Auf den veränderten Beratungsbedarf reagieren die Stadt Hagen und die großen Wohlfahrtsverbände Caritas, AWO, Diakonie und Deutsches Rotes Kreuz im Herbst 2021 mit der Gründung eines zentralen Hochwasserhilfe-Büros.
Dicke Bretter bohren
Mit der Zeit verändern sich nicht nur die Aufgaben von Alexander Kleinkorres. Nun dauert es auch viel länger, bis sich ein Erfolg einstellt. Die kleineren Schadenfälle waren anfangs meist rasch erledigt. Den Schaden, der aus einem vollgelaufenen Keller resultierte, regulierten die Versicherungen in der Regel unbürokratisch. Was bleibt, sind die Großschäden, bei denen sich die Versicherungen umständlich zeigen und versuchen, sich mit immer neuen Einwänden aus der Sache herauszuwinden. Alexander Kleinkorres erzählt von einem Fall, bei dem ein Handwerker bis heute sein eigenes Haus nicht sanieren darf, weil die Rechtslage ungeklärt ist.
Und es gibt Härtefälle, zum Beispiel den einer mehrfach behinderten Frau, deren behindertengerecht ausgebaute Erdgeschosswohnung komplett überflutet wurde. Das Wasser riss dabei das bewegliche Inventar mit sich und ließ die Festeinbauten unbrauchbar zurück. Weil der Rechtsstreit nicht beigelegt ist, gibt es noch keine Hilfen. Die Frau lebt heute wieder bei ihren Eltern in der Etage darüber.
In seiner Tätigkeit musste Alexander Kleinkorres eine ernüchternde Erfahrung machen: Unter den Langzeitfolgen der Überschwemmung leiden besonders oft Menschen, die schon vor der Flut am Rand der Gesellschaft standen. Die Schäden in Hagen waren gewaltig. Doch dass Alexander Kleinkorres fast anderthalb Jahre nach der Flut immer noch mit der Hochwasserhilfe befasst ist, hätte er sich anfangs nicht träumen lassen. Dennoch kann er seiner Arbeit viele positive Seiten abgewinnen. Mitunter kommen selbst langwierige Verhandlungen zu einem Abschluss. Wichtig ist für ihn auch ein neues Feld der Hochwasserhilfe, nämlich Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche in Form von Projektarbeit.