Der Mensch weiß, dass es ihn gibt
Erzbischof Dr. Bentz beginnt seine Predigt mit dem Bericht eines einschneidenden Ereignisses im Leben von Charles Darwin. Als dieser 1832 in die Region Patagonien kam, traf er dort auf deren Einwohner und es überkam ihm, so die Berichte, ein Gefühl der Erschütterung angesichts der Fremde, die er ihnen gegenüber empfand. Ein Phänomen, das uns bis heute begleite, erklärt der Paderborner Erzbischof: „Das Fremde, der so ganz Andere – immer wieder und durch die Geschichte der Menschheit hindurch, löst das Fremde Angst aus. Ich bin durch den anderen, der anders ist, in Frage gestellt. Das verunsichert.“ Je nach dem, wie selbst-unsicher man sei, wehre man sich gegen den Fremden, werte ihn ab oder beginne, gegen ihn anzugehen. „Wir erleben das gerade auch jetzt wieder in neuer Spielart in unsrer Gesellschaft“, erklärt Erzbischof Dr. Bentz.
„Was ist schon der Mensch, dass du seiner gedenkst“, zitiert der Erzbischof den Psalm 8 und ruft den Gläubigen die Verhältnismäßigkeit ins Gedächtnis, der der Mensch im Vergleich zum unermesslich großen Weltall unterliegt: „Wir Menschen leben auf einem klitzekleinen Planeten in einem unermesslich großen Weltall. Und dieser Planet ist einige Milliarden Jahre alt. Und erst 3.000 vor Christus beginnt das, was wir heute „Kultur“ nennen, mit den Ägyptern.“ Natürlich läge angesichts des Alters der Erde und des Universums der Schluss nahe, die Zeit des Menschen sei bis hierher „ein Nichts“ und unmöglich könne die Menschheit Dreh- und Angelpunkt des Universums sein.
Entscheidend sei jedoch: „Wir wissen, dass es uns gibt. Wir haben Selbst-Bewusstsein. Wir wissen um uns selbst“, erklärt der Erzbischof. Das unvorstellbar große Universum hingegen wisse das nicht: „Ein schwarzes Loch mit seiner unvorstellbaren Energie weiß nicht, dass es sie überhaupt gibt.“
Unter uns gäbe es Liebe und Freundschaft: „Manchmal sogar in einer ganz ungewöhnlichen Form, die lieber in den Tod geht, als dass sie Unrecht tut. Bei den Märtyrern ist das so. Vielleicht auch bei Menschen wie Nawalny oder anderen, die lieber ins Lager gehen und Gewalt erleiden, als sich dem Aggressor und der Unwahrheit beugen“, führt Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz aus. Das sei eine Größe, die die Größe des endlosen Weltalls übersteige. Weit übersteige.