Shutterstock
1140
Gotik

In Zentralfrankreich entstehen um 1140 die ersten Zeugnisse der gotischen Baukunst. Typisch sind Spitzbögen, Kreuzrippengewölbe, die Betonung der Vertikalen und die Auflösung von Wänden durch bunte Glasfenster. In Deutschland fasst die Gotik mit einer hundertjährigen Verzögerung Fuß.

Typisch gotische Architektur: Kathedrale von Amiens. © Kiev.Victor / Shutterstock.com
1189
Bischof und Richter

Graf Widukind von Schwalenberg-Waldeck, Vogt des Bistums Paderborn, stirbt während des dritten Kreuzzugs. Daraufhin übernimmt Bischof Bernhard II. von Ibbenbüren (1188–1204) die Vogtei des Bistums und übt als Landesherr auch das oberste Richteramt im Fürstentum aus. Damit erreicht die Entwicklung des Bischofsamtes zum Fürstbischof einen vorläufigen Abschluss. Bernhard fördert den systematischen Ausbau der Landeshoheit mit Burg- und Stadtgründungen. In der Folgezeit kommt es immer wieder zu Streitigkeiten mit den rivalisierenden Kölner Erzbischöfen.

1190
Nibelungenlied

Ein unbekannter Autor aus Süddeutschland verfasst das Nibelungenlied (ca. 1190–1210). Das Heldenepos spielt in der Völkerwanderungszeit, der Erzählstoff ist daher wesentlich älter als seine hochmittelalterliche literarische Bearbeitung.

1200
Der Hohe Dom entsteht

An der Stelle diverser Vorläuferbauten wird nach 1200 mit dem Bau des Paderborner Doms in seiner heutigen Gestalt im romanisch-gotischen Mischstil begonnen.

3D-Modell des gotischen Paderborner Dom. Diözesanmuseum Paderborn. © Architectura Virtualis / Darmstadt
1291
Ende der Kreuzfahrerstaaten

Die Mamluken nehmen Akkon ein. Damit endet das Zeitalter der Kreuzfahrerstaaten im Heiligen Land.

Festungsmauer der Zitadelle von Akkon heute © Foto: Shutterstock
1295
Stadtgründungen

Mit dem Essener Frieden erhält der Paderborner Bischof Otto von Rietberg (1277–1307) vom Kölner Erzbischof das Recht, in seinem Territorium weitere Städte zu gründen und zu befestigen – ein Schritt zur Sicherung der Landeshoheit.

Darstellung Otto von Rietbergs. Hoher Dom zu Paderborn. © Ansgar Hoffmann
1321
Bischof und Fürst

Bernhard zur Lippe (1277–1341) wird als Bernhard V. Bischof von Paderborn. Er begründet das Hochstift Paderborn als staatliches Territorium des Bistums, das damit zum Fürstbistum aufsteigt.

Grabplatte Bernhards zur Lippe im Paderborner Dom. © Ansgar Hoffmann
1347
Der Schwarze Tod

Eine Pestepidemie zieht durch ganz Europa. Dem Schwarzen Tod fallen geschätzte 25 Millionen Menschen zum Opfer, ein Drittel der damaligen Bevölkerung. Das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben kommt zum Erliegen, Siedlungen fallen wüst. 1350 erreicht die Pest Westfalen.

Pest-Doktor mit Vogelmaske (moderne Zeichnung) © Channarong Pherngjanda / Shutterstock.com
1370
Schloss Neuhaus

Nach Streitigkeiten mit der Paderborner Bürgerschaft verlagert Bischof Heinrich von Spiegel die fürstbischöfliche Residenz nach Schloss Neuhaus.

Schloss Neuhaus heute © Sina Ettmer Photography / Shutterstock.com
1378
Päpste und Gegenpäpste

Mit der Wahl Clemens VII. zum Gegenpapst zu Urban VI. beginnt das Abendländische Schisma in der lateinischen Kirche. Es gibt Päpste in Rom und Avignon. Das Schisma endet erst 1417 mit der Wahl von Papst Martin V.

