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Erzbistum Paderborn
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© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Die Kinder lieben die Regenbogenfarben

Die Himmelstreppe am Hennedamm in Meschede ist ein Ort von besonderer Spiritualität

Lippling ist einer der ältesten Glaubensorte im Delbrücker Land. Die Herz-Jesu-Kirche ist jedoch trotz ihrer Spitzbögen, ihrer Fensterrose und des Rippengewölbes kein Kind des hohen Mittelalters: Vielmehr wurde das Gotteshaus erst im Jahr 1900 im neugotischen Stil errichtet.

Eine besonders interessante Variante des Historismus

Die Neugotik ist eine besonders interessante Variante des Historismus, der im 19. und frühen 20. Jahrhundert den Baustil aller öffentlichen Gebäude prägte. Geistesgeschichtlich ist die Neugotik eine Gegenbewegung zur Hochindustrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Während in den Bielefelder Textilfabriken die Dampfmaschinen schnauften und die Webstühle ratterten, die Köln-Mindener Eisenbahn das Leben der Menschen in Westfalen beschleunigte, die Telegrafen Nachrichten aus aller Welt bis ins Paderborner Land übermittelten und die Elektrifizierung zunehmend größere Lebensbereiche umfasste, beschwor die Neugotik ein romantisierendes Mittelalterbild, in dem alles noch seine Ordnung hatte.

Gebäude älter aussehen lassen

Beliebt war die Neugotik auch deshalb, weil man mit ihr Gebäude älter aussehen lassen konnte, als sie waren, um damit an Traditionen „anzuknüpfen“, die es gar nicht gab. Nicht umsonst ist die St. Patrick’s Cathedral, Sitz des Erzbischofs von New York, ein Gebäude der Neugotik. In deutschen Landen war die Neugotik sogar ein Baustil mit politischer Botschaft. Die Gotik galt als typisch deutsch. Deshalb verfolgte das deutsche Kaiserreich nach seiner Gründung im Jahr 1871 ein neugotisches Bauprogramm, um damit Einigkeit und Größe zu demonstrieren. Im Zuge dieses Bauprogramms wurde 1890 der Turm des Ulmer Münsters vollendet, der Kölner Dom wurde gar erst im Jahr 1900 fertig, also im Jahr der Errichtung der Herz-Jesu-Kirche in Lippling. Es wurden aber nicht nur mittelalterliche Kirchen fertiggestellt, es entstanden Ende des 19. Jahrhunderts auch viele Kirchenneubauten im neugotischen Stil. Nach der Jahrhundertwende ebbte die Welle der neugotischen Kirchenbauten in Deutschland ab, auch deshalb, weil man erkannt hatte, dass die ersten himmelstrebenden Kathedralen der Gotik zuerst in Frankreich entstanden waren. Stattdessen wurde die Romanik zum deutschen Baustil deklariert und die Neuromanik blühte auf – wobei sich der historische Denkfehler dadurch nur wiederholte, denn auch die Romanik war über Frankreich nach Deutschland gekommen.

Lange Tradition als Glaubens- und Wallfahrtsort

Was bedeutet dieser Ausflug in die Stilgeschichte nun für die Herz-Jesu-Kirche in Lippling? Sie ist viel zu klein, als dass von ihr jemals eine politische Botschaft ausgegangen wäre. Die neugotische Bauweise ist dennoch beabsichtigt. Einerseits wollte die Kirchengemeinde mit ihr an eine lange Tradition als Glaubens- und Wallfahrtsort anknüpfen, andererseits einen Gegenpol zum hektischen Industriezeitalter setzen und einen Ort der Ruhe und Einkehr schaffen.

Ein spiritueller Mittelpunkt

Dies ist bis heute gelungen. Die Herz-Jesu-Kirche in Lippling ist als Teil des Pastoralverbundes Delbrück-Hövelhof der spirituelle Mittelpunkt einer 1.600 Seelen zählenden, überaus lebendigen Gemeinde. „Erst vor einigen Jahren konnten wir die Außensanierung der Kirche abschließen“, berichtet Josef Hansjürgens, der Vorsitzende des Kirchenvorstands. „Die Innensanierung steht noch an.“ Obwohl die Corona-Pandemie das kirchliche Leben nicht gerade einfacher gemacht hat, ist Josef Hansjürgens sicher, dass auch das Innere der Herz-Jesu-Kirche bald wieder strahlt. Bis dahin empfiehlt er Interessierten, die Kirche in der Abenddämmerung zu besuchen. Kurz vor Sonnenuntergang fällt das Licht besonders schön durch die bunten Glasfenster auf den neugotischen Hochaltar und verdeckt sanft die „Schönheitsmakel“, die sich seit der letzten Innenraumsanierung angesammelt haben.

© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Bistumskalender 2021: Auf dem Weg im Erzbistum Paderborn

Der diesjährige Bistumskalender nimmt uns mit auf eine Reise durch das Erzbistum Paderborn und macht jeden Monat Halt an zwei besonderen Orten: an zahlreichen Kapellen oder Kreuzwegen, die jeweils Zeugen einer interessanten Entstehungsgeschichte sind. Darüber hinaus erzählt der Kalender faszinierende Geschichten von Menschen, die mit diesen Orten verbunden sind – manchmal nicht nur über viele Jahre, sondern sogar über weite Entfernungen hinweg. Wir stellen Ihnen hier alle zwei Wochen das neueste Kalenderblatt vor.

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