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Erzbistum Paderborn
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Adventskranz in liturgischen Farben Violett und Rosa© Romolo Tavani / Shutterstock.com

Wenn die Priester Lila tragen Der Advent zwischen Fasten und Feiern

Warum auch vor Weihnachten gefastet wurde und Priester bis heute violette Gewänder tragen: Die Adventszeit von den Ursprüngen bis in die Gegenwart

Wer in den vier Wochen vor Weihnachten einen Gottesdienst besucht (oder ihn via Livestream verfolgt), wird bemerken, dass die Geistlichen im Altarraum kein Grün mehr tragen. Stattdessen sind ihre Gewänder violett und an einem Sonntag rosa. Diese Farben sieht man sonst nur zur vorösterlichen Fastenzeit, sie stehen für Buße und Umkehr. Aber der Advent ist doch keine Zeit des Fastens, im Gegenteil! Seit September liegen die Zimtsterne in den Supermarktregalen, Weihnachtsmärkte locken mit Glühwein und der vorweihnachtliche Kaufrausch ist in vollem Gange. Da denkt niemand an Verzicht. Doch die Farben der Messgewänder deuten darauf hin: Das war mal anders!

Erst Advent, dann Weihnachten, das ist klar. Doch wann die Kirche Weihnachten feiert, das ist lange alles andere als klar gewesen. Bevor sich unser heutiges Datum für die Geburt Jesu durchsetzt, gilt die damals am 6. Januar begangene Taufe Jesu als Hochfest. Aus naheliegenden Gründen ist dieser Tag auch ein wichtiger Tauftermin. Und genau wie bei der Taufe in der Osternacht, bereiten sich werdende Christinnen und Christen mit einer vierzigtägigen Fastenzeit auf diesen Termin vor.

Da man damals weder am Samstag noch am Sonntag fastet, erstreckt sich die Fastenzeit über acht Wochen, beginnend mit dem Fest des heiligen Martin, dem 11. November. Auf diesen Tag fällt auch das Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres: Der Zehnt, die Abgabe an Kirchen und Klöster, wird fällig. Es müssen aber auch alle Nahrungsmittel, die sich nicht über den langen Winter halten, aufgegessen werden – vielerorts Anlass für ein Festessen vor einer Phase der Enthaltsamkeit.

Verzicht und Vorfreude

Ab dem vierten Jahrhundert setzt sich der 25. Dezember als Datum für den Weihnachtstag durch. Damit verändert sich auch der Fastenbrauch. Die ersten Spuren einer vorweihnachtlichen Vorbereitungszeit finden sich im spätantiken Spanien und Frankreich. In seiner Fastenordnung schreibt Bischof Gregor von Tours (gest. 490) drei Fastentage pro Woche zwischen Sankt Martin und Weihnachten vor. Beeinflusst durch irische Missionare steht hier die endzeitliche Erwartung im Vordergrund. Mit Weihnachten verbinden sich also Hoffnungen auf eine baldige Wiederkehr des Gottessohnes. Was den Advent zu einer Zeit der Umkehr und Buße macht. Deshalb tragen die Geistlichen in dieser Zeit violette Messgewänder und in der Liturgie fallen Gloria, Halleluja und Te Deum weg.

Ganz anders in Rom. Hier geht es vor Weihnachten nicht um Verzicht, sondern um Vorfreude. Denn Weihnachten ist das Fest der Menschwerdung Gottes, seines „Kommens im Fleische“. Und das ist ein Freudenfest. Im 12. Jahrhundert gelangen einige der Elemente der französischen Bußpraxis nach Rom, doch zeigt das Festhalten am freudigen Hallelujaruf im Advent, dass Rom in dieser Zeit keine reine Bußzeit sieht.

Auch in anderer Sache wird Rom entscheidende Instanz: Papst Gregor der Große (gest. 604) legt die Dauer des Advents auf vier Sonntage fest. Eine Regelung, die sich – teils gegen großen Widerstand – im Laufe der Jahrhunderte in der gesamten westlichen Kirche durchsetzt. Nur in Mailand hat der Advent nach dem ambrosianischen Ritus bis heute noch sechs Sonntage.

Mehr Einkehr als Umkehr

Der Advent ist eine besondere Zeit – und eine besondere Mischung aus Freude und Vorbereitung. Das sieht man heute sehr schön an den liturgischen Farben des Advents: Am ersten, zweiten und vierten Sonntag wird die Farbe des Verzichts, Violett, getragen. Doch am dritten Adventssonntag, der „Gaudete“ (dt. Freut euch) heißt, sind die Messgewänder rosa – das Weiß des Festtages scheint quasi schon durch das Violett hindurch. Die Parallele zum vierten Fastensonntag vor Ostern, „Laetare“ (dt. Freue dich) ist dabei ganz bewusst gewählt.

Die Grundordnung des Kirchenjahres von 1969 betont den doppelten Charakter des Advents auch noch einmal: „Sie ist einerseits Vorbereitungszeit auf die weihnachtlichen Hochfeste mit ihrem Gedächtnis des ersten Kommens des Gottessohnes zu den Menschen. Anderseits lenkt die Adventszeit zugleich durch dieses Gedenken die Herzen hin zur Erwartung der zweiten Ankunft Christi am Ende der Zeiten. Unter beiden Gesichtspunkten ist die Adventszeit eine Zeit hingebender und freudiger Erwartung.“

Ganz offiziell keine Fastenzeit mehr

Diese Vorbereitungszeit kommt aber schon lange ohne strikten Verzicht auf Alkohol, Fleisch oder Zimtsterne aus. Das strenge Adventsfasten früherer Jahrhunderte ging mit der Zeit verloren, vielerorts wurde der Brauch durch bischöfliche Dispense eingeschränkt oder aufgehoben. Mit dem Codex Iuris canonici von 1917/18, dem ersten einheitlichen Gesetzbuch für die römisch-katholische Kirche, ist die Adventszeit offiziell keine Fastenzeit mehr.

Was nicht bedeutet muss, dass man zwischen Ende November und Weihnachten nun maßlos konsumieren müsste. Auch in einer Stimmung vorweihnachtlicher Freude kann man sich auf den besinnen, dessen Ankunft (lat. adventus) diese besondere Zeit vorbereiten soll: Jesus Christus.

Ein Beitrag von:
Redakteur

Cornelius Stiegemann

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