1429
Aufhebung des Bistums

Auf Betreiben des Kölner Fürsterzbischofs Dietrich von Moers hebt Papst Martin V. das Bistum Paderborn auf. Das Paderborner Domkapitel widersetzt sich erfolgreich: Zwei Jahre später nimmt Papst Eugen IV. die Aufhebung wieder zurück.

1450
Buchdruck

Johannes Gutenberg erfindet den modernen Buchdruck mit beweglichen Lettern. Sein erstes gedrucktes Buch ist eine Bibel.

Eine kleine Erfindung mit großer Wirkung: die bewegliche Letter. © Petr Lerch / Shutterstock.com
1492
Amerika

Auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien entdeckt Christoph Kolumbus Amerika.

Columbus-Schiff © Shutterstock.com
1500
Hexenwahn

Der Hexenwahn erfasst ab 1500 Mitteleuropa. Im Hochstift Paderborn sind zwischen den Jahren 1510 und 1702 Hexenprozesse gegen 260 Personen nachweisbar. Sie endeten in mindestens 204 Fällen mit der Hinrichtung oder dem Tod in der Haft, in 18 Fällen mit der Freilassung, der Ausgang der restlichen Verfahren ist unklar. Der Höhepunkt der Verfolgungen war mit mindestens 85 Opfern um das Jahr 1630.

Der Jesuit Friedrich Spee (1591-1635) verfasste die Schrift Cautio Criminalis, in der er Kritik an Folter und Hexenwahn übte. Skulptur in der Paderborner Innenstadt. © Christiane Christiansen / Erzbistum Paderborn
1517
Reformation

Mit seinen 95 Thesen setzt Martin Luther die Reformation in Gang. Diese führt zu einer Spaltung des westlichen Christentums in verschiedene Konfessionen.

Martin Luther. Holzschnitt von Hans Brosamer, um 1530 © Everett Collection / Shutterstock.com
1520
Teile des Bistums werden protestantisch

Die Reformation hält ab 1520 in den Klöstern und Städten des Bistums Einzug, etwa in Herford und Lemgo.

1521
Fünfte Jahreszeit

Erstmals wird an Libori ein großer Markt in der Stadt Paderborn abgehalten.

1532
Handfester Glaubensstreit

Reformatorische Wirren erreichen Paderborn – unter anderem wird versucht, die fürstbischöfliche Residenz in Neuhaus niederzubrennen. Fürstbischof Hermann von Wied verpflichtet durch einen Erlass vom 16. Oktober Bürgermeister, Rat und Einwohner von Paderborn darauf, „in Gehorsam gegen die Kirche zu verharren und nichts dagegen vorzunehmen und zu handeln, solange diese Ordnung durch die gemeine Christenheit nicht verändert wurde“.

Wappenstein des Administrators Hermann von Wied, um 1540, Schloss Neuhaus, Heinrich Gröninger © Ansgar Hoffmann
1543
Kopernikus

Mit der Veröffentlichung des Buches „De revolutionibus orbium coelestium“ von Nikolaus Kopernikus setzt die Kopernikanische Wende und damit ein Paradigmenwechsel ein. Das heliozentrische Weltbild verdrängt das bis dahin gültige geozentrische Weltbild. Damit gerät auch die alte Weltordnung aus den Fugen.

Portrait Kopernikus‘ aus Meyers Lexikon, 1905 © Nicku / Shutterstock.com
1545
Bischof auf Seiten der Reformierten

Hermann von Wied ruft sein Paderborner Bistum dazu auf, die katholischen Zeremonien in allen Kirchen abzuschaffen und die Reformation allgemein einzuführen. Domkapitel, Landadel und Städte sind mit der neuen Lehre nicht einverstanden. 1546 tritt Hermann von Wied zurück.

