Vor langer Zeit, Anfang des 4. Jahrhunderts, lebte in der fernen Region Lykien ein frommer Mann. Sein Name war Nikolaus. Er hatte reiche Eltern. Aber nicht jeder war damals so wohlhabend wie er. Gern verschenkte er darum seinen Besitz an Menschen in Armut. Einmal kam Nikolaus die Geschichte eines notleidenden Mannes zu Ohren. Dieser Mann war so arm, dass er nicht wusste, wie er die Hochzeit seiner drei Töchter bezahlen sollte. „Ach“, klagte der Vater. „So bleibt mir nichts, als meine Mädchen an Dienstherren zu verkaufen.“ Und er weinte die ganze Nacht.
Nikolaus hörte sein Klagen und bekam Mitleid. Und weißt du, was er da tat? Heimlich schlich er sich in der Nacht zum Haus des armen Vaters. In seinem Sack hatte er einen runden Goldklumpen dabei, den er durch das Fenster des ersten Mädchens warf. Als diese am Morgen aufwachte, lief sie freudig zum Vater und zeigte ihm das kostbare Geschenk. Der Mann wusste nicht, wie ihm geschehen war. Auch in der folgenden Nacht kam Nikolaus wieder mit einem Goldklumpen vorbei und warf es ins Zimmer des zweiten Mädchens. Am nächsten Morgen war die Überraschung groß. Der Vater konnte sich nicht erklären, wie zwei seiner Töchter so reich beschenkt worden waren. „So will ich in dieser Nacht Wache halten“, beschloss da der Vater. Und als Nikolaus am dritten Tag in der Dämmerung mit einer Goldkugel vor dem Fenster der letzten Tochter erschien, entdeckte ihn der Vater. „Wie ist dein Name?“, frage er und er dankte Nikolaus von ganzem Herzen. Denn seine Kinder waren gerettet.