1555
Augsburger Religionsfrieden

Durch den Augsburger Religionsfrieden wird der Streit unter den Konfessionen beigelegt. Es gilt der Grundsatz cuius regio, eius religio (wessen Land, dessen Religion). Der Friedensschluss ist demnach nicht religiös, sondern politisch motiviert.

1570
Barock

Ausgehend von Rom löst ab 1570 der Barock die strenge Bauordnung der Renaissance auf. Nördlich der Alpen kommt die Bautätigkeit infolge des Dreißigjährigen Krieges zum Erliegen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen finden sich in Deutschland barocke Kunstwerke erst ab dem Jahr 1650. Kennzeichen barocker Kunst sind reicher, oft geschwungener Ornamentschmuck und Bewegtheit.

Barock © HiSunnySky / Shutterstock.com
1585
Fürstbischof Dietrich IV.

Fürstbischof Dietrich IV. von Fürstenberg (1585–1618) wird nach dem heiligen Gründerbischof Hathumar und dem seligen Bischof Meinwerk der dritte Begründer der Paderborner Kirche. Er führt im Hochstift Paderborn mit Hilfe seiner landesherrlichen Rechte die Kirchenreform nach dem Konzil von Trient durch. 1614 gründet er die Paderborner Universität aus eigenen Mitteln und übergibt sie bei deren Eröffnung im Jahre 1616 den Jesuiten. Die Academia Theodoriana ist die erste Universität in Westfalen.

Theologische Fakultät und Gymnasium Theodorianum heute. © Wolfgang Noltenhans
1618
Prager Fenstersturz

Mit dem Prager Fenstersturz beginnt der Dreißigjährige Krieg.

Der Prager Fenstersturz auf einem zeitgenössischen Flugblatt. © Wikimedia Commons (public domain)
1618
Dreißigjähriger Krieg

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wird Paderborn 16 Mal erobert oder belagert. Durch den Krieg, Seuchen und Hungersnöte geht die Bevölkerung im Hochstift Paderborn um ein Drittel zurück.

Dreissigjaehriger-Krieg-Waffen © IgorGolovniov / Shutterstock.com
1622
Der Tolle Christian

Der protestantische Söldnerführer und Kriegsunternehmer Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel, auch der „Tolle Christian“ genannt, plündert die Stifte Liesborn, Paderborn und Münster. Dabei raubt er die Reliquien des heiligen Liborius und lässt aus dem Reliquienschrein des Hl. Liborius den Pfaffenfeindtaler, eine Spottmünze mit der Aufschrift „Gottes Freundt/Der Pfaffen Feindt“ prägen. Die Reliquien des heiligen Liborius werden 1627 nach dem Tod des Feldherrn nach Paderborn zurückgeführt.

Nach der Rückführung der Reliquien des hl. Liborius wurde beim Dringenberger Goldschmied Hans Krako der heutige Schrein in Auftrag gegeben. © Ansgar Hoffmann
1648
Westfälischer Friede

Der westfälische Friede beendet den Dreißigjährigen Krieg.

Briefmarke zur Erinnerung an den Westfälischen Frieden. © Boris15 / Shutterstock.com
1661
Fürstbischof Ferdinand II.

Unter Fürstbischof Ferdinand II. von Fürstenberg, dem bedeutendsten geistlichen Fürsten seiner Zeit, erlebt Paderborn eine religiöse und kulturelle Blüte. Fürstbischof Ferdinand II. verfolgt ein barockes Bauprogramm und fördert die Wissenschaften. Zudem gründet er die „Missio Ferdinandea” zur Unterstützung von Missionaren, die nach Magdeburg, Bremen, Halberstadt und Mecklenburg, aber auch nach China und Japan entsandt werden.

Ferdinand von Fürstenberg. Stich von Abraham Blooteling. Monumenta Paderbornensia (1672) © Wikimedia Commons (public domain)
1719
Herr von Fünfkirchen

Der Wittelsbacher Clemens August von Bayern (1700–1761) wird zum Paderborner Bischof gewählt, kann sein Amt aber wegen seines jugendlichen Alters erst 1727 antreten. Wie bei weltlichen absolutistischen Herrschern kommt es nun auch bei geistlichen Fürsten zur Ämterhäufung. Clemens August von Bayern ist Erzbischof von Köln und damit Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches, dazu Hochmeister des Deutschen Ordens und Fürstbischof von Regensburg, Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim. Wegen seiner Bischofssitze wird Clemens August von Zeitgenossen als „Herr von Fünfkirchen“ bezeichnet. Mit ihm wird das westfälische Bistum Paderborn ein klein bisschen bairisch: Das Rautenwappen der Wittelsbacher findet sich an vielen Gebäuden im Hochstift.

Fürstbischof Clemens August. Diözesanmuseum Paderborn. © Ansgar Hoffmann
1725
Rokoko

Aus dem Spätbarock entwickelt sich ab 1725 in Frankreich das Rokoko. Es ist leichter und verspielter als der Barock und zeigt eine Vorliebe für Asymmetrien. Typische Form des Rokoko-Ornaments ist die Rocaille.

Rokoko © Orini / Shutterstock.com
1727
Matthäuspassion

Die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach (1685–1750) wird in Leipzig uraufgeführt.

Johann Sebastian Bach (1685-1750), Portrait von Elias Gottlieb Haussmann, ca. 1746 © Everett Collection / Shutterstock.com
1756
Siebenjähriger Krieg

Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) versucht das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, sich das Hochstift Paderborn einzuverleiben. Nach dem Tod von Bischof Clemens August von Bayern im Jahr 1761 bleibt der Bischofsstuhl deswegen zwei Jahre vakant. Erst mit dem Pariser Frieden von 1763 ist die Existenz des Bistums gesichert.

1758
Frühindustrialisierung

Mit der St.-Antony-Hütte in Oberhausen-Osterfeld entsteht die erste Eisenhütte des Ruhrgebiets.

Alte Abbildung der St.-Antony-Hütte. © MAN SE, <a target="_blank" href="https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.de" rel="noopener noreferrer">CC BY 3.0</a>
1770
Klassizismus

Der ernste und geradlinige Klassizismus löst ab 1770 das verspielte Rokoko ab. Typisch für den Klassizismus ist der künstlerische Rückgriff auf Formen der griechischen und römischen Antike.

Klassizismus © denisik11 / Shutterstock.com
1789
Französische Revolution

Die Französische Revolution bricht aus und führt zu umfassenden Veränderungen in Europa. Die Absetzung und spätere Hinrichtung eines Königs von Gottes Gnaden ist ein Fanal für die weltlichen Herrscher, aber auch für die Kirche. Aus dem mit der Französischen Revolution verbundenen Gedankengebäude der Aufklärung leiten sich die liberal-demokratischen, säkularen Verfassungsstaaten moderner Prägung ab. Die europäischen Monarchien versuchen, die Revolution von außen durch Kriege zu beenden, können aber mit ihren Söldnerheeren das französische Volksheer nicht überwinden.

Sturm auf die Bastille, Jean-Pierre Houël © Jean-Pierre Houël (Public domain)
1799
Napoleon Bonaparte

In Frankreich setzt sich der Armeegeneral Napoleon Bonaparte mit einem Staatsstreich an die Macht. 1804 krönt er sich in der Kathedrale Notre-Dame im Beisein von Papst Pius VII. selbst zum Kaiser der Franzosen. Durch seine militärischen Erfolge führt Napoleon politisch eine Neuordnung Europas herbei. An die Stelle der Feudalstaaten treten Natio

Napoleon-Bonaparte © Morphart Creation / Shutterstock.com
1800
Industrieller Bergbau

Im Ruhrgebiet beginnt um 1800 der industrielle Bergbau. Das Ruhrgebiet verwandelt sich binnen weniger Jahrzehnte von einer ländlichen Region in einen Ballungsraum.

Förderturm einer Zeche im Ruhrgebiet © Pixel62 / Shutterstock.com
1802
Die Preußen kommen

Der Einmarsch preußischer Truppen bringt das Ende des Fürstbistums Paderborn mit sich. Geistliche und weltliche Herrschaft werden getrennt.

Preußische Truppen (Nachstellung einer Schlacht). © Michal Ninger / Shutterstock.com
1803
Säkularisation

Der Reichsdeputationshauptschluss erklärt das Heilige Römische Reich für beendet. Die linksrheinischen Gebiete werden an Frankreich abgetreten. Entschädigt werden die weltlichen Fürsten, indem sie durch die Säkularisation Zugriff auf kirchliche Gebiete erhalten und ihnen durch die Mediatisierung kleinere weltliche Herrschaften zugeschlagen werden. Zwei Kurfürstentümer, neun Reichsbistümer, 44 Reichsabteien und 45 Reichsstädte verlieren ihre Selbständigkeit und werden als Territorialherrschaft aufgelöst.

1803
Der Bischof zieht zurück in die Stadt

Die fünf bedeutendsten Männerklöster des Bistums Paderborn werden säkularisiert: Hardehausen, Böddeken, Dalheim, Abdinghof, Marienmünster. Der letzte Fürstbischof Franz Egon von Fürstenberg (1789–1825) gibt den Residenzsitz in Schloss Neuhaus auf, die nun rein kirchliche Bistumsleitung zieht in das Stadtgebiet zurück.

Fürstbischof Franz Egon von Fürstenberg (Ölgemälde um 1790). © Wikimedia Commons (public domain)
1804
Morphin aus Neuhaus

Dem Apotheker Friedrich Sertürner (1783–1841) aus Schloß Neuhaus gelingt es, aus Opium den Wirkstoff Morphin zu isolieren. Der Medizin steht damit ein hochwirksames Schmerzmittel zur Verfügung.

Morphin © Vangelis_Vassalakis / Shutterstock.com
1821
Neuumschreibung des Bistums Paderborn

Durch die Bulle „De salute animarum“ (Vereinbarung zwischen Preußen und dem Heiligen Stuhl über die Neuordnung der preußischen Bistümer) erfolgt eine Neuumschreibung des Bistums Paderborn. Durch die Zuweisung des Bistums Corvey und von Gebieten der Bistümer Köln, Osnabrück, Mainz, Minden, Halberstadt und Magdeburg wird Paderborn zu einem der größten deutschen Bistümer. Paderborn gehört nicht mehr zur Mainzer Metropolie, sondern mit Trier und Münster zum Erzbistum Köln. Erst 1849 wird die Eingliederung der neuen Teile des Bistums organisatorisch vollendet. Als Architekt des neuen Bistums gilt der Generalvikar und spätere Bischof Richard Dammers (1841-1844).

Richard Dammers, Lithographie von Carl Wildt um 1841. © Wikimedia Commons (public domain)
1835
Eisenbahn in Deutschland

Die Ludwigseisenbahn als erste für den öffentlichen Verkehr bestimmte Eisenbahn nimmt den Betrieb zwischen Nürnberg und Fürth auf. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts entsteht ein Fernstreckennetz in Deutschland. 1850 erhält Paderborn Bahnanschluss.

Eisenbahn-historisch © bioraven / Shutterstock.com
1848
Revolution!

Im März 1848 kommt es in den deutschen Fürstentümern zu Aufständen. Die bürgerlichen Revolutionäre erzwingen die Wahl einer verfassungsgebenden Nationalversammlung, die am 18. Mai 1848 in der Paulskirche in Frankfurt am Main zusammentritt. Die Revolution wird mit militärischer Gewalt niedergeschlagen.

Historisches Bild zur Märzrevolution 1848; jubelnde Revolutionäre in Berlin. © Wikimedia Commons (public domain)
1871
Kulturkampf

Mit dem Deutschen Kaiserreich beginnt der Kulturkampf: Die preußische Regierung versucht mit einem Bündel von Maßnahmen, unter anderem der Zivilehe, den Einfluss der katholischen Kirche zurückzudrängen. Bei der Umsetzung greift der Staat zu harschen Methoden. Als sich der Paderborner Bischof Konrad Martin (1856–1879) weigert, den staatlichen Anordnungen Folge zu leisten, wird er 1874 verhaftet. 1878 ist die Auseinandersetzung zwischen Kirche und Staat faktisch beendet.

Büste Konrad Martins vor dem Konrad Martin Haus in Paderborn. © Christiane Christiansen / Erzbistum Paderborn
1871
Deutsches Reich

Angesichts des gemeinsamen Sieges der deutschen Staaten über Frankreich treten die süddeutschen Staaten dem von Preußen dominierten Deutschen Bund bei, der zum Deutschen Reich ausgeweitet wird. In Versailles wird der Preußische König Wilhelm I. (1797–1888) zum Deutschen Kaiser proklamiert.

1885
Das Automobil

Carl Benz (1844–1929) baut einen von Nicolaus Otto (1832–1891) entwickelten Motor in eine Droschke ein und erfindet damit das Automobil.

Ein Nachbau des von Benz 1886 patentierten Motorwagens vor exotischer Kulisse in Neu Delhi. © KS-Art / Shutterstock.com
1914
Beginn des Ersten Weltkriegs

Das Attentat von Sarajewo löst den Ersten Weltkrieg aus. Die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ fordert rund 17 Millionen Menschenleben.

Erster Weltkrieg: Schlacht von Verdun. Französische Soldaten beim Angriff auf feindliche Schützengräben, 1916. © Everett Collection / Shutterstock.com
1923
Hyperinflation

In Deutschland weitet sich die nach dem Ersten Weltkrieg einsetzende Inflation zur Hyperinflation aus. Das Vermögen der meisten Haushalte wird vernichtet.

Hyperinflation-Geldschein © Kondor83 / Shutterstock.com
1930
Bistum wird Erzbistum

Mit der Bulle „Pastoralis officii Nostri“ wird das Bistums Paderborn zum Erzbistum erhoben. Zugleich wird die mitteldeutsche Kirchenprovinz gegründet: Dem Erzbistum Paderborn werden als Suffraganbistümer Fulda, Magdeburg und Hildesheim zugeordnet. Die Gebiete um Erfurt kommen an das Bistum Fulda. Das Erzbistum ist zu diesem Zeitpunkt in 61 Dekanate und 534 Pfarreien aufgeteilt.

Grabplatte Kaspar Kleins, der der erste Erzbischof des neuen Erzbistums ist. © Ansgar Hoffmann
1933
Machtergreifung der Nationalsozialisten

Innerhalb weniger Wochen verwandeln die Nationalsozialisten Deutschland in eine Diktatur. Politische Gegner und Juden werden systematisch verfolgt.

Aufmarsch auf dem Parteitag der Nationalsozialisten in Nürnberg 1933. © Everett Collection / Shutterstock.com
1939
Beginn des Zweiten Weltkriegs

Mit dem Überfall auf Polen beginnt der Zweite Weltkrieg. Der größte Krieg der Menschheitsgeschichte fordert Schätzungen zufolge 60 Millionen Menschenleben.

Soldaten der Wehrmacht bei der Invaion Russlands, 1941. © Everett Collection / Shutterstock.com
1945
Paderborn wird zerstört

In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges ist Paderborn mehrfach das Ziel von Luftangriffen. Insbesondere drei dieser Luftangriffe treffen die Paderborner Innenstadt und verursachen dort große Zerstörungen und fordern zahlreiche Menschenleben. Auch der Paderborner Dom wird zerstört.

Der Hohe Dom zu Paderborn war nach den Luftangriffen auf Paderborn stark zerstört. © Archiv
1949
Zwei deutsche Staaten

Mit der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik entstehen zwei deutsche Staaten.

BRD-DDR © Anupong Boonma / Shutterstock.com
1958
Das Ruhr-Bistum Essen entsteht

Das Erzbistum Paderborn tritt an das neu eingerichtete Bistum Essen die Dekanate Bochum, Gelsenkirchen, Hattingen, Wattenscheid und angrenzende Gebietsteile ab.

1962
Zweites Vatikanisches Konzil

Das von Papst Johannes XXIII. einberufene zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) führt zu einer pastoralen und ökumenischen Erneuerung.

Fresko in der Kirche des Heiligen Nikolaus und des Heiligen Peter Martyr in Valencia, Spanien, Papst Johannes XXIII darstellend. Papst Franziskus sprach ihn 2014 heilig. © jorisvo / Shutterstock.com
1965
Kardinal Jaeger

Am 22. Februar 1965 erhebt Papst Paul VI. Erzbischof Lorenz Jaeger zum Kardinalpriester.

Grabplatte Kardinal Jaegers im Paderborner Dom. © Ansgar Hoffmann
1990
Wiedervereinigung

Die deutsche Wiedervereinigung beendet vier Jahrzehnte der deutschen Teilung.

Wiedervereinigung © joeni91 / Shutterstock.com
1994
Bistum Magdeburg

Magdeburg wird ein eigenes Bistum, die mitteldeutsche Kirchenprovinz wird neu umschrieben (Suffraganbistümer Fulda, Magdeburg, Erfurt).

1996
Papstbesuch in Paderborn

Papst Johannes Paul II. weilt vom 21. bis 23. Juni 1996 zu einem Pastoralbesuch in Paderborn.

Büste Papst Johannes Paul II. anlässlich des Papstbesuchs. Thomas Duttenhoefer 1996. Hoher Dom zu Paderborn. © Ansgar Hoffmann
2001
Der 11. September

Am 11. September 2001 verübt das islamistische Terrornetzwerk al-Quaida Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon. In der Folge kommt es zu einer asymmetrischen Kriegsführung zwischen der westlichen Welt und islamistischen Terrororganisationen.

2001
Kardinal Degenhardt

Papst Johannes Paul II. erhebt Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt am 28. Januar 2001 zum Kardinalpriester.

Kardinal Degenhardt © pdp
2003
Erzbischof Becker

Papst Johannes Paul II. ernennt Hans-Josef Becker zum Erzbischof von Paderborn.

Erzbischof Hans-Josef Becker © Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
2014
Ein Zukunftsbild für das Erzbistum

Im Jahr 2004 startete Erzbischof Becker einen pastoralen Perspektiv-Prozess, an dem sich viele Menschen aus dem ganzen Erzbistum beteiligten. Als Ergebnis verabschiedete der Paderborner Erzbischof im Oktober 2014 das "Zukunftsbild für das Erzbistum Paderborn" - ein Orientierungsrahmen für die künftige Entwicklung der Erzdiözese.

Bildmarke_final © Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
2022
Rücktritt von Erzbischof Hans-Josef Becker und Sedisvakanz

Im Juni 2022 gibt Erzbischof Hans-Josef Becker bekannt, dass er den Papst um Entpflichtung von seinen Aufgaben gebeten habe. Dieser Bitte gibt der Papst am 1. Oktober statt.

Das Metropolitankapitel in Paderborn wählt für die Zeit der Sedisvakanz Msgr. Dr. Michael Bredeck zum Diözesanadministrator. Prälat Thomas Dornseifer ist sein ständiger Vertreter.

Erstmals werden in Deutschland auch Laien bei der Findung eines neuen Bischofs beteiligt.

Mehr Infos zum Rücktritt, zur Sedisvakanz und zur Bischofswahl

Diözesanadministrator Dr. Michael Bredeck und ständiger Vertreter Prälat Thomas Dornseifer © Erzbistum Paderborn / Tobias Schulte